Clankriminalität in NRW: Rund 20 Prozent mehr Straftaten innerhalb eines Jahres

In Nordrhein-Westfalen verschärft sich das Problem der Clankriminalität: Eine Steigerung von über 20 Prozent innerhalb nur eines Jahres lässt aufhorchen und fordert Maßnahmen.
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Razzia in Deutschlands Clan-Milieu. Symbolbild.Foto: ODD ANDERSEN/AFP via Getty Images
Epoch Times22. August 2023

Die Clankriminalität in Nordrhein-Westfalen ist nach Regierungsangaben innerhalb eines Jahres um 20,3 Prozent gestiegen. Im Jahr 2022 wurden 6.573 Straftaten mit Clanbezug registriert, wie das Innenministerium in Düsseldorf in seinem sogenannten Lagebild Clankriminalität am Dienstag mitteilte. Im Vorjahr waren es noch 5.462 Straftaten gewesen. 30,9 Prozent der Straftaten 2022 waren sogenannte Rohheitsdelikte wie Raub, Bedrohung, Körperverletzung oder Freiheitsberaubung.

Bei den Rohheitsdelikten und Straftaten gegen die persönliche Freiheit gab es im Vorjahresvergleich einen Zuwachs von 32,8 Prozent. 14,9 Prozent der Straftaten mit Clanbezug waren Vermögens- und Fälschungsdelikte. 14,6 weitere Prozent fielen in den Bereich der Diebstähle. Dieser Teilbereich wuchs im Vergleich zu 2021 um 78,4 Prozent.

„Unseren Dauerlauf im Kampf gegen Clankriminelle setzen wir fort, die Kondition dafür haben wir“, erklärte Innenminister Herbert Reul (CDU). Die Gewaltbereitschaft sei enorm. „Deshalb gilt null Toleranz – heute wie morgen“, fügte er hinzu.

Zahl der Tatverdächtigen gestiegen

Die Behörden registrierten einen Anstieg bei der Zahl der Tatverdächtigen. 4.035 Menschen mit Clanbezug zählten sie insgesamt, ein Anstieg um 11,2 Prozent verglichen mit 2021. 81,1 Prozent waren männlich. Sie waren überwiegend zwischen 26 und 30 Jahre alt. Etwas mehr als die Hälfte der Verdächtigen hatte die deutsche Staatsangehörigkeit. Dahinter folgen mit 16,7 Prozent syrische Staatsbürger und mit 13,6 Prozent libanesische Staatsbürger.

Im Jahr 2022 gab es 615 Razzien und 1570 Kontrollen. Schwerpunkte dabei waren Shishabars, Wettbüros und Restaurants. Fast jedes vierte Lokal wurde direkt im Anschluss von den Behörden geschlossen. Grund dafür waren häufig fehlende Konzessionen oder Hygienemängel. Bei den Kontrollen wurden sieben Straftaten gegen Vollstreckungsbeamte erfasst.

Ein Brennpunkt war das Ruhrgebiet, in dem die meisten Straftaten mit Clanbezug erfasst wurden. 11,2 Prozent fielen in den Bereich der Polizei Essen. Mit 8,4 Prozent folgt Recklinghausen. Auf Platz drei landete Gelsenkirchen mit 6,6 Prozent.

Einige Erfolge gegen Clan-Kriminalität

Mehrere gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen Clanmitgliedern beschäftigten die Behörden. Beispielsweise waren im Juni 2022 an einer Auseinandersetzung zwischen Angehörigen zweier Großfamilien rund 200 Menschen beteiligt. Vier davon wurden verletzt. Gegen 28 Menschen wurde daraufhin ermittelt. Tumulte dieser Art gingen in den vergangenen Jahren allerdings zurück. Waren es 2017 noch 179, verzeichnete die Polizei 37 im Jahr 2022.

Als Erfolg wertete das Innenministerium die Ermittlung von sieben Tatverdächtigen im vergangenen Jahr, die im Jahr 2020 über 1.400 hochwertige Markenstaubsauger im Wert von rund 600.000 Euro gestohlen und weiterverkauft haben sollen.

116 Nachnamen gelten den Behörden als Clannamen, drei mehr als im Vorjahr. Das Landeskriminalamt wertet das Phänomen Clankriminalität auf Grundlage einer namensgebundenen Recherche aus. Die familiäre oder ethnische Gebundenheit wird durch einen gemeinsamen Nachnamen als gegeben angesehen. (afp/dl)



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