China: Parteiausschluss von Bo Xilai heizt Diskussionen über Organraub an

Titelbild
Seit Jahren gibt es vor Chinas Botschaften in der freien Welt Proteste gegen das Töten von Falun Gong-Praktizierenden.Foto: Anoek de Groot/AFP/Getty Images
Von 29. September 2012

 

Es sind alle Komponenten für einen typischen Hollywood-Thriller vorhanden. Ein mysteriöser Todesfall, eine attraktive Anwältin als Täterin, Spekulationen über Motive wie Liebe, Macht oder Geld und ein mächtiger Politiker, der seinen Einfluss rücksichtslos einsetzt. All das sind Teile der Geschichte um den Skandal von Bo Xilai, der die chinesische Öffentlichkeit in diesem Jahr erschütterte und weltweites Aufsehen erregt. Das ist aber noch nicht alles. Was bisher keiner in China offen auszusprechen wagte, ist die Verwicklung von Bo und seinen Gefolgsleuten in „die schlimmsten Menschenrechtsverletzungen, die der Planet je gesehen hat“, den Organraub an unschuldigen Praktizierenden der Kultivierungsschule Falun Gong.

Nachdem Bos Ehefrau Gu Kailai und seine ehemalige rechte Hand, der „Superbulle“ Wang Lijun bereits verurteilt sind, wurde am 28. September der Parteiausschluss von Bo Xilai bekannt gegeben. Dies kann als erster Schritt verstanden werden, dass er ebenfalls vor Gericht gestellt werden soll.

Es scheint, dass die Mauer des Schweigens mit der Schwächung der Parteifraktion um Bo langsam Risse bekommt. Es wird zwar in China immer noch nicht öffentlich über den Organraub geredet, Tatsache ist jedoch, dass chinesische Medien mittlerweile über illegalen Organhandel und einen Schwarzmarkt für Organe berichten. Am gleichen Tag der Bekanntmachung über den Parteiausschuss von Bo wurde der lange Zeit blockierte Suchbegriff „Organraub“ in mehreren chinesischen Mikroblogs freigeschaltet und sofort heftig diskutiert. Auch auf internationaler Ebene erregt das Thema Organraub immer größeres Aufsehen. So wurde es auf der 21. Konferenz des UN-Menschenrechtsrates in Genf zur Sprache gebracht.

Chinesische Medien berichten über einen Schwarzmarkt für menschliche Organe

Am 10. September 2012 veröffentlichte die chinesische Zeitschrift „Caijing“ einen Artikel über einen Schwarzmarkt für menschliche Organe in China. Es wurde berichtet, wie Nieren auf dem Schwarzmarkt verkauft worden sind. Außer den Schwarzhändlern seien auch Mitarbeiter eines renommierten Krankenhauses in Peking und Mitarbeiter des Gerichts in den Fall verwickelt. Sämtliche erforderlichen Dokumente, wie die Einverständniserklärung zur Organspende und der Hinrichtungsnachweis seien gefälscht worden.

Caijing berichtete zwar nicht über den Organraub an Falun Gong-Praktizierenden, lieferte jedoch Hinweise, wie der Schwarzhandel mit Organen in China funktioniert. Nach Aussage eines Mitglieds der Schwarzhändlerbande gebe es bei der Hinrichtung außer ihm noch weitere interessierte Personen, die auf Organe warteten. Außer Nieren werden auch Leber, Netzhaut und weiteres entnommen und verkauft. Ein Mitarbeiter des Gerichts habe ihn im Vorfeld informiert. Er wisse jedoch sonst nichts über ihn. Außerdem seien Fragen über die Hintergründe der Hingerichteten verboten. Er gab an, dass er an diese Person 90.000 Yuan (etwa 11.000 Euro) pro Niere bezahlen müsse. Er habe keinerlei Dokumente mit der Niere erhalten und müsse die Bescheinigungen fälschen, damit das Organ im Krankenhaus transplantiert werden könne.

Der transplantierende Arzt im Krankenhaus habe die Aufgabe, pro Jahr über 10 Millionen Yuan zu verdienen. Daher sei es für solche Ärzte vorteilhaft, wenn sie an Organe kommen können, da sie mit den teuren Transplantationen einfacher ihren Jahressoll erfüllen. Nach Aussagen des Schwarzhändlers sei der Arzt nicht im Geringsten daran interessiert, woher die Nieren stammen. Die Kontrolle der Dokumente sei so lückenhaft, dass das Risiko gering sei. Keines der gefälschten Dokumente sei je entdeckt worden und habe eine Transplantation verhindert.

Kurz nach Veröffentlichung dieses Berichts seien zwei Krankenhäusern in der Provinz Hunan Netzhauttransplantationen verboten worden. Nach Berichten der chinesischsprachigen Epoch Times, Dajiyuan, hat das Gesundheitsamt der Stadt Changsha dieses Verbot erteilt.

Dajiyuan berichtete weiter, dass in der Provinz Guandong über die Verwicklung des Arztes Zhou Kaizhang in den Organhandel geschrieben wurde. Dieser stehe des außerdem schon länger im Verdacht, auch in den Organraub an Falun Gong-Praktizierenden verwickelt zu sein. Auffällig sei, laut chinesischen Medienberichten, dass bei ihm lediglich Transplantationen nach Oktober 2011 untersucht werden. Dajiyuan stellte die These auf, dass die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) den Zeitraum, in dem der Organraub an Falun Gong-Praktizierenden stattfand, nicht untersuchen lassen wolle.

Der Suchbegriff Organraub erregt in Mikroblogs in China große Aufmerksamkeit

Am Tag der Bekanntgabe des Parteiausschlusses von Bo Xilai wurde der Suchbegriff „Organraub“ in den chinesischen Mikroblogs Xinlang und Tengxun freigeschaltet. Dabei waren Berichte von Dajiyuan über Organraub zu lesen. Viele Blogger drückten ihre Empörung über diese Untaten aus.

Der Blogger „kin“ sah die Freischaltung dieses Suchbegriffs in Zusammenhang mit dem Parteiausschluss von Bo Xilai und postete Screenshots der Dajiyuan-Berichte über Organraub.

Der Blogger „kelexiliv“ meinte, dass der Bericht in der Zeitschrift Caijing über illegalen Organhandel ein Beweis sei, dass in China ein Schwarzmarkt für menschliche Organe existiere, in den Krankenhäuser, Gerichte und Gefängnisse verwickelt seien.

„Hanchuibin“ forderte in seinem Blog die Todesstrafe für Bo Xilai. „Yeren“ erwiderte darauf, dass es noch weitere Personen wie Bo in China gebe. Er hoffe, dass die internationalen Medien dem Thema mehr Aufmerksamkeit schenken werden.

 



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion