Anwalt Gao Zhisheng, das „Gewissen Chinas“, gekidnappt – ein Hilferuf!

Wie Peking seine Gegner mundtot macht
Titelbild
Gao in seiner Heimat Shaanxi. Er trägt das blaue Band des Hungerstreiks für die Menschenrechte. (Foto: Ma Wendu)
Epoch Times18. August 2006

Als sich der bekannte chinesische Menschenrechtsanwalt Gao Zhisheng am Dienstag, dem 15. August 2006, in der Wohnung seiner Schwester in der Stadt Dongying, Provinz Shandong, aufhielt, wurde er zur Mittagszeit von etwa einem Dutzend Geheimagenten ohne Angabe von Gründen abgeführt. Gao war dort zu Besuch bei seiner Schwester und deren schwerkrankem Ehemann.

Am 15. August gegen Mittag kam die Schwester von Gao nach Hause. Kaum hatte sie die Wohnungstür geöffnet, schon stürmten mehrere Geheimagenten, die sich im Treppenhaus versteckt hatten, auf sie los, drückten sie in die Wohnung, hielten  ihr den Mund zu und sperrten sie in eins der Zimmer. Danach drangen sie in das Zimmer ein, in dem Gao sich aufhielt. Nach wenigen Minuten sah die Schwester, wie ihr Bruder mit einer schwarzen Kapuze über dem Kopf und die Hände auf den Rücken gedreht aus der Wohnung gebracht wurde. Dabei hörte sie keinen Ton, auch nicht von Gao. Sie vermutete daher, dass ihr Bruder geknebelt wurde. Die Agenten zeigten weder einen Ausweis, noch waren sie zu einer Erklärung zu bewegen. 

Nach der Festnahme des Bruders wurde die Schwester in ein Gasthaus gebracht und dort 24 Stunden lang festgehalten. Ihr privater Telefonanschluss sowie die Telefonanschlüsse ihrer Kinder waren 24 Stunden lang unterbrochen. Sie konnten also die Außenwelt nicht erreichen und niemanden informieren. Nach  ihrer Freilassung ging die Schwester sofort ins Krankenhaus, um sich um ihren schwerkranken Mann zu kümmern. Die Polizisten folgten ihr auch dorthin und lauerten außerhalb des Krankenzimmers auf den Gängen.

Kein Telefon, keine Kontakte

Voller Angst und Besorgnis sagte Gaos Schwester am 17. August in einem Telefonat zum Korrespondenten der Epoch Times: „Die Polizisten haben mich gefragt, was mein Bruder macht. Mein Mann ist schwerkrank, mein Telefonanschluss und der meiner Kinder wurden  still gelegt, daher können wir weder zu unseren Verwandten im Heimatdorf noch zu meiner Schwägerin in Peking (Anm.: Ehefrau von Gao Zhisheng) Kontakt aufnehmen. Bitte rufen Sie mich auf keinen Fall mehr an …“

Bereits am vorhergehenden Tag, dem 14. August, hatten die Behörden offensichtlich den privaten Telefonanschluss der Schwester von Anwalt Gao abgetrennt. Wer anrief, hörte zwar das Telefon normal klingen, aber niemand nahm  ab. Die Familie von Gaos Schwester konnte ihrerseits auch nicht nach draußen telefonieren.

Noch am Morgen des 15. August hatte ein Korrespondent der Epoch Times über Handy mit Gao gesprochen. Der Anwalt schien nichts von der Festnahme am Mittag geahnt zu haben.

Überwachung und Einschüchterung

Rechtsanwalt Gao Zhisheng wird wegen seines Einsatzes für die Menschenrechte in China bereits seit 262 Tagen von Geheimagenten der chinesischen KP streng überwacht und jeder seiner Schritte verfolgt. Er hatte in der Vergangenheit einmal geschrieben, dass er keine Angst vor der Festnahme durch die Behörden habe. Er werde weiterhin Artikel schreiben, die sich auf die tiefste Wurzel der Leiden des chinesischen Volkes beziehen. Damit war Chinas KP gemeint.

