„Auch im Leiden gütig bleiben“ – „starker Tobak, um Menschen wachzurütteln“

Der Artikel von Falun-Gong-Gründer Li Hongzhi „Warum gibt es die Menschheit“ hat nicht wenige Chinesen nachdenklich gestimmt. Epoch Times befragte einige nach ihrer Meinung.
Titelbild
Duan Jinggang im Jokhang-Tempel, Tibet, 2011.Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Duan Jinggang
Von 2. Februar 2023


Das Leben von Duan Jinggang veränderte sich schlagartig, als er in China im Jahr 2011 mit einem Transparent öffentlich den „Rücktritt aller korrupten Diktaturen“ forderte. Das ereignete sich in Chinas südlichster Inselprovinz Hainan.

Zu dieser Zeit fand eine Welle pro-demokratischer Demonstrationen in China statt, an denen auch er teilnahm. Sie waren durch Aufstände in der arabischen Welt im Jahr 2011 inspiriert.

Mit seinem Transparent landete Duan auf einer chinesischen Polizeistation. Dutzende von Polizeibeamten verhörten ihn in einer nie enden wollenden 24-stündigen Sitzung und schlugen immer wieder auf ihn ein.

Auf der Flucht

Aus Angst vor weiterer Verfolgung und auf der Suche nach Sicherheit überquerte Duan die Berge an der chinesisch-vietnamesischen Grenze. Er irrte obdachlos und mittellos durch Südostasien – verzweifelt auf der Suche nach einem sicheren Ort.

Eine Zeit lang schlief er nachts auf einer Strohmatte in den Gängen eines kambodschanischen buddhistischen Tempels, wo ihn der kalte Wind wachrüttelte. Oft bekam er nur eine Mahlzeit am Tag und lebte von den Almosen, die die Mönche mit ihm teilten.

Duan Jinggang in Pattaya, Thailand, im Jahr 2012. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Duan Jinggang

Er durchquerte weitere Länder in der Region, immer auf der Suche nach Asyl. Aus Verzweiflung schwamm er fünf Stunden lang von Malaysia nach Singapur. Er benutzte einen in China hergestellten Schwimmring, der ihn bei Erschöpfung über Wasser hielt. Sein Traum erfüllte sich erst ein Jahrzehnt später in Schweden.

Als er damals ins Wasser ging, dachte er, er würde sterben. „Ich will das wirklich nicht“, erinnerte er sich an die damalige Situation. „Warum muss ich so leiden?“

Die Antwort auf seine Frage fand er schließlich in dem kürzlich erschienenen Artikel „Warum gibt es die Menschheit“ von Li Hongzhi, dem Begründer von Falun Gong. Falun Gong ist ein buddhistischer Kultivierungsweg für Körper und Geist mit fünf Übungen und einer anleitenden Lehre, die auf Wahrhaftigkeit, Güte und Nachsicht beruht.

Leiden ertragen, um Karma zu begleichen

In dem Artikel schreibt Li, dass der Zweck des Menschseins nicht darin besteht, etwas Bestimmtes in seinem Leben zu erreichen, sondern vielmehr darin, sein Karma oder seine Sünden abzutragen.

Wenn ein Mensch auch im Leiden gütig bleiben kann, dankbar ist und versucht, ein guter Mensch zu sein, dann ist er dabei, sich zu erhöhen“, heißt es in dem Artikel.

„Es ist sicher, dass man im Leiden sein Karma beseitigen kann. Wenn ein Mensch auch im Leiden und bei Konflikten gütig bleiben kann, wird er Tugend ansammeln, sodass sich die Ebene seines Lebens erhöht.“

Der Gedanke, durch Leiden innere Stärke zu erlangen, hatte Duan als Christ bereits seit seiner Teenagerzeit fasziniert. „Es ist wie bei Stahl“, sagt Duan. „Je öfter er gehärtet wird, desto unverwüstlicher wird er.“

Seit der Antike ist das Leiden des Menschen in allen Religionen Thema. Jesus wurde an ein Kreuz genagelt. Die frühen Christen wurden angefeindet und verfolgt, bevor sich der Glaube durchsetzte. Viele Gläubige starben.

Jetzt, wo die Kommunistische Partei Chinas rund 100 Millionen Falun-Gong-Praktizierende verfolgt, sagt Duan: „Die Geschichte wiederholt sich. Es ist wie ein Kreislauf“.

Bescheidenheit

Zhao Xin war einer der Anführer der Studentendemonstrationen auf dem Platz des Himmlischen Friedens 1989 in China. Wegen seines friedlichen Einsatzes für politische Reformen wurde er mindestens siebenmal verhaftet und mehrmals beinahe zu Tode gefoltert. Heute lebt er in den USA.

Zhao, ebenfalls ein Christ, findet Herrn Lis Einsichten über die menschliche Existenz augenöffnend. Insbesondere seine Erklärungen über die Beziehung vom Menschen zum Göttlichen.

„Ob in China oder anderswo haben die Mönche und Weisen in den alten Zeiten diese Fragen nicht beantwortet“, sagte er der Epoch Times. „Wie ist dieses Universum entstanden? Warum gibt es den Menschen? Und kaum jemand hat sich damit befasst, was der Mensch in dieser Gesellschaft tut.“

Zhao Xin spricht im Juni 2022 auf einer Kundgebung zum 33. Jahrestag des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens in Peking auf dem Portsmouth Square in San Francisco. Foto: Mit freundlicher Genehmigung von Zhao Xin

Zhao hat sich über mehrere Tage mit dem Text beschäftigt. Er rät dazu, den Artikel offen und vorbehaltlos zu lesen – ganz gleich, woran man selbst glaubt. „Es gibt so viel, was wir nicht wissen“, sagte er. „Das menschliche Wissen, Können und Verstehen ist begrenzt“.

„Das Verständnis des Einzelnen ist begrenzt“

Zhao Zhongyuan, ein in China bekannter TCM-Arzt, meint, dass man die Worte von Herrn Li nicht so leichtfertig abtun sollte. Er sieht Parallelen zur chinesischen Medizin, die oft belächelt würde.

„Die chinesische Medizin macht sich die Energiekanäle eines Patienten zunutze. Und diese kann man weder sehen noch anfassen“, sagte der praktizierende Buddhist gegenüber der Epoch Times. Aber dennoch wirke sie.

„Es gibt wenig, was man mit den Augen sehen kann. Das heißt aber nicht, dass es nicht existiert.“ So sei zum Beispiel das sichtbare Lichtspektrum für einen Menschen sehr schmal, ebenso wie der Bereich der hörbaren Frequenzen.

Zhao Zhongyuan, ein Doktor der chinesischen Medizin, in Toronto, Kanada, im Mai 2020. Foto: Yi Ling/The Epoch Times

Ein Weckruf

Ye Ning, ein Anwalt aus New York, bezeichnete den Artikel als „starker Tobak, um Menschen wachzurütteln“ – und als Warnung. „Einem Menschen ohne Güte und Moral im Herzen, der weiterhin nur Böses tut, bleibt nicht mehr viel Zeit.“

Seit dem Zweiten Weltkrieg habe in der Gesellschaft die Moral aus seiner Sicht immer weiter abgenommen.

„Wir sehen den Hightech-Boom und die technologische Revolution“, so Ye. „Sie ermöglichen ein Leben im Überfluss, aber die geistigen und moralischen Standards befinden sich im freien Fall.“

Der Kommunismus in China sei daran mitschuldig, sagte er. „Aber es ist auch nicht nur ein China-Problem – es ist das Chaos am Vorabend vor der Vernichtung.“

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