China gehen im Handelsstreit mit den USA die Optionen aus
Während die USA und China in ihrem anhaltenden Handelsstreit die Ante erhöhen, sind die Auswirkungen auf die chinesische Wirtschaft und die Finanzmärkte bisher weitaus ausgeprägter als auf die Vereinigten Staaten.
Am Freitag drohte China mit neuen Zöllen auf US-Importe im Wert von 60 Milliarden Dollar. Zuvor drohte US-Präsident Donald Trump den Zollsatz für chinesische Importe zu erhöhen.
Die neuen Zölle der chinesischen Regierung würden auf US-Flugzeuge und verflüssigtes Erdgas (LNG) – ein wichtiger fossiler Brennstoff, den China so lange wie möglich von der Trefferliste fernzuhalten versuchte – erhoben. Dies gilt als Chinas Vergeltungsmaßnahme für Trumps jüngsten Vorschlag, die angeordneten Zölle von 10 Prozent auf 25 Prozent zu erhöhen.
Der Druck auf China kam nicht ganz unerwartet. Da die USA und Europa ihren Handelsstreit Anfang des Monats entschärften, verstärkte Trump sein Engagement im Handelsstreit mit China.
„Ein weltweiter Zollkrieg wäre äußert unpopulär gewesen. Deshalb hat die Administration nun eingelenkt,“ erklärte Dennis Wilder, ein China-Berater des ehemaligen Präsident George W. Bush, der Financial Times.
Der Druck auf Peking könnte der einzige Weg sein, China als zweitgrößte Weltwirtschaft zu zwingen, ihre Politik der unfairen Subventionen und des staatlich geförderten Technologiediebstahls zu ändern. Die Probleme wegen Chinas langjährigen unfairen Handelspraktiken sind für die USA dringender zu lösen, als alle wahrgenommenen unfairen Praktiken von Kanada, Mexiko oder Europa.
Ein Erdgas-Glücksspiel
Auf dem Papier könnte Chinas Drohung, die LNG-Importe aus den Vereinigten Staaten zu reduzieren, für die US-Energieindustrie und möglicherweise auch für US-Geschäftsleute nachteilig sein.
Mehrere Unternehmen planen Investitionen in die LNG-Produktion und den Export, insbesondere in Südstaaten wie Texas und Louisiana – wichtige Wahlbezirke für Trump. Cheniere Energy kündigte am 22. Mai den Bau einer dritten Anlage zusätzlich zu zwei bestehenden Projekten in Texas an. Dies geschah in Erwartung eines im Februar abgeschlossenen LNG-Exportvertrages mit der staatlichen China National Petroleum.
China ist der weltweit zweitgrößte LNG-Importeur und das drittgrößte Ziel für US-LNG-Exporte. Jede langfristige Unterbrechung der US-LNG-Exporte könnte theoretisch negative Folgen für Trump und die Wahlaussichten der Republikanischen Partei haben.
Aber es hat auch Auswirkungen auf die chinesischen Verbraucher. LNG ist Pekings alternativer Wahl-Brennstoff, um die Kohleabhängigkeit des Landes zu verringern.
„Amerikanisches Gas hat kein ‚Made in America‘-Label auf den Molekülen“, sagte Charif Souki, Mitbegründer der Tellurian Inc., die das Driftwood LNG-Terminal in Louisiana entwickelt, gegenüber S&P Platts. „Das wird den Handel nicht beeinträchtigen, sondern nur das Gas für die chinesischen Verbraucher verteuern.“
Etwa zur gleichen Zeit als China mit einem Vergeltungsschlag im Zollstreit drohte, gab das Land bekannt, mehr Kapazitäten zu entwickeln, um höhere LNG-Importe aufzunehmen. Ein ungewöhnlicher Schritt. „Das Verkehrsministerium plant den Bau von 11 neuen LNG-Terminals in Nordchina, um die Kapazität für zukünftige LNG-Importe zu erhöhen“, schreibt Caixin Global, ein in Peking ansässiges Wirtschaftsmagazin.
