Tödliche Nachbarn in Herne: Kobra-Halter hielt zahlreiche Giftschlangen im Mehrfamilienhaus – Keine Regelung in NRW

20 Giftschlangen hatte der Mann in seiner Wohnung gehalten, darunter drei Monokel-Kobras. Die ausgebrochene soll jedoch nicht von ihm gewesen sein, sagt er. Doch welche Schlangenarten wohnten eigentlich in Nachbarschaft mit den ahnungslosen anderen Bewohnern?
Titelbild
Gesperrt wegen Schlangenfang: Das Mehrfamilienhaus in Herne, in dem der Bewohner mehrere Schlangenarten hielt.Foto: MARCEL KUSCH/AFP/Getty Images
Epoch Times4. September 2019

Als am Sonntagnachmittag, 25. August, eine Bewohnerin eines Mehrfamilienhauses an der Bruchstraße in Herne-Holthausen eine exotisch aussehende goldgelbe Schlange im Hausflur entdeckte, muss der Schreck gewaltig gewesen sein. Ihr Freund machte noch schnell ein Foto, bevor das Reptil wieder verschwand.

Was die beiden zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten, von den alarmierten Behörden aber schnell herausgefunden wurde: Es handelte sich um eine tödlich giftige Monokel-Kobra, die ihrem Nachbarn entwischt war.

Der Tod wohnte nebenan

Die Stadt Herne vermutet, dass das Tier aus der Wohnung eines Mieters stammt, in der dieser nach Auskunft der Stadt 20 Giftschlangen, darunter drei Monokel-Kobras und zwei ungiftige Schlangen befanden. Der Mann streitet jedoch bisher ab, dass die entwischte Kobra ihm gehöre. Weiterhin lebten neben dem Mann und seiner Freundin mit ihren zwei Leopardgeckos noch 16 Ratten und 9 Mäuse mit fünf Würfen hier, offenbar als Lebendfutter für die Schlangen und außerdem noch eine Gelbwangenschmuckschildkröte.

Doch die EPOCH TIMES wollte es noch etwas genauer wissen und fragte bei der Stadt nach, welche Schlangenarten in der Wohnung gehalten wurden. Die Antwort machte deutlich, in welch großer Gefahr sich die Bewohner des Hauses durch die vorgefundenen Schlangenarten potenziell befanden:

Kobras (Giftnattern): Monokel-Kobra, Zebra-Speikobra, Chinesische Kobra, Brillenschlange (Südasiatische Kobra) – Afrika/Asien, Nervengift/Gewebegift, Atemlähmung/Herzkammerflimmern, potenziell tödlich

Mamba (Giftnattern): Afrika, Nervengift/Herzgift, Atemlähmung, unbehandelt tödlich, blitzschnell, bis 20 km/h

Bambusotter (Grubenottern/Vipern): Südostasien, Blutgift, schmerzhaft, selten tödlich

Kupferköpfe (Grubenottern/Vipern): Nordamerika, Blutgift, schmerzhaft, in der Regel nicht tödlich

Königspython: Afrika, ungiftig, Würgeschlange, 2 Meter

Tigerpython: Süd-/Südostasein, ungiftig, Würgeschlange, 3 Meter, wenig aggressiv, schmerzhafte Bisse möglich, Todesfälle in den USA durch Erwürgen bekannt

Unter dem Aspekt des überraschenden und unverhofften Auffindens der Kobra in Herne außerhalb des versiegelten Häuserblocks kann man von Glück sprechen, dass nicht doch noch etwas Schlimmes passiert ist. Doch was wäre, wenn sie jemanden erwischt hätte, vielleicht sogar ein Kind? Der Biss der Monokel-Kobra ist keine Kleinigkeit, wie ein Video aus den USA zeigt:

Die Schlangenjagd in Herne

Die vier Häuser des Wohnkomplexes wurden evakuiert, durchsucht, versiegelt und die 30 Bewohner bei Freunden und Verwandten, in Hotels oder in städtischen Notunterkünften untergebracht. Trotz tagelanger und intensiver Suche wurde das Tier nicht mehr gefunden.

Der Ordnungsdezernent der Stadt Herne warnte am Dienstag noch in einer Presseerklärung: „Wir rufen die Bevölkerung weiterhin zu besonderer Aufmerksamkeit und Vorsicht im Umfeld auf. Bleiben Sie möglichst auf befestigten Wegen und vermeiden Sie es, durch hohes Gras oder dichten Bewuchs zu gehen.“ Man zog die Möglichkeit in Betracht, dass die Schlange sich außerhalb des Gebäudes aufhalten könnte, sah diese aber wohl eher als unwahrscheinlich an.

Man überlegte, ob man das Gebäude mit Folie einwickeln und unter Gas setzen sollte, nahm aber schließlich von dem aufwendigen Plan Abstand. Man vermutete die Schlange irgendwo in den Kellerräumen oder dem Dachboden. Dort würde sie irgendwann ohne Nahrung und Wasser verenden. Da diese Bereiche versiegelt waren, schickte man die Menschen in ihre „sicheren“ Wohnungen zurück.

Doch man hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Die Kobra muss gleich von Anfang an in den Außenbereich des Komplexes entwischt sein. Die lauernde Gefahr unterschätzend zogen immer wieder Neugierige an den abgesperrten Häusern vorbei, machten Fotos, wie „Der Westen“ berichtete. Einer der Anwohner sagte gar, dass er an einem Abend „eine Familie mit Kindern, die mit Taschenlampen unterwegs waren“ in seinem Hinterhof sah.

Als ein Anwohner dem Herner Bürgermeister beim Ortstermin vorschlug, das hohe Gras hinter dem Gebäude sicherheitshalber abzumähen, wurde dem nachgegangen. Durch den Lärm und die Erschütterungen des Mähroboters wurde die Kobra aufgeschreckt und baute sich vor dem Stadtmitarbeiter drohend auf. Dieser schlug Alarm. Es wurde weiträumig abgesperrt und ein Schlangenexperte suchte nach der Schlange, entdeckte sie unter einer Stufe am Kellereingang eines der Wohnhäuser und fing das flinke Tier ein, das jederzeit blitzschnell zuzubeißen bereit war. In einer Plastikkiste mit roten Totenkopfaufklebern wurde die Monokel-Kobra abtransportiert.

Die Schlangen des Halters sind nun im Besitz eines Schlangenexperten. Seine Wohnung ist versiegelt, die Spurensicherung sucht nach Beweisen seiner Halterschaft für die Kobra, die den kostspieligen Einsatz ausgelöst hatte. Die Stadt will Regress nehmen. Die Höhe der Kosten ist noch nicht genau bekannt.

Bisher fehlt eine Gefahrtierverordnung in NRW. Die Stadt Herne hält dies jedoch für erforderlich. Ebenso habe sich die Landesumweltministerin dahingehend geäußert, so eine Stadtsprecherin. Eine bundeseinheitliche Regelung gibt es nicht. Die Länder Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg, Sachsen, Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg haben aktuell kein Gesetz, welches die Haltung gefährlicher Tiere regelt. Einzelne Städte und Gemeinden können jedoch eigene Verordnungen erlassen.

 



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