Der 9.9. und das ewige Eheglück
Als sich vor einem Jahrzehnt Ende August ein Projektteam von uns im Irak mit Export befasste, wollte eine Kollegin unbedingt Anfang September nach China zurück. Als wir sie fragten, warum, erwiderte sie, dass sie beabsichtige, am 9. September 1999 zu heiraten, darauf habe sie „ein Jahrtausend gewartet“.
Die Registrierung zur Eheschließung wurde in Festlandchina eher zur Routine. Für den 9. September haben viele Standesämter in China dieses Verfahren vereinfacht. Man braucht nur noch ein Formular auszufüllen, ein Foto zu schießen und sich registrieren zu lassen. Dann bekommt man einen Stempel, und das war‘s. Mit Heiligkeit hat das kaum noch etwas zu tun. Soweit ich weiß, müssen Braut und Bräutigam, wenn sie in den Vereinigten Staaten heiraten, beide ein heiliges Gelöbnis ablegen, wie zum Beispiel: „Von nun an, durch die Gnade Gottes, in guten wie in schlechten Zeiten, reich oder arm, gesund oder krank, traurig oder froh, ich liebe dich und werde dir immer treu sein.“
Früher galt in China die Beziehung zwischen Mann und Frau als etwas Heiliges. Die Chinesen glaubten, dass die Ehe auf eine Schicksalsverbindung im Vorleben zurückzuführen sei. Dies kommt in folgender Redewendung zum Ausdruck: „Nach hundertjähriger Kultivierung darf man zusammen in einem Boot fahren, nach tausendjähriger Kultivierung darf man zusammen auf einem Kopfkissen schlafen“. Die Menschen im Westen nehmen Gott als Zeugen. Eine Ehe, der ein heiliger Sinn gegeben wird, ist viel solider als eine Ehe, die durch menschliche Gefühle aufrechterhalten wird. Dies ist vielleicht einer der Gründe, warum die Scheidungsrate bei den Menschen in der Antike sehr gering war.
Im alten China war eine Ehe Schicksalsverbindung.
Das Bildungssystem im Festland-China lehrt, dass im alten China die Frauen oft Opfer von Unterdrückung gewesen seien. Diese Behauptung wird von der These von Dong Zhongshu aus der Han-Dynastie, nämlich „der Mann steht über der Frau“ abgeleitet. Wer sich tiefer in die Materie einarbeitet, wird jedoch sehen, dass dies in Wirklichkeit nicht der Fall war. Im alten China behandelte der Mann seine Frau sehr respektvoll, und die Frau war auch sehr rücksichtsvoll gegenüber ihrem Gatten. Der Gedanke, dass die Frau den Ansprüchen ihres Mannes folgen soll, ist auch nicht nur in der chinesischen Antike zu finden. Schon in der Bibel findet sich im Paulusbrief an die Epheser eine ähnliche Aussage: „Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, so wie ihr euch Gott unterordnet.“ […] „So sollen auch die Männer ihre Frauen lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, der liebt sich selbst.“
Der Gehorsam ist jedoch kein blinder, denn er beruht auf der Lehre des Christentums wie auch des Konfuzianismus. Anders ausgedrückt, die moralische Lehre ist das Grundlegende, und der „Gehorsam“ ist nur die daraus abgeleitete äußerliche Erscheinung. Wenn der Mann gegen die Lehre des Konfuzianismus oder des Christentums verstößt, sollte die Frau sich dennoch nach deren Prinzipien richten. Auf der anderen Seite, wenn sich die Frau ihrem Mann nicht mit gutem Gewissen unterordnen kann, bedeutet das für sie auch nicht, dass sie mit Gewalt oder Zwang Widerstand leisten sollte. Stattdessen sollte sie sich sanft mit ihm befassen und ihren Mann mit Güte und Zartheit ermahnen und erziehen.
In dem Buch „Die Geschichte der Ming-Dynastie“ findet sich auch die Geschichte der Gemahlin des Kaisers Zhu Yuanzhang. Sie hieß ursprünglich Ma. Bevor ihr Vater starb, hatte er das Mädchen einem guten Freund namens Guo Zixing anvertraut. Dieser hielt Zhu Yuanzhang für einen außergewöhnlichen Menschen und arrangierte für das Mädchen Ma die Hochzeit mit ihm. Einmal kam es zwischen Guo Zixing und Zhu Yuanzhang zu einem Missverständnis. Guo sperrte Zhu ein und wollte ihn verhungern lassen. Das Mädchen Ma versteckte jeden Tag einen frisch gebackenen Pfannkuchen an ihrer Brust und brachte ihn Zhu in seine Zelle. Obwohl ihre Brust bereits von den frisch gebackenen heißen Pfannkuchen verbrannt war, hörte sie nicht damit auf. Gleichzeitig versuchte sie auch das Missverständnis aufzuklären, bis Zhu schließlich freigelassen wurde.
