100 Jahre: Chinas unbeachtete Republik

Für den Autor Thomas Weyrauch steht „Chinas unbeachtete Republik“ seit hundert Jahren im Schatten der Weltgeschichte, so der Titel seines Buches.
Titelbild
Buchcover.Foto: Longtai Verlag / Klick vergrößert das Bild
Von 9. Mai 2011

Rechtzeitig vor den offiziellen Feierlichkeiten zum hundertsten Jahrestag der Gründung einer „Republik China“ hat Thomas Weyrauch den zweiten Band zu diesem Thema vorgelegt.

Auf über 400 Seiten nimmt er mit der Sorgfalt des Juristen und den Detailkenntnissen des engagierten Chinakenners die Leser mit in die unglaublich grausame Geschichte der kommunistischen Diktatur seit 1949 auf dem Festland China und in die parallel dazu sich zur Demokratie entwickelnde Republik China auf Taiwan.

Beginnend mit der Ausrufung der „Volksrepublik China“ 1949 durch Mao Zedong auf dem Platz des Himmlischen Friedens geht Weyrauch den Spuren von Kämpfen hier wie dort nach. Er verschont die Leser nicht mit den von Mao und den Kommunisten bis heute angezettelten Kampagnen und ihren tödlichen Folgen. Er beschönigt nicht die auf Taiwan zunächst herrschende Militärdiktatur unter Chiang Kaisheck. Er beleuchtet die sich je nach Interessenlage wandelnde Haltung der USA und der übrigen Welt.

Er ruft ins Gedächtnis, was gern vergessen wird, dass nämlich das chinesische Volk 1947 eine eindeutige demokratische Wahl getroffen hat. Damit berührt er Pekings tiefstes Problem, die mangelnde Legitimität. Kein Wunder, dass Weyrauch kein Visum mehr von Peking bekommt zu Reisen in die „Volksrepublik“.

Ein Handbuch für Politiker

Bei den Wahlen von 1947 waren 80 Millionen von 350 Millionen Wahlberechtigten der Republik China von der Kommunistischen Partei an der Stimmabgabe gehindert worden. 250 Millionen wählten jedoch fast dreitausend Parlamentarier, die als ersten Akt in der Nationalversammlung die Verfassung und ein Gesetz gegen die „kommunistische Rebellion“ verabschiedeten. Damit hatte das chinesische Volk auf dem Festland wie auch in Taiwan seine Stimme erhoben. Mao Zedong und seine hochgerüsteten Kumpane missachteten aber den Willen des Volkes und errichteten 1949 in seinem Namen die „Volksrepublik China“.

Was den Autor offensichtlich angetrieben hat, diese ungeheure Arbeit auf sich zu nehmen, ist nicht nur der Nachweis einer de jure noch bestehenden „Republik China“, ein Handbuch geradezu für Politiker, die Entscheidungen treffen sollten, die dem Recht entsprechen und nicht nur der Wirtschaftslage.

Es ist der „Nachweis“ – beschämend, dass er im Westen nötig ist – sine ira et studio, dass Chinesen sehr wohl zur Entwicklung und auch zur wirtschaftlich erfolgreichen Stabilisierung einer Demokratie fähig sind. Was, wenn man Altbundeskanzler Helmut Schmidt oder dem bekannten Architekten Gerkan Glauben schenkt, nicht einmal denkbar ist. Das Beispiel Taiwans spricht dagegen, hat man doch in den letzten 25 Jahren dort sogar zwei heftige Machtwechsel demokratisch durchgestanden.

„Die Legende vom Untergang“

Wie aktuell das Thema ist und wie genau man es betrachten muss, zeigt Weyrauchs kürzlich herausgegebene Presserklärung zu einem Artikel in der FAZ, betitelt „Die Legende vom Untergang“.

Es heißt darin: „Dr. Petra Kolonko, die Ostasienkorrespondentin der Frankfurter Allgemeinen Zeitung schrieb in einem Kommentar vom 18. April 2011, auf Taiwan würde das hundertste Jahr einer Republik gefeiert, zu der die Insel niemals gehört habe.“ Hierzu erklärt Weyrauch: „Auf beiden Seiten der Taiwan-Straße wird das hundertste Jahr nach der zukunftsweisenden Revolution von 1911 gefeiert, in deren Folge die Herrschaft der mandschurischen Kaiser beendet und die Republik China gegründet wurde. Die Aussagen zu den Feierlichkeiten sind jedoch recht unterschiedlich.

Die Kommunistische Partei Chinas, welche erst zehn Jahre nach diesem Ereignis auf Veranlassung der Sowjetunion gegründet wurde, stellt sich propagandistisch als Bannerträger in diese Tradition. Dabei behauptet sie seit ihrer Gründung im Jahr 1949, die Republik China sei untergegangen.

Dass eine politische Entität unter diesem Namen auf Taiwan und weiteren Inseln existiert, interessiert die KP-Führung der Volksrepublik nicht. Vielmehr macht sie einen Anspruch auf die Insel als ‚ihre Provinz‘ geltend, obwohl sie dort niemals Herrschaft ausübte.“

Die längere völkerrechtliche Erklärung schließt mit den Worten: „Peking übte niemals Herrschaft über Taiwan, Penghu, Jinmen und Mazu aus. Damit hat es kein Recht an diesen Inseln erworben, solange es die Republik China gibt. Weder zu Zeiten der kommunistischen Revolution 1949 noch der Welle von Anerkennung Pekings durch wichtige Staaten nach 1971 ist die Republik China untergegangen. Sie existiert somit ununterbrochen trotz eines Territorienwechsels weiter. Ohne Zweifel wird sie damit 100 Jahre alt.“ Wie nötig Weyrauchs juristisch klare Faktensammlung ist, zeigt sich an diesem Disput mit einer eigentlich ausgewiesenen Kennerin Chinas.

Weyrauchs Buch zeigt nicht nur den langen Atem des Autors, sondern auch die lange Zeit, die Demokratien brauchen, um sich überhaupt erst zu entwickeln. Ein bedenkenswerter Aspekt angesichts der arabischen Rebellion.

Mit heißem Herzen und klugem Verstand geschrieben, leserfreundlich mit Tabellen, Zeittafeln, Karten, Bildern, farblich abgesetzten Redetexten, Grafiken und Eyecatchern versehen, ist ein lesbares und lesenswertes Buch entstanden, das wissenschaftlich fundiert ist, aber für Laien verständlich.

Thomas Weyrauch, Chinas unbeachtete Republik, 100 Jahre im Schatten der Weltgeschichte
Band 2 (1950-2011), Longtai Verlag, 32,80 Euro

 

Dr. Thomas Weyrauch.Dr. Thomas Weyrauch.Foto: Jason Wang / The Epoch Times

Veranstaltungshinweis / Frankfurt am Main:

„Taiwan – Die Tradition von 100 Jahren chinesischer Bürger- und Menschenrechte“ – Es spricht Dr. Thomas Weyrauch über „Menschenrechte in China“

Termin: Samstag, 28. Mai 2011, Beginn: 14.00 Uhr, Ort:  Haus am Dom, Domplatz 3, 60311 Frankfurt am Main

Musikalische Umrahmung von zwei Flötisten: Chih-Hsien Chien und Wan-Wei Tseng, Ende gegen 16:30 Uhr

Eine Einladung der Taipeh Vertretung in der Bundesrepublik Deutschland in Zusammenarbeit mit der
Deutsch-Chinesischen Gesellschaft e.V. – Freunde Taiwans und der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM)

Wegen der beschränkten Platzzahl wird um Anmeldung gebeten:

Tel.: 069 – 420108 – 0 oder – 15
Fax: 069 – 420 108 – 33, E-Mail: [email protected]

 



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