Berlins Freibäder: „Was soll das?“ – Demo gegen Ausweiskontrollen

Randale in Berliner Freibad. Die Landespolitik handelt, es scheint zu funktionieren. Manche demonstrieren: „Was soll das?"
im Freibad
In einem Berliner Freibad, vor zehn Jahren, am 27. Juli 2013.Foto: Sean Gallup/Getty Images
Von 27. Juli 2023

Seit einigen Tagen ist das Columbiabad in Berlin wieder geöffnet. Mit verstärkten Kontrollen und Einlassformalitäten wird versucht, der Lage Herr zu werden. Zeichen setzen will die Berliner Politik. Problem gelöst?

Wohl nicht, wenn es nach Heinz Buschkowsky geht. Der ehemalige Berliner Brennpunkt-Bürgermeister (Neukölln) prophezeit: „Es wird auch nächstes Jahr wieder zu Ausschreitungen kommen.“

Sein Tipp: „Ich kann nur alle Eltern warnen, ihre Kinder in einem bestimmten Alter zum Beispiel ins (Berliner) Columbiabad zu schicken.“

Demonstranten: „Kein Freibad-Rassismus“

Nicht nur im Columbiabad gibt es Probleme – darunter sind auch Demonstranten vor den Toren des Prinzenbades in Kreuzberg. Der rbb berichtete am 23. Juli: „Rund 100 Teilnehmer:innen demonstrieren im Freibad.“ Empört seien sie, weil die Politik die Einführung von Ausweiskontrollen beschlossen hatte. Ein großes Schild aus Kartonpappe wird hochgehalten: „Freibad für alle – Kein Platz für Rassismus“.

Irgendjemand hält eine Rede. Leute stehen und sitzen herum und klatschen. Eine Demonstrantin fragt ins RBB-Mikro: „Wie ist das mit Leuten, die keine Pässe haben? (…) Dürfen die jetzt alle nicht mehr baden gehen? Was soll das?“, regt sich die junge Dame auf.

Ein Badegast wird befragt. Dieser kann die Aufregung gar nicht verstehen – und dass man plötzlich so streng ist: „Hier wird zu politisch über ein Thema gesprochen, was einfach schon immer da gewesen ist“, erklärte der junge Mann. Jugendliche würden doch „immer mal […] über die Stränge schlagen. Er rät, „das nicht nur auf eine bestimmte Gruppe (zu) reduzieren“, weil es ja „alle möglichen Menschen“ betreffe, weil ja „alle mal jung“ gewesen seien.

Berliner Konsequenz gegen Randale

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner ist dabei, konsequente Maßnahmen gegen randalierende Badegäste in drei Berliner Freibädern umsetzen: „Ich möchte eine mobile Wache von der Polizei an den Brennpunktbädern, wo es immer wieder zu Ausschreitungen kommt“, erklärte der CDU-Politiker kurz nach den Ausschreitungen. Mehr Sicherheitspersonal und verstärkte Einlasskontrollen. Man setzte um, was angekündigt wurde.

Auch wenn Wegner davor warnte, pauschale Anschuldigungen gegen Migranten im Zusammenhang mit der Bäderrandale zu erheben, dürfte ihm klar sein, an wen sich seine Maßnahmen hauptsächlich richten. Der CDU-Rathauschef und Regent des Stadtstaates Berlin sprach von einer „kleinen Minderheit“, die für die Randale verantwortlich gewesen sei.

Wegener warf Langeweile und Perspektivlosigkeit als Gründe in den Ring – und sieht hier auch den Lösungsansatz: Den jungen Menschen müssten Perspektiven gegeben werden. Man müsse bei der Bildung ansetzen, so der seit wenigen Monaten im Amt befindliche neue Regierende Bürgermeister.

Der Bürgermeister, der auch Landesgruppenchef der CDU Berlin ist, regiert seit April dieses Jahres die Bundeshauptstadt und den Stadtstaat Berlin. Erst im Februar hatte das Bundesverfassungsgericht die Wahl von 2021 wegen massiver Unregelmäßigkeiten annulliert. Mit der Neuwahl wurde die rot-rot-grüne Koalition unter Michael Müller (SPD) vom Hof geschickt und die CDU ging wieder mit der SPD eine Große Koalition ein.



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