Arzt berichtet aus einem chinesischen Krankenhaus: „Das Schwierigste ist die Patienten leiden zu sehen“

Chen gehört zu den Ärzten, die einige der kränksten Patienten in einer chinesischen Stadt behandeln, die sich mit Covid-19 infiziert haben. Er sei sich der Risiken bewusst gewesen, als er sich an die vorderste Front beim Kampf gegen das Coronavirus stellte. Der Arzt erzählt von seinen Eindrücken.
Titelbild
Medizinisches Personal behandelt am 24. Februar 2020 in einem Krankenhaus in Wuhan Patienten, die mit COVID-19 infiziert sind.Foto: STR/AFP über Getty Images
Epoch Times28. Februar 2020

„Ich habe Angst davor, mich anzustecken oder sogar zu sterben. Nachdem ich den Befehl erhalten hatte, machte ich als Erstes ein Foto mit meiner Familie. Ich war besorgt, dass ich nicht mehr nach Hause kommen werde“, sagte der Arzt, dessen Namen die Epoch Times aus Sicherheitsgründen nicht vollständig nennt.

„Es gibt so viele Tote. Die Sterblichkeitsrate von Patienten in kritischem Zustand liegt bei etwa 80 Prozent, und die Sterblichkeitsrate von Patienten in schwerem Zustand beträgt ungefähr 20 Prozent“, sagte er im Exklusiv-Interview mit der Epoch Times am 27. Februar. 

Im Interview sprach Chen darüber, was er in der Stadt Ezhou, etwa 80 Kilometer östlich von Wuhan, gesehen und erlebt hat. Beide Städte liegen in der Provinz Hubei.

Als Arzt mit viel Erfahrung in der Behandlung von Patienten mit Atemwegserkrankungen auf Intensivstationen und Beatmungsstationen wurde er im Februar aus einer anderen Provinz in das Zentralkrankenhaus von Ezhou entsandt, um bei der Behandlung der vielen Covid-19-Patienten zu helfen.

Die chinesischen Behörden verbieten dem medizinischen Personal, Medieninterviews zu führen. Um Chens Identität zu schützen, hält die Epoch Times seinen vollen Namen und seine Heimatstadt zurück.

Die Lage in Ezhou

Ezhou ist eine Stadt mit etwa 1,03 Millionen Einwohnern. Am 23. Januar kündigten die Behörden von Ezhou und Wuhan eine Abriegelung an. Durch diese wurden alle öffentlichen Verkehrsmittel und der Verkehr auf den Straßen generell verboten, um eine mögliche Verbreitung des Virus zu stoppen.

Etwa 700 bis 800 medizinische Mitarbeiter trafen aus anderen Provinzen in Ezhou ein, um bei der Behandlung von Patienten zu helfen. Damit erhöht sich die Gesamtzahl des medizinischen Personals in der Stadt auf etwa 3.500, sagte Chen. Aber das ist immer noch nicht genug.

Wir brauchen mehr [medizinisches Personal]. Es gibt so viele Patienten“, sagte er.

Das Krankenhaus, in dem Chen arbeitet, behandelt nur Patienten in kritischem Zustand. Er erläutert, dass derzeit mehr als 300 Patienten im Krankenhaus untergebracht sind, darunter sind mehr als 40 in kritischem Zustand.

Krankenhausbeamte und Ärzte vor Ort teilten ihm mit, dass weitere 700 bis 800 Coronavirus-Patienten in leichtem und mittelschwerem Zustand in anderen Krankenhäusern in Ezhou behandelt würden.

Die Stadtregierung hat auch ein neues Krankenhaus genehmigt und mit dem Bau begonnen. Es wird letztendlich 772 Betten haben, ein Teil der Einrichtung mit mehr als 200 Betten ist bereits fertiggestellt. Das neue Krankenhaus ist für die Behandlung von Patienten in mittelschwerem und leichtem Zustand vorgesehen.

Chen sagte auch, dass in Ezhou mehr medizinisches Material, darunter Schutzanzüge, Masken, Schutzbrillen und Desinfektionsmittel benötigt würden.

„Ezhou hat sich bei der medizinischen Versorgung komplett auf Wuhan verlassen. Nachdem aber Wuhan seit dem 23. Januar abgeriegelt war, musste Ezhou die Versorgung aus eigener Kraft sicherstellen. Es ist also eindeutig, dass wir alle möglichen Ressourcen brauchen“, sagte er im Interview.

Harte Bedingungen

Im Krankenhaus, wo Chen arbeitet, haben sich bereits etwa 70 Mitarbeiter durch den Kontakt mit Patienten mit dem Virus infiziert.

„Zu Beginn des Ausbruchs war das Krankenhaus überfüllt. Das örtliche medizinische Personal hatte nicht genügend Schutzanzüge, sodass es so aussah, als seien alle einem Meer von Viren ausgesetzt“, so Chen.

Er hörte, dass sich in Wuhan noch Tausende von Mitarbeitern infiziert hätten. Andere sind Verdachtsfälle oder haben CT-Scan-Ergebnisse, die Flüssigkeit in der Lunge zeigen würden – deren Diagnosetests jedoch negativ ausgefallen sind. Andere sind bereits gestorben. Die extrem hohe Arbeitsbelastung stelle das medizinische Personal vor eine Vielzahl von Herausforderungen.

„Die Schutzanzüge sind luftdicht, deswegen schwitzen wir darin“, sagte Chen. „Außerdem können wir während unserer Schicht nicht essen, trinken oder auf die Toilette gehen“, so der Arzt weiter im Interview.

Aufgrund fehlender Vorräte dürften die Schutzanzüge nur einmal getragen werden, daher lassen die Mitarbeiter sie den ganzen Tag an. Chen berichtet, dass die Mitarbeiter vor Schichtbeginn nur sehr wenig essen und trinken würde, damit sie nicht auf die Toilette gehen müssen.

Im Grunde genommen ist selbst eine starke Person nach der sechsstündigen Schicht erschöpft“, sagte Chen.

Er sagte, die Situation sei schlimmer gewesen, bevor er und seine Kollegen nach Ezhou geschickt wurden. „Das örtliche medizinische Personal musste zu Beginn [des Ausbruchs] 12 Stunden pro Tag arbeiten“, sagte Chen im Interview mit der Epoch Times.

Aber das Schwierigste sei es, die Patienten leiden zu sehen. „Zu sehen, wie die Patienten einer nach dem anderen sterben und wir haben keine wirksame Behandlung. … Nach der Arbeit sind wir alle sehr traurig“, sagte Chen.

Der Originalartikel erschien in The Epoch Times USA (deutsche Bearbeitung von sza)
Originalfassung: ‘Seeing Patients Die One by One’: Doctor in Coronavirus-Stricken City in China Recounts Harrowing Experience

Epoch Times Sonderdruck zum Coronavirus: unzensierte Informationen, exklusives Interview, Undercover-Recherche, Hintergründe und Fakten

Mit dem 36-seitigen Epoch Times Sonderdruck zum Coronavirus können Sie sich gründlich über das Thema Coronavirus informieren: Was passiert wirklich in China? Wie gut ist Europa auf das Coronavirus vorbereitet? Welche Folgen hat das für die Wirtschaft? Wie können Sie sich schützen – gesundheitlich und rechtlich?

Jetzt bestellen!



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion