Tiananmen-Massaker: Damaliger britischer Botschafter berichtete von 10.000 Toten

Bei dem Blutbad auf dem Pekinger Tiananmen-Platz 1989 sind nach Einschätzung des damaligen britischen Botschafters deutlich mehr Menschen getötet worden als bislang angenommen. In einem Telegramm sprach er von mindestens "10.000 toten Zivilisten".
Titelbild
4. Juni1989, China, Peking: Ein Rikschafahrer fährt mit Hilfe von Menschen, die an der Straße standen, Verwundete in ein nahe gelegenes Krankenhaus. Soldaten gaben wieder Hunderte von Schüssen in die Menschenmengen ab, die sich vor dem Tiananmen Platz versammelt hatten.Foto: 64memo.com
Epoch Times23. Dezember 2017

Bei der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung auf dem Pekinger Tiananmen-Platz im Jahr 1989 sind nach Einschätzung des damaligen britischen Botschafters deutlich mehr Menschen getötet worden als bislang angenommen.

„Mindestschätzung von 10.000 toten Zivilisten“, schrieb der Diplomat Alan Donald am Tag nach dem Blutbad in der chinesischen Hauptstadt in einem Telegramm an seine Regierung. Die Nachrichtenagentur AFP konnte das bislang geheim gehaltene Dokument im britischen Nationalarchiv einsehen.

Die chinesische Armee war in der Nacht zum 4. Juni 1989 mit Panzern gegen Studenten vorgegangen, die auf dem Pekinger Tiananmen-Platz wochenlang für mehr Demokratie demonstriert hatten. Die bisherigen Schätzungen der Opferzahl reichten von mehreren hundert bis mehr als tausend Toten.

Die chinesische Regierung erklärte Ende Juni 1989, bei der Unterdrückung der „konterrevolutionären Aufstände“ seien 200 Zivilisten und mehrere Dutzend Sicherheitskräfte getötet worden. Die Führung in Peking lässt bis heute keine echte Aufarbeitung der Vorfälle zu, jeglicher Bericht über das Blutbad wird zensiert.

Der frühere Studentenführer Xiong Yan, der inzwischen in den USA lebt, nannte die vom damaligen britischen Botschafter genannte Opferzahl „glaubwürdig“. Auch der französische Sinologe Jean-Pierre Cabestan teilt diese Einschätzung. In Dokumenten aus US-Archiven, die kürzlich öffentlich gemacht wurden, werde eine ähnliche Größenordnung genannt. „Das sind also zwei ziemlich unabhängige Quellen, die das Gleiche sagen“, erklärte Cabestan. Eine solch hohe Opferzahl sei auch „keineswegs überraschend“ angesichts der Menschenmassen, die damals in Pekings Straßen gegen die Regierung protestieren.

Ein andere Anführer der Proteste geht hingegen von einer geringeren Opferzahl aus. Botschafter Donald habe drei Wochen später ein weiteres Telegramm geschickt, in dem von 2700 bis 3400 Toten die Rede sei, sagte Feng Congde. Dies decke sich mit Schätzungen des chinesischen Roten Kreuzes, das ebenfalls von 2700 Toten gesprochen habe.

Die Schilderungen des damaligen britischen Botschafters zeugen von der brutalen Gewalt, mit der die Proteste niedergeschlagen wurden. Demonstranten und auch Soldaten seien von Panzern „niedergemäht“ worden. Die Panzerwagen seien immer wieder über sie gerollt und hätten sich regelrecht zermalmt. „Die sterblichen Überreste wurden angezündet und dann mit Wasser in Gullys gespült“, schrieb Donald. Krankenwagen, die den Verletzen zur Hilfe kommen wollten, seien beschossen worden.

Donald bezog sich dabei auf einen Informanten, der von einem engen Freund im chinesischen Staatsrat über die Vorkommnisse unterrichtet worden sei. Seine Quelle habe sich in der Vergangenheit als verlässlich erwiesen, betonte der britische Diplomat.

Für die Gräueltaten seien Soldaten der 27. Armee verantwortlich gewesen, die „zu 60 Prozent Analphabeten sind und als Primitive gelten“, schrieb Donald. Als die Soldaten aufmarschierten, sei den Studenten zu Verstehen gegeben worden, dass sie eine Stunde zum Verlassen des Tiananmen-Platzes hätten, „doch nach fünf Minuten griffen die Panzer an“. (afp)

Siehe auch:

Hilferuf aus chinesischem Arbeitslager: Frau findet Schock-Nachricht in Halloween-Bausatz

Organraub an lebenden Falun Gong-Praktizierenden – Aktivist: USA haben chinesische Beamte im Visier



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion