China kämpft gegen Stromknappheit — Arbeiter protestieren gegen Lohnsenkung

Von 17. Oktober 2021

China leidet unter einer Stromknappheit. Schwere Überschwemmungen in den vergangenen Wochen haben die Energieprobleme des Landes noch deutlich verschlimmert. Durch die zugespitzte Lage stiegen die Kohlepreise am Mittwoch, dem 13. Oktober auf ein Rekordhoch. Um die Energieknappheit zu lindern, hat Peking eine Reihe von Maßnahmen ergriffen.

Eine davon ist die Ankurbelung der Produktion in den beiden wichtigsten Kohleregionen des Landes – der Provinz Shanxi und der Inneren Mongolei.

Die jüngsten und anhaltenden Regenfälle führten jedoch zu Überflutungen von 60 Minen in Shanxi. 

Neben der Erhöhung der Produktion steigert Peking auch die Importe.

Am Mittwoch veröffentlichte offizielle Daten zeigen, Chinas Kohleimporte sind im September im Vergleich zum Vorjahr um 76 Prozent gestiegen. Die Daten markieren damit den fünfthöchsten Kohleimportstand seit Beginn der Aufzeichnungen. Die Behörden verdoppelten auch die Stromimporte aus Russland.

Der kühnste Schritt der Zentralregierung in Peking ist jedoch ein bevorstehender Politikwechsel im Energiesektor.

Am Dienstag kündigte die kommunistische Führung an, Kohlekraftwerken sei es künftig erlaubt, von Kunden höhere Preise zu verlangen. 

Chinas verarbeitende Industrie hat bisher mit ihren Lieferanten Festpreisverträge für Strom abgeschlossen. Doch selbst die neuen Maßnahmen scheinen nicht auszureichen, um Chinas Energielücke zu schließen.

In der Provinz Zhejiang – Chinas Machtzentrum der verarbeitenden Industrie – planen lokale Beamte Maßnahmen, um große Energieverbraucher mit Strafen zu belegen.

Einem Entwurf zufolge sollen Unternehmen, die bestimmte jährliche Stromverbrauchsgrenzen überschreiten, prozentuale Zusatzgebühren zahlen. Sollten die betroffenen Unternehmen den überhöhten Verbrauch nicht innerhalb von zwei Jahren abstellen, würden sowohl die Preise als auch die zusätzlichen Bußgelder angehoben.

Der vorgeschlagene Entwurf soll bereits im nächsten Monat in Kraft treten. Die landesweite Stromkrise wird schätzungsweise bis zum Ende dieses Jahres andauern.

Die weit verbreiteten Stromausfälle wirken sich auch auf die weltweiten Lieferketten aus und bereiten unter anderem einem Apple-Zulieferer Probleme. Hunderte Arbeitnehmer des betroffenen Zulieferers protestieren nun, da einige von ihnen entlassen werden sollen, während diejenigen, die ihren Arbeitsplatz behalten, möglicherweise bald weniger Lohn erhalten.

Etwa tausend Beschäftigte von Sunrex Technology protestieren. Sie alle arbeiten in der Niederlassung des Elektronikherstellers in der ostchinesischen Stadt Suzhou. Einer von ihnen sagte, die Löhne der Arbeiter würden bald um mehr als 10 Prozent sinken. (von 30 Yuan auf 26 Yuan). Zudem sollen einige Teilzeitkräfte entlassen werden. Und das alles geschehe nur wegen der Stromkrise.

Sunrex-Mitarbeiter Li sagte am Montag gegenüber NTD, die Proteste, die am Wochenende begonnen hatten, würden in der Arbeitswoche weitergeführt.

„Es könnten heute mehr als 1.000 Protestierende sein, und noch viele mehr in der Umgebung. … Einige der Arbeiter kamen, um 1:00 bis 2:00 Uhr morgens hier an. Sie haben bis jetzt gewartet.“ – Angestellter von Sunrex Technology.

China hat im vergangenen Sommer mit der Rationierung von Strom begonnen. Aufgrund der unregelmäßigen oder reduzierten Stromzufuhr waren viele Unternehmen gezwungen, ihre Produktion zeitweise einzustellen.

„Wegen der Stromrationierung wurde Sunrex teilweise geschlossen, und wir haben nicht genug Arbeitsstunden. Wir wurden von einer Leihfirma als „Stundenarbeiter“ eingestellt. Wir werden stundenweise bezahlt. Aber jetzt werden ein paar Yuan pro Stunde gestrichen. Deshalb wollen wir das nicht mehr machen.“

Li beschuldigt die Leihfirma, die mit den Arbeitern die Verträge macht, die Stromausfälle zu nutzen, um die Löhne zu senken.

Das Personaldienstleistungsunternehmen kürzt unsere Löhne, nicht Sunrex Technology. Sunrex leidet [auch] unter den Stromausfällen, wir haben einfach keine Arbeit.“

Deshalb fordern die Arbeiter nun eine Entschädigung von der Leihfirma.

„Der Vermittler ist nie aufgetaucht. Die Polizei hilft uns jetzt, die Nachricht zu verbreiten. Hier herrscht ein ziemliches Chaos. Wir werden vertrieben. Der Eingang zum Sunrex-Gebäude ist blockiert und wir kommen nicht mehr rein.“ – Angestellter von Sunrex Technology.

Sunrex hat seinen Sitz in Taiwan und ist der weltweit größte Hersteller von Laptop-Tastaturen. Zu seinen Kunden zählen Apple, Dell, HP und Samsung.

Sunrex hat aus gutem Grund eine Niederlassung in der Stadt Suzhou gegründet. Die Stadt liegt in einer der wichtigsten Produktionsprovinzen Chinas (Provinz Jiang-su). Doch die Stromknappheit der letzten Monate hat die Region hart getroffen.

Hinzu kommt, dass eine Reihe ausländischer Unternehmen vor Kurzem begonnen hat, China zu verlassen. So kündigte der US-Einzelhandelsriese Wal-Mart Anfang dieses Monats Pläne an, seine Abteilung für das globale Zulieferergeschäft nach Indien zu verlegen.

Einer Umfrage zufolge sind drei von vier amerikanischen Unternehmen entweder bereits umgezogen oder planen, zumindest einen Teil ihrer Produktionslinien aus China abzuziehen. 

Ähnlich verhält es sich mit fast 1.700 japanischen Unternehmen, die Anfang des Jahres Verlagerungszuschüsse beantragten, damit sie ihren Standort in China auflösen können.



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