Nachdem er einige Artikel direkt gegen Zhou Yongkan, den Minister für Öffentliche Sicherheit, gerichtet hatte, nahm die Überwachung und Einschüchterung durch die Behörden immer schlimmere Formen an. Als er Verwandte in der Provinz Shandong besuchte, wurde den Verwandten das Telefon, der Strom und das Gas  abgestellt. Er selbst wurde von Agenten belästigt und in ein Handgemenge verwickelt. Dazu schrieb Gao in einem seiner letzten Artikel: „Das Vorgehen der Polizei des KP-Regimes in den letzten Tagen zeigt, dass allein meine Existenz sowie die Existenz meiner Familienangehörigen ihnen ein Dorn im Auge sind…“

In einem anderen Artikel [viele wurden in der Epoch Times veröffentlicht] schrieb Menschenrechtsanwalt Gao: „Wir haben die schlimmste Organisation in der menschlichen Geschichte vor uns. Diese unmenschliche Gruppe wird am Ende ganz bestimmt die schrecklichsten Methoden einsetzen. Auf unserem Weg sollten wir uns darauf einstellen, dass sie unser Blut vergießen und wir unser Leben verlieren werden.“

Streng nach Anweisung  – keine Auskunft

Die gewaltsame Festnahme von Gao fand drei Tage vor der Gerichtsverhandlung gegen den blinden Bürgerrechtler Chen Guangcheng in der Stadt Linyi statt, die ebenfalls in der Provinz Shandong liegt. Die Behörden haben strengste Maßnahmen getroffen, um zu verhindern, dass Gleichgesinnte nach Linyi gehen und Chen unterstützen.

Als ein Korrespondent der Epoch Times sich bei der Polizeibehörde der Stadt Dongying nach Gao erkundigte, sagte man ihm, man wisse von nichts, und vom Untersuchungsgefängnis der Stadt Dongying war auf eine telefonische Anfrage zu hören: „Ohne Einverständnis der Leitung dürfen wir keine Auskunft geben. Schon dieses Telefonat verstößt bereits gegen unsere Anweisungen.“

Ein Netzwerk kommt zu Hilfe

Anwalt Gao ist es innerhalb weniger Monate gelungen, im streng kontrollierten China ein loses Netzwerk von Menschenrechtlern aufzubauen, das sich über diverse chinesische Provinzen erstreckt. Auf diesem Wege wurden alle Gesinnungsgenossen von Gao über dessen Festnahme informiert und haben ihre Besorgnis zu diesem Vorfall geäußert. Das „Future China Forum“, das im Ausland von chinesischen Demokraten, Menschenrechtlern und anderen gegründet wurde, hat eine dringende Erklärung veröffentlicht, in der es gegen das terrorartige Vorgehen der chinesischen Behörden protestiert und die sofortige Freilassung von Anwalt Gao Zhisheng fordert.

Engagierte Menschenrechtler und Gruppen im Ausland, die Gao Zhishengs Schicksal mit großer Aufmerksamkeit verfolgen, haben angeblich schon Menschenrechtsorganisationen, Regierungen und ausländische Botschaften in China über Gaos Festnahme informiert und sie aufgerufen, auf Chinas kommunistisches Regime solange Druck auszuüben, bis es Gao Zhisheng, der auch als das Gewissen Chinas bezeichnet wird, freilässt.

Guo Feixiong, ein Freund und Mitstreiter von Gao, kündigte eine weltweite Rettungsaktion für Gao Zhisheng an.

Bis Redaktionsschluss (17. August) hat unser Korrespondent keinen Kontakt mit der Ehefrau von Gao und seiner Tochter in Peking aufnehmen können. Alle Kontaktmöglichkeiten sind unterbrochen.

Laut Augenzeugenbericht wurden die Ehefrau und die zwei Söhne eines Bruders von Gao, die in Peking leben, von der Polizei abgeführt.

Telefonnummer der Polizeibehörde der Stadt Dongying: 0086-546-8339674

Telefonnummer des Untersuchungsgefängnisses der Stadt Dongying: 0086-546-8833787



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion