Mit Kunst das Wertesystem wieder herstellen

Interview mit dem Chefredakteur der Chinese European Post nach dem Shen Yun – Chinese Spectacular
Titelbild
Yuejun Qian stammt ursprünglich aus Shanghai. Nach seiner Promotion an der Ruhr-Universität Bochum zum Dr.-Ing. (1992) arbeitete er als Physiker und Entwicklungsingenieur bei der Black & Decker GmbH und ist seit 1998 Entwicklungsingenieur bei Continental Teves in Frankfurt/M. Neben seinem Beruf ist er Mitbegründer der Zeitschrift „LaiYinTongXin“, der er seit 2001 als Geschäftsführender Redakteur vorsteht. Gegründet wurde sie bereits 1987. Im Jahre 1989 gründete er die „Zeitung der Chinesischen Studenten und Wissenschaftler in Deutschland“, die heutige „Chinese European Post“, die er seit 2004 als Geschäftsführender Chefredakteur leitet. Qian ist seit 2004 Vorsitzender der Gesellschaft der Chinesischen Studenten und Wissenschaftler in Deutschland e.V. Seit dem Massaker auf dem Platz des himmlischen Friedens 1989 ist er im Bereich Menschenrechtsfragen tätig. Seine Schwerpunkte sind: soziale Probleme und Arbeitsrecht in China. (ETD)
Epoch Times7. März 2008

WIEN. Shen Yun habe für China eine sehr wichtige Bedeutung, sagt Yuejun Qian, Chefredakteur der chinesischen Zeitung in Deutschland „Chinese European Post“. Die Show könne nämlich den Menschen in China ihr traditionelles Wertesystem wieder zurückgeben und somit das soziale Chaos bekämpfen. Im Interview mit der Epoch Times spricht Yuejun Qian von der systematischen Zerstörung der traditionellen chinesischen Kultur durch die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) und schließlich deren Wiederbelebung durch Shen Yun, der Show zum chinesischen Neujahr.

ETD: In welchem Zusammenhang steht die Show mit der traditionellen chinesische Kultur?

Qian: Die 5.000 Jahre alte Geschichte Chinas hat die chinesische Kultur als ein komplexes System aufgebaut. Dieses Wertsystem sollte sich bis heute eigentlich zur Reife entwickelt haben. Leider wurde es während der 50 jährigen Machtherrschaft der KPCh systematisch zerstört. Noch schlimmer ist, dass nicht nur die Kultur, sondern auch die Moral dahinter zerstört wurde. Diese kann jedoch nicht in kurzer Zeit wiederhergestellt werden. Die Verbreitung der traditionellen Kultur dient deshalb der Wiederbelebung der Moral. Die derzeitige Korruption in China, die Kriminalität und das soziale Chaos hängen eng mit diesem völligen Untergang der Moral zusammen.

Der chinesische Konfuzianismus spricht von Gutherzigkeit, Gerechtigkeit, Höfflichkeit, Weisheit und Treue, wobei die Gutherzigkeit an der ersten Stelle steht. Im Buddhismus wird die Barmherzigkeit praktiziert. Das soll die Menschen daran erinnern Gutes zu tun, um für sich selbst und die Nachkommen Glück zu hinterlassen. Heute glauben die meisten Chinesen jedoch an nichts mehr. Solange es niemand sieht, wagt man alles zu tun.

Ein Wertsystem kann aber nicht durch Belehrung aufgebaut werden. Konfuzius hat zum Beispiel seine Lehre über „gesellschaftliche Sitten“ verbreitet. Er begann, die Menschen zu lehren, was unter dem Begriff Sitte zu verstehen ist. In der buddhistischen Kultur gibt es viele Geschichten und Legenden, die den Menschen einen Gedanken oder den Inhalt eines Begriffes übermitteln. Diese Geschichten sind in Shen Yun zu sehen. Ich finde daher, dass Shen Yun auf eine künstlerische Weise Moral und Werte interpretiert und zum Ausdruck gebracht hat, wodurch das traditionelle Moral- und Wertesystem in der chinesischen Kultur wiederhergestellt werden kann.

