Feuer in Flüchtlingshotel: Polizei vermutet politische Brandstiftung

Der Staatsschutz Schwerin ermittelt im Fall einer mutmaßlichen Brandstiftung auf eine Flüchtlingsunterkunft an der Ostsee nahe Wismar. Bundesinnenministerin Nancy Faeser zeigt sich von der „furchtbaren Nachricht“ erschüttert und kündigt ein hartes Vorgehen an.
Brandstiftung? Feuerwehrleute löschen den Brand in einem mecklenburgischen Hotel, in dem Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht waren.
Feuerwehrleute löschen den Brand in einem mecklenburgischen Hotel, in dem Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht waren.Foto: Jens Büttner/dpa
Von 20. Oktober 2022

Groß Strömkendorf, zehn Kilometer nördlich von Wismar, später Mittwochabend, 19. Oktober. Hier, nur wenige Hundert Meter von der Brücke zur Ostseeinsel Poel entfernt, durchziehen Flammen und Rauch die Nacht über dem reetgedeckten Dach des „Phoenix Hotel Schäfereck“. Es besteht der Verdacht der politisch motivierten Brandstiftung.

Faeser: „Eine furchtbare Nachricht“

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) twittert am Donnerstagmittag: „Das ist eine furchtbare Nachricht. Menschen, die vor Putins Krieg bei uns Schutz gefunden haben, mussten aus den Flammen gerettet werden. Wenn sich Brandstiftung bestätigt, ist das ein menschenverachtendes Verbrechen, das mit aller Härte verfolgt wird.“

Harte Konsequenzen forderte auch Mecklenburg-Vorpommerns Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) und erklärte: „Eins muss für alle klar sein: Menschen, die vor Krieg flüchten, brauchen unseren Schutz und unsere Unterstützung. Hetze und Gewalt dulden wir nicht!“

Feuer in der Nacht

Isabel Wenzel, Sprecherin des Polizeipräsidiums Rostock und Polizeiführerin vom Dienst, berichtet, dass das Feuer gegen 21:20 Uhr ausgebrochen sei – zunächst aus „ungeklärter Ursache“. Allerdings heißt es auch: „Die Polizei geht von Brandstiftung aus.“

„Das Hotel dient zurzeit als Unterkunft für ukrainische Geflüchtete“, erklärte Isabel Wenzel in einer Polizeimeldung noch in derselben Nacht. Glücklicherweise konnten alle 14 Bewohner und drei Mitarbeiter das Haus unverletzt verlassen.

Mittlerweile hat der Staatsschutzleiter der Kriminalpolizei in der Landeshauptstadt Schwerin die Ermittlungen übernommen, unterstützt von den Ermittlern des Kriminalkommissariats Wismar. Der aktuelle Sachstand am Donnerstagmittag: „Nach jetzigem Stand wird von einer Brandstiftung an dem reetgedeckten Haus ausgegangen, zudem wird ein politischer Hintergrund vermutet.“ Die Staatsanwaltschaft Schwerin hat einen Sachverständigen für Brandursachen angefordert.

„Hakenkreuz-Schmierereien“

Die Nachrichtenagentur dts berichtete, dass an dem Hotel zuvor „Hakenkreuz-Schmierereien“ entdeckt worden seien. Eine polizeiliche Bestätigung dazu liegt derzeit nicht vor. Allerdings berichtet auch der NDR, dass die Polizei bereits am Mittwoch in dem Hotel gewesen sei, weil sich eine „Hakenkreuz-Schmiererei auf dem Eingangsschild“ befunden hatte. Berichtet habe darüber der für die Region zuständige Landrat Tino Schomann (CDU).

Andrej Bondartschuk, Leiter der Flüchtlingsunterkunft und selbst aus der Ukraine stammend, sagte: „Ich finde das sehr erschreckend, dass man in dem Land ankommt, wo man in Sicherheit ist und geschützt und plötzlich muss man wieder einmal sein Heim verlassen. Man muss wieder einmal um die eigene Sicherheit bangen und diese Unsicherheit noch einmal erleben, die man schon mal erlebt hat.“

Das Hotel wird laut Polizeiangaben bereits seit April 2021 als Flüchtlingsunterkunft genutzt. Bei den derzeitigen Bewohnern handelt es sich demnach größtenteils um Ukrainer.



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