Eines Tages hatte Zhu Yuanzhang seine Regierungsbeamten zum Essen eingeladen. Die Kaiserin Ma probierte das Essen und fand es nicht gerade köstlich. Sie sagte zum Kaiser Zhu: „Als Kaiser sollten Sie sparsam sein, aber wenn Sie Ihre tugendhaften Untertanen zum Essen einladen, sollte es schon auch schmecken.“
Die Kaiserin Ma warf niemals abgetragene Kleidung weg. Bei schlechter Ernte aß sie „Weizenspreu und Suppe aus wilden Kräutern“. Als Zhu Yuanzhang Kaiser wurde, hasste er die korrupten Beamten sehr. Im Zusammenhang mit den Fällen von Hu Weiyong, Kongyin, Guoheng und Lanyu am Anfang der Ming-Dynastie exekutierte er so viele Beamte, bis der kaiserliche Hof fast leer war. Kaiserin Ma hatte ihm oft geraten, weniger Beamte hinzurichten, und dadurch das Leben vieler Menschen gerettet.
Song Lian, dessen Enkel in eine Verschwörung involviert war, war Prinz Zhu Biaos Lehrer. Kaiserin Ma gelang es nicht mit Worten, Zhu Yuanzhang davon abzuhalten, Song Lian hinrichten zu lassen. Daraufhin nahm sie kein Fleisch mehr zu sich und trank auch keinen Wein. Als Kaiser Zhu sie fragte, warum, erwiderte sie: „Ich tue das nur, um Herrn Song vor dem Fegefeuer zu bewahren.“ Zhu Yuanzhang war sehr berührt, legte die Essstäbchen beiseite und stand auf. Am nächsten Tag ließ er Song Lian frei.
Vor den Ministern redete Kaiser Zhu häufig von der Tugend der Kaiserin und verglich sie mit Changsun, der Kaiserin von Taizong in der Tang-Dynastie. Als die Kaiserin davon erfuhr, sagte sie zu ihm: „Majestät, vergessen Sie nicht, dass wir zusammen unter Armut und Elend gelitten haben. Die Höflinge, die mit Ihnen damals standhaft durch große Härten gegangen sind, sollten Sie auch nicht vergessen. Außerdem, wie könnte ich mit Kaiserin Changsun vergleichbar sein?“
Im fünfzehnten Jahr von Hongwu (1382) wurde Kaiserin Ma schwer krank. Sie wollte sich aber auf keinen Fall von Ärzten behandeln lassen. Sie meinte: „Niemand kann meine Krankheit heilen. Ich befürchte, wenn die Ärzte mich nicht heilen können, würden sie sie anschuldigen.“ Bevor sie starb, sagte sie: „Hoffentlich ist Eure Majestät bereit, edle Menschen anzunehmen und ihren Rat anzuhören. Seid am Ende genauso vorsichtig wie am Anfang. Mögen die Nachkommen alle tugendhafte Menschen und die Höflinge und das Volk zufrieden sein.“
Zhu Yuanzhang, der aus einfachsten bäuerlichen Verhältnissen kam, hat den Prinzen Chenyou Liang, den Rebellenführer Zhang Shicheng sowie zahlreiche Streitkräfte besiegen und die Yuan-Dynastie umstürzen können. Obwohl der Kaiser als Mann von starkem Charakter und großer Entschlossenheit galt, versank er in überwältigende Traurigkeit, als die Kaiserin starb. In den letzten sechzehn Jahren seines Lebens hat er nicht wieder geheiratet.
Es gab in dieser Geschichte kaum die Nähe und Zuneigung, wie wir modernen Menschen sie kennen und stark betonen. Aber man sieht den gegenseitigen Respekt und die Toleranz zwischen dem Ehepaar und spürt die Kraft einer innerlich starken Frau, die Härte mit Sanftheit überwindet.
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