Seit der Herrschaft der KPCh haben die heutigen Chinesen keine systematische Erziehung in der traditionellen Kultur erhalten. Das führte dazu, dass schon seit meiner Generation ein Bruch in der Kultur besteht. Wie kann unsere Generation die traditionelle Kultur wieder herstellen? Wie kann die jüngere Generation wieder die wahre traditionelle chinesische Kultur erfahren? Diese beiden Aufgaben sind nicht etwas, bei dem wir uns Zeit lassen können. Vor diesem Aspekt ist Shen Yun von sehr wichtiger Bedeutung.

Gleichzeitig hat Shen Yun auch dem Westen geholfen, die chinesische traditionelle Kultur kennen zu lernen. Die heutige, globalisierte Welt verlangt gegenseitige Kenntnis und Verständnis unterschiedlicher Kulturen. Es ist nicht zu vernachlässigen, dass viele im Westen die chinesische Kultur nicht kennen. Dadurch können sie auch das chinesische Volk nicht richtig kennen. Dies beeinflusst wiederum den Austausch in Kultur, Wirtschaft und Politik. Auch in dieser Hinsicht ist Shen Yun sehr wichtig.

Für die chinesische Gesellschaft vermittelt die Shen Yun-Show die Elementarkenntnisse über die chinesische traditionelle Kultur und sie legt einen Grundstein für die Wiederherstellung derselben. Das übt nicht nur auf die Chinesen in Übersee sondern gerade auch für die Chinesen auf dem Festland eine Wirkung aus. Ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass Shen Yun ein Vorbild für den Kunstkreis Chinas wird, der vorzeigt, dass die chinesische Kultur wieder belebt werden kann. Ich hoffe, dass die Künstler diesen Beitrag auch einmal in China leisten können.

ETD: Welche Botschaft beinhaltet Shen Yun?

Qian: Ich finde das ganze Programm der Show sehr gut. Konkret hat Shen Yun die buddhistische Kultur als Basis genommen zur Wiedergabe der chinesische Kultur. Persönlich glaube ich, dass die buddhistische Kultur die Grundlage der chinesischen Kultur bildet. Die buddhistische, taoistische und konfuzianische Kultur sind die elementaren Bestandteile chinesischer Kultur, aber im Volk steht die buddhistische Kultur an erster Stelle.

Die konfuzianischen und buddhistischen Gedanken wurden auf der Basis der traditionellen chinesischen Gesellschaft verbreitet. Heute ist die Gesellschaft eine andere. Es stellt sich die Frage, inwiefern die traditionelle Kultur auf sie angewandt werden kann. Viele glorreiche Kulturen sind ausgestorben, weil sie in der modernen Gesellschaft nicht mehr anwendbar sind. Wie also können solche kulturellen Gedanken interpretiert und transportiert werden? Shen Yun zeigt uns einen Weg. Etwa das Tanzstück „Früchte der Güte“, in dem zwei Jugendliche unter Anleitung der Buddhas ihren Lebensweg ändern. Das hat den traditionellen Gedanken mit der heutigen Gesellschaft sehr gut in Verbindung gebracht.

Vom künstlerischen Niveau her finde ich die Tänze der ethnischen Gruppen ausgesprochen schön und vielfältig. Dabei sind die Han-Chinesen eher schüchtern und haben nicht die Gewohnheit, durch Tanz ihr Gefühl auszudrücken. Aber viele ethnische Volksgruppen sind bekannt für ihre Tänze und Volkslieder. Andererseits haben die ethnischen Gruppen auch eine große Wirkung auf die westliche Gesellschaft. Ich glaube, dass die Meisten im Westen schon von Tibet gehört haben. Durch den Tanz der tibetischen Frauen können sie die tibetische Kultur näher kennen lernen.

ETD: Vielen Dank

Die Fragen stellte Lea Zhou

Text erschienen in Epoch Times Deutschland Nr. 10 (5.-11.Mrz. 2008)



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