„Bauern singen bei der Arbeit…“

Die Geschichte der chinesischen Volkslieder
Titelbild
(DJY)
Von 10. Oktober 2007

„Ein galoppierendes Pferd, rutschend und schlitternd über den Berg – der Halbmond beleuchtet die Stadtmauern von Kang Ding. Die älteste Tochter der Familie Li hat viele Fähigkeiten, der älteste Sohn der Familie Zhang hat sich beim Halbmond hoffnungslos in sie verliebt.“

Der obige Text stammt aus einem der bekanntesten traditionellen Liebeslieder, das unter dem Titel „Kang Ding Qing Ge“ – das Liebeslied von Kang Ding – in ganz China bekannt ist. Kangding ist eine Stadt im Hochland der südwestchinesischen Provinz Sichuan und ist bekannt für den „Pau Ma Shan“ – den Berg des Pferderennens. Jedes Jahr kommen viele wegen der Pferderennen zu diesem Berg, der in China auch des „Tor zu Tibet“ heißt, und nutzen diese Gelegenheit, um ihren Freundinnen Ständchen zu bringen. Die Lieder klingen dabei fließend und schön und beschreiben die innige Liebe und die Sehnsucht nach einem freien und glücklichen Leben.

„Die Hungernden singen für ihr Essen, die Bauern singen bei der Arbeit und die Verliebten singen von der Liebe.“ So stellte schon rund 700 v. Chr. das Buch der Lieder (Shijing), die älteste und größte Sammlung an Liedern, die Tradition des chinesischen Volkes dar, mit Liedern das Leben zu beschreiben und ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen.

Das traditionelle chinesische Volkslied

Dabei unterteilt sich das traditionelle chinesische Volkslied in drei Hauptkategorien: Haozi (Arbeitslieder), Shange (Berglieder) und Xiaodiao (Volksweisen).

Haozi (Arbeitslieder) sind Volkslieder, die während der Arbeit gesungen werden. Sie sollen von einfachen, lauten Rufen herkommen, die besonderes während der Gruppenarbeit gerufen wurden, um den Atem zu regulieren, den gleichen Arbeitsrhythmus herzustellen und den Druck durch die schwere Arbeit abzubauen. Diese einfachen Rufe entwickelten sich zu immer inhaltsvolleren Texten mit komplexer Melodie. Trotz der relativ einfachen musikalischen Struktur sind die Inhalte der Lieder von energischem Charakter.

Shange (Berglieder) dienten ursprünglich der Kommunikation über weite Entfernungen. Da sich diese Lieder von den bergigen Regionen Südchinas über ganz China ausbreiteten, bekamen sie den Namen Shang (Berg) und Ge (Lied). Es handelt sich dabei um Volkslieder, mit denen innere Gefühle, wie typischerweise die Liebe oder die Bitternis zum Ausdruck gebracht werden. Shange sind normalerweise relativ kurze Lieder mit unterschiedlichsten Rhythmen. Sie werden unter freiem Himmel, in hoher Stimmlage und in vielfältigen Variationen gesungen. Oft werden die Lieder schon von Anfang an in der höchsten Tonlage gesungen, um die Emotion der Zuhörer zu erwecken, und um das Gefühl des Singenden auszudrücken. Das Liebeslied von Kang Ding ist typisch für Shange.

Xiaodiao (Volksweisen) werden zur Unterhaltung, bei Festen oder aber auch Pausen gesungen. Der Rhythmus und die Melodie sind sehr lebendig. Sie sind im Vergleich zu Haozi und Shange am weitesten verbreitet. Auf dem Land werden die Xiaodiao von Männern, Frauen, aber auch von Kindern gesungen, die nicht auf dem Feld arbeiten, und somit keine Haozi singen können. In den Städten sind sie bei allen gesellschaftlichen Schichten bekannt, von Händlern und Handwerkern bis zu Intellektuellen. Die

Xiaodiao handeln von Liebesgeschichten, traurigen Abschieden, guten Sitten, Legenden und historischen Geschichte bis hin zu aktuellen Geschehnissen.

Die Volkslieder gehen verloren

„Der Himmel im Osten ist rot, die Sonne steigt hoch, in China tritt Mao Zedong auf; Er verschafft dem Volk Glück und ist der große Retter des Volkes…“ Das Lied Dong Fang Hong (Rot im Osten) ist heute in China jedem bekannt, der nach 1949, der Gründung der Volksrepublik, geboren wurde.

Während der Kulturrevolution mußte das ganze chinesische Volk dieses Lied jeden Tag singen, wobei nur wenigen der Ursprung des Liedes bekannt ist. Es handelt sich dabei um das Liebesvolkslied „Sesamöl“ aus der Region Shanbei der Provinz Shanxi. Der ursprüngliche Text war: „Sesamöl, Chinakohl, zuerst müssen den grünen Bohnen die Ränder abgezogen werden. Drei Tage habe ich Dich nicht gesehen, und habe dich schon zum Sterben vermisst – hai yuo hai – mein lieber Mann…“

Seit 1949 ist die traditionelle chinesische Kultur zerstört, die Bevölkerung von der Tradition abgeschnitten und die Kunst zum Werkzeug der Partei umgewandelt worden, so Jianshen Yang.

Der ehemaligen Sängerin des Zentralen Orchesters in China zufolge sollen sich jedes Jahr Komponistengruppen des Orchesters unter das Volk gemischt haben, um Volkslieder zu sammeln. „Sie haben viele Volkslieder gesammelt, durften aber die meisten gar nicht benutzen, sie wurden zensiert“. Die meisten Volkslieder seien mit kommunistischen Text erneut befüllt worden, um sie im Volk anschließend wieder als „Volkslieder“ weiter zu überliefern.

Erschienen in The Epoch Times Deutschland Nr. 7/07

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