Chinas Akademiker nominieren sich selbst

Titelbild
Tsinghua Universität, Peking, China.Foto: China Photos/Getty Images

Von der Chinesischen Akademie der Wissenschaften (CAS) und/oder von der Chinesischen Akademie für Ingenieurwesen (CAE) zum Akademiker ernannt zu werden, gehört vielleicht zu den höchsten Ehrungen in der akademischen Welt Chinas.

Aber eine schon lange bestehende Schwachstelle im System führt in jüngster Zeit dazu, dass Universitätsadministratoren, die die Empfehlungen geben, wer die nächsten Akademiker werden sollen, damit begonnen haben, sich selbst zu empfehlen.

Der außerordentlicher Professor des Departments Bauwesen an der Tsinghua Universität in Peking, Xu Yin, erklärt, dass dieser Empfehlungsprozess dahin tendiert, eine Selbstverherrlichung zu ermöglichen, weil die Leiter chinesischer Universitäten oder Forschungsinstitutionen die Kandidaten für diese akademischen Titel empfehlen können. Er fügte hinzu: „Da die endgültige Entscheidung bei ihnen selbst liegt, ist es nur natürlich, dass sie sich auch selbst als Kandidaten für diese angesehenen und gut bezahlten Positionen vorschlagen.“

Der Ausdruck „Akademiker“ wird in kommunistischen und post-kommunistischen Staaten als Ehrentitel für Vollmitglieder einer nationalen Akademie gebraucht.

Die Chinesische Akademie der Wissenschaften (CAS) und die Chinesische Akademie für Ingenieurwesen (CAE) kündigten Anfang Dezember 2009 an, dass 35 bzw. 48 neue Akademiker eingestellt worden seien. Über 80 Prozent der neuen Akademiker der CAS und 85 Prozent der CAE hielten an chinesischen Universitäten und Forschungsinstituten bereits Verwaltungspositionen inne. Das bedeutet, dass sie sich selbst für diese Positionen nominiert haben.

Es wird berichtet, dass die Zahl der Akademiker der Chinesischen Akademien für Ingenieurwesen sich von 1994 bis 2003 versiebenfacht hat und dass diese Wachstumsrate die höchste in der Welt ist.

Nichtsdestoweniger sind die entsprechenden Leistungen auf dem Gebiet der Innovation in Wissenschaft und Technologie gesunken, während die Zahl der Akademiker beständig gestiegen ist.

Chinas Rang im globalen technologischen Wettbewerb ist von Platz 13 im Jahre 1998 auf Platz 29 im Jahre 2003 gefallen.

Professor Xu unterstrich, dass die akademischen Titel nicht mehr respektiert werden, weil sie durch ein korruptes System leicht zu haben sind. Er erklärte: „Für Leute in einer kommunistischen Gesellschaft ist es allgemeine Praxis geworden, diese höchsten akademischen Titel durch Beziehungen zu erhalten. Akademische Institutionen, von denen man erwartet, dass sie Wissen vermitteln, sind Orte für Leute geworden, die Ruhm und persönlichen Vorteil suchen.“

Professor Xu hob hervor, dass diese Art akademischen Betrugs zu einer Situation führen könnte, in der immer weniger Wissenschaftsforscher und Technologen gewillt seien zu forschen. Das wäre eine Katastrophe für die akademische Gesellschaft.

Frau Ai Xiaoming, Professorin für chinesische Literatur an der Sun Yat-sen Universität in Guangzhou, gab zu bedenken, dass diese akademische Korruption eine Widerspiegelung des moralischen Verfalls in China sei: „Korruption im Akademiebereich ist sehr folgenschwer geworden. Es ist ganz einfach für Leute geworden, irgendetwas zu publizieren, weil sie es für normal halten, die Schriften anderer Leute nach ihrem Belieben kopieren zu können.“

 

Artikel auf Englisch: Chinese Academicians Nominate Themselves

Originalartikel auf Chinesisch (Video): 八成院士是官员 学术腐败公开化

 

 



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion