Bergungsarbeit beginnt: USA geben mehr Details über Chinas Ballon bekannt

Aufgrund der Ballon-Affäre kriselt es zwischen den USA und China. Das Regime bestätigt mittlerweile auch den zweiten Ballon als abgedriftetes chinesisches „Luftschiff“. Die Bergung des vor der US-Küste abgeschossenen Ballons ist im Gange.
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Matrosen der Explosive Ordnance Disposal Group 2 bergen am 5. Februar 2023 vor der Küste von Myrtle Beach, South Carolina, Teile der Überreste des chinesischen Spionageballons. Dieser war zuvor von einem F-22-Kampfflugzeug des U.S. Northern Command abgeschossen worden.Foto: Petty Officer 1st Class Tyler Thompson/U.S. Navy via Getty Images
Von 9. Februar 2023


Der Ballon-Streit zwischen den USA und China befindet sich in einer angespannten Phase. Der Abschuss eines chinesischen Spionageballons vor der Küste von South Carolina im Südosten der Vereinigten Staaten hat Peking offensichtlich verstimmt. Ein Gesprächsangebot des US-Verteidigungsministers Lloyd Austin mit seinem chinesischen Konterpart General Wei Fenghe lehnte China bisher ab. Zuvor war von den USA eine Reise von US-Außenminister Antony Blinken nach Peking aufgrund des Ballon-Vorfalls kurzfristig abgesagt worden.

Der Fall sorgte zudem für innenpolitischen Streit in den USA. Die Republikaner in Kongress und Senat fordern von der Biden-Regierung die Offenlegung der Entscheidungsfindung, warum man den Ballon habe erst über die USA fliegen lassen, bevor man ihn abschoss. Die Regierung argumentiere dagegen, so „Fox News“, dass man bedeutende Informationen über das Fluggerät gewonnen habe, weil man ihm erlaubt habe, die USA zu durchqueren.

Mittlerweile gibt es auch eine Bestätigung aus China, dass der zweite gesichtete Ballon auch von da kam: „In Bezug auf den Ballon über Lateinamerika wurde bestätigt, dass das unbemannte Luftschiff aus China stammt, ziviler Natur ist und für Flugtests verwendet wird“, sagte die Sprecherin des chinesischen Außenministeriums, Mao Ning, nach Angaben von „Fox News“ am Montag, 6. Februar, gegenüber Reportern. Das „Luftschiff“ sei vom Wetter beeinflusst und mit eingeschränkter Eigensteuerfähigkeit weit von seinem geplanten Kurs abgewichen und in den Luftraum von Lateinamerika und der Karibik eingedrungen, hieß es.

In der Zwischenzeit haben die US-Küstenwache und die Marine mit der Bergung der Wrackteile des von einem US-Kampfjet abgeschossenen Ballons begonnen.

Die Bergung beginnt

Der F-22-Raptor war am 4. Februar von der Langley Air Force Base in Virginia in Richtung der rund 430 Kilometer entfernten Küste von South Carolina bei Myrtle Beach aufgestiegen. Dort, 6 Seemeilen (circa 11,1 Kilometer) vom Land entfernt, schoss der Kampfjet den chinesischen Ballon in einer Höhe von etwa 18 Kilometern ab. Das Meer in der Gegend ist mit rund 14 Metern Tiefe relativ flach.

Die Bergung erfolgt unter anderem durch Matrosen der Explosive Ordnance Disposal Group 2 (Kampfmittelbeseitigungsgruppe 2). NORTHCOM-Commander General Glen VanHerck, zugleich auch Chef des nordamerikanischen Luft- und Raumfahrt-Verteidigungskommandos (NORAD), erklärte gegenüber den Medien, dass man versuche, so viel wie möglich von dem chinesischen Höhenballon zu retten.

Riesenballon mit gewaltiger Nutzlast

Nach Angaben von VanHerck sei der eigentliche Ballon vertikal etwa 60 Meter groß gewesen. „Die Nutzlast selbst würde ich in die Größenordnung eines Düsenflugzeugs einordnen, vielleicht einen Regionaljet wie ein ERJ oder etwas Ähnliches“ – mit geschätztem Gewicht von „ein paar Tausend Pfund“.

Hier ging der General noch einmal auf das Problem des Abschusses ein. „Ich würde mir also – vom Standpunkt der Sicherheit aus betrachtet – vorstellen, dass große Trümmer mit einem Gewicht von Hunderten, wenn nicht Tausenden Pfund aus dem Himmel fallen. Das ist wirklich das, worüber wir reden.“ In einer späteren Frage von Reportern ging der Luftwaffengeneral nochmals auf die in Betracht gezogene Möglichkeit ein, dass der Ballon von sich aus Sprengstoff an Bord hätte haben können, um ihn bei Bedarf zu zerstören. Momentan könne man aber nicht bestätigen, ob es diese Möglichkeit gegeben habe oder nicht.

Bergungsarbeiten bei Myrtle Beach, South Carolina. Matrosen der Kampfmittelbeseitungsgruppe 2 hieven am 5. Februar 2023 Teile des abgeschossenen chinesischen Überwachungsballons ins Boot. Foto: Petty Officer 1st Class Tyler Thompson/U.S. Navy via Getty Images

Eine Reporterin fragte, warum man den Ballon nicht schon über den Aleuten abgeschossen habe und der General antwortete, dass er nicht habe handeln können, weil keine feindselige Absicht zu erkennen gewesen sei. Man sei auch mit Kanada zu dieser Zeit in Kontakt gewesen. Sie hakte nach, ob es stimme, dass ein U-2-Spionageflugzeug den Ballon über den USA umflogen habe, um Informationen über den Ballon zu sammeln. General VanHerck ließ sich jedoch auf keine Details ein und verwies darauf, dass er zuvor dem Kongress noch Bericht erstatten müsse.

Eine Frage betraf die Rakete, die den Ballon vom Himmel holte. VanHerck bestätigte, dass sich ein Sprengkopf in der Rakete befunden habe. Das könne man auch an der Explosion im Fernsehen sehen, „wie sie durch den unteren Teil des Ballons und genau dort durch die Aufbauten geht“. Er bestätigte auch noch einmal den Spionagecharakter des Ballons, was von der chinesischen Version eines vom Kurs abgetriebenen Wetterballons abwich: Er glaube, dass der Weg absichtlich eingerichtet worden sei. „Sie nutzen die Winde, und es ist auch eine manövrierfähige Plattform, aber sie nutzen ihre Manövrierfähigkeit, um sich strategisch so zu positionieren, dass sie die Winde nutzen können, um Teile von Ländern zu durchqueren, die sie zu Sammelzwecken sehen wollen.“

Seegang und Meeresströmungen erschweren Bergung

Dem Vier-Sterne-General nach sei das Docklandungsschiff USS Carter Hill mit der Bergung der Trümmer betraut worden. Unterstützt wird es dabei von dem US-Navy-Schiff Pathfinder, das unter anderem Vermessungsoperationen mit Sonar durchführe, um das Trümmerfeld zu kartieren. Hierbei sollen auch „ozeanografische, hydrografische und bathymetrische Vermessungen des Meeresbodens“ durchgeführt werden.

Der General erwartet ein Trümmerfeld von 1,5 Quadratkilometern. Ein Sprengstoffbeseitigungsteam soll zudem vor Ort auf potenzielle Bedrohungen reagieren. Unter Wasser sei ein unbemanntes Fahrzeug mit Seitensichtsonar im Einsatz, um Trümmerteile zu orten, erklärte VanHerck. Die Bergung werde von einigen Kuttern der Küstenwache sowie Einsatzbooten unterstützt, so der General, der zudem auf erschwerte Bedingungen durch „Seegang und Unterwasserströmungen“ verwies.

Der NORTHCOM-General erinnerte auch daran, dass es aufgrund von Meeresströmungen zur Anlandung von Trümmern kommen könne und forderte die Öffentlichkeit auf, den Kontakt damit zu vermeiden und Funde den lokalen Behörden zu melden. Er erklärte auch, dass das FBI ebenfalls in die Bergung involviert ist. VanHerck konnte zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen, wohin die Fundstücke zur abschließenden Analyse gebracht werden sollen, er versicherte aber, „dass die Geheimdienstgemeinschaft zusammen mit der Strafverfolgungsgemeinschaft, die dies im Rahmen der Spionageabwehr bearbeitet, sich das sicher genau ansehen wird“.



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