Trump ist sich dessen bewusst. Die USA setzen ein kalkuliertes Glücksspiel ein, um den Handelsstreit lange vor den Wahlen zu beenden. Tatsächlich ist die Entscheidung Chinas, Zölle auf LNG-Importe – eine strategisch wichtige Ressource für China – zu erhöhen, ein Zeichen dafür, dass Peking die Optionen im Handelsstreit ausgehen und sich das Land der Kapitulation nähert.
Der Druck in China steigt. Der Aktienmarkt war 2018 bislang einer der weltweit am schlechtesten abschneidenden Hauptmärkte. Der Benchmark Shanghai Composite Index fiel am 3. August um 1 Prozent, dem dritten Mal in Folge. In den vergangenen sechs Monaten ist der Index um 21,4 Prozent gefallen.
„Chinas Aktienmärkte haben die Menschen in den letzten Jahren so viel Geld verlieren lassen – die Investoren haben ihr Vertrauen verloren“, sagte Kingston Lin King-ham von AMTD, ein in Hongkong ansässiger Börsenmakler, der South China Morning Post am 3. August.
Einen Tag zuvor verlor China seine Position als zweitgrößter Aktienmarkt der Welt. Laut Bloomberg betrug der Gesamtwert der chinesischen Aktien zusammen 6,09 Billionen Dollar – der Wert der japanischen Aktien beträgt 6,17 Billionen Dollar.
Es war das erste Mal, dass China hinter eine andere Nation gerutscht ist und den Platz 2 in der Weltwirtschaft verlor. „Der Verlust des Rankings an Japan ist der Schaden, der durch den Handelskrieg verursacht wurde“, sagte Banny Lam, Forschungsleiter von CEB International, Bloomberg am 2. August.
Politbüro und Zentralbank schreiten ein
Chinas einst boomende Wirtschaft ist in diesem Jahr aufgrund verschiedener Faktoren ins Wanken geraten; der andauernde Handelskrieg hat die Lage noch verschärft. Der private Caixin-Markit China Manufacturing Purchasing Managers‘ Index (PMI) fiel im Juli auf 50,8, den niedrigsten Stand seit acht Monaten. Auch Chinas offizielle PMI-Lesung fiel im Juli. Das Wachstum im chinesischen Dienstleistungssektor verlangsamt sich ebenfalls, da der PMI von Caixin-Markit in diesem Sektor zurückgegangen ist.
Am 31. Juli gab Chinas Politbüro – das Regierungskomitee der Kommunistischen Partei – Hinweise darauf, dass sich der Tarifkrieg negativ auf die Wachstumsaussichten auswirkt.
„Das heutige vierteljährliche Politbüro-Wirtschaftsmeeting hat die gestiegenen externen Herausforderungen hervorgehoben und sich verpflichtet, die wirtschaftlichen Ziele für 2018 zu erreichen“, schrieb der Morgan Stanley Ökonom Robin Xing in einer Mitteilung an seine Kunden am 31. Juli. „Die Regierung plant eine umsichtige Geldpolitik unter Beibehaltung einer proaktiven Fiskalpolitik zur Stützung der Binnennachfrage (insbesondere der Infrastrukturinvestitionen).“
Der Yuan befand sich in Folge des Handelskriegs im freien Fall. Es war bereits die achte Woche in Folge, in der die Währung gegenüber dem US-Dollar an Wert verlor.
Die People’s Bank of China veröffentlichte Ende Juli eine Erklärung, dass sie die Risikoreservequote bei Devisentermingeschäften (FX) der Banken von Null auf 20 Prozent erhöhen würde, die sie für Kunden durchführen. Die Zentralbank verhängte Ende 2015 erstmals eine Risikoreserve für Devisen, um die Abwertung des Yuan zu stoppen – im September 2017 wurde diese Forderung jedoch wieder aufgehoben.
Das Original erschien in der amerikanischen Epoch Times (deutsche Bearbeitung von tp).
Originalartikel: China Running Out of Options in Trade Dispute
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