Filtersoftware Green Dam eine Zeitverschwendung bei der Zensur

Einrichtung von „Tofu-Abschaum“ bei der Great Firewall of China - Propagandaministerium: „Kritische Artikel über Green Dam in Internetforen sind zu blockieren und zu löschen“
Titelbild
Ein Händler arrangiert Computerelemente auf einem Supermarkt in Peking. Die Filtersoftware Green Dam des Regimes ist zu einer Zeitverschwendung bei der Zensur geworden. (Liu Jin/AFP/Getty Images)
Von 19. Juni 2009

Melamin in der Milch, Blei im Spielzeug, giftige Gipskartonwände – dies sind die neuesten Beispiele für die schlechten und korrupten Produktionspraktiken, die auf allen Gebieten von Chinas Wirtschaft zu finden sind. Nun kann man „Green Dam-Youth Escort“ zu dieser Liste noch hinzufügen.

Dieses Software Programm, von dem das Ministerium für Information und Informationstechnologie Chinas (MIIT) behauptet, es werde eingesetzt, um Pornographie heraus zu filtern, muss nach dem 1. Juli 2009 in allen Computern vorinstalliert sein, die in China verkauft werden.

Das chinesische Propagandaministerium schickte am 10. Juni an alle Medien und Propagandaabteilungen eine Bekanntmachung, die davor warnte, an der kürzlich eingesetzten Filtersoftware Green Dam-Youth Escort, Kritik zu äußern. Ab 1. Juli sind alle Computer, die verkauft werden, mit dieser Software auszurüsten.

In der Bekanntmachung werden die Medien dazu aufgefordert, eine „positive Führungsrolle“ in der Öffentlichkeit einzunehmen. Sie sollen „Experten und Eltern organisieren, um Stellungnahme zu geben und die Zweifel und Frage von der Bevölkerung zu beantworten. Sie sollen ganz deutlich eine solche Maßnahme unterstützen, die das gesunde Heranwachsen der Jugend beschützt.“

Inzwischen verlangt das Propagandaministerium von allen Medien, ihre Kontrolle über ihre Webseiten zu verstärken, um „zeitweilig kritische Artikel über Green Dam in Internetforen zu blockieren und zu löschen“.

Nach der Bekanntgabe der Auflage durch das MIIT, haben Computerexperten, Internetsurfer und Überwachungsbeauftragte für Menschenrechte die Software getestet. Was sie gleich zu Anfang herausfanden, war schockierend aber nicht unerwartet.

Zu erst einmal wird die schwarze Liste, die durch Green Dam in den Computer eingebaut wird, durch Fernüberwachung vom Hersteller kontrolliert. Während der Hersteller und das MIIT behaupten, dass die schwarze Liste nur Pornographie herausfiltere, gehören zur Zielgruppe auch politisch sensible Themen, die zensiert werden. Eine Arbeitsgruppe an der Universität in Michigan hat darin eine Datei namens „FalunWord.lib“ mit 37.468 chinesischen Schriftzeichen entdeckt, von denen 90 Prozent mit der buddhistischen Meditationsbewegung Falun Gong verknüpft sind. In der Datei taucht etwa das Wort „610″, das sich auf ein spezielles Einsatzkommando bezieht, das für die Verfolgung von Falun Gong eingerichtet wurde, 63 Mal auf.

Zum zweiten schwächt Green Dam die Sicherheit im Computer, in den es installiert ist. Das Green Dam System ist ausgesprochen instabil. Es kommt auch vor, dass es eine Seite mit Pornographie nicht blockiert. Manchmal, selbst wenn es sich um eine normale Seite handelt, die keinerlei offensives Material enthält, schließt Green Dam die aufgerufene Webseite. Aus unerklärlichen Gründen schließt es sogar die Webseite der Global Times, die zur regimeeigenen Xinhua News Agency gehört.

Mit anderen Worten: Green Dam ist weder ein gut angelegtes Programm noch ein funktionierendes.
Das gesamte Programm stiehlt entweder von anderen gut entwickelten Programmen oder auch von weniger entwickelten. Einige der Code Libraries und Konfigurationsdaten stammen aus der open-source Bilderkennungssoftware OpenCV und einige der Pornographie-URL-Sperrlisten sind vom kalifornischen Softwareentwickler Solid Oak’s Cybersitter gestohlen. Hinzu kommt, dass Green Dam in jedem Computer, in dem es installiert ist, eine Hintertür öffnet.

Wenn man sich das Programm näher anschaut, so wird die Liste der ernsthaften Probleme immer länger. Warum ist das chinesische Regime gewillt, für ein Stück Schrott ungefähr 6 Millionen US Dollar auszugeben?

Interessenkonflikt

Green Dam ist zur Zeit die Kombination zweier Programme, die von zwei Gesellschaften hergestellt werden: Green Dam von Zhengzhou Jinhui Computer System Engineering Co. (Jinhui) und Youth Escort von der Beijing Dazheng Human Language Technology Academy Co. (Dazheng).

Am 14. Januar 2008 gab das frühere Ministerium für die Informationsbranche (MII), jetzt das MIIT, eine dringende Anforderung heraus nach der Internet Filter Software Green Dam. Es gibt zwei Standards, nach denen diese Software getestet wird und sowohl Jinhui als auch Dazheng gehören zu denjenigen, die diese Standards erstellt haben. Vier Monate später verkündete das MIIT die Gewinner der Ausschreibung: Jinhui und Dazheng. Das bedeutet, dass Jinhui und Dazheng die Regeln für die Ausschreibung festgesetzt haben und höchstwahrscheinlich am Testverfahren beteiligt waren. Darum konnten sie bei der Ausschreibung mit einem disfunktionalen Produkt gewinnen.

In westlichen Ländern nennt man das einen Interessenkonflikt.

Nicht verwendbares Konzept

Am 18. Februar 2003 berichtete der „China News Service“, dass das Institut für Akustik der chinesischen Akademie der Wissenschaften (IACAS) ein Softwareprogramm für Internetzensur entwickelt hatte, das „Falun Gong concept censorship system“ hieß, das auf der HNC Technologie basierte (Hierarchical Network of Concepts). Es stellte sich heraus, dass das System vom HNC Institut entwickelt wurde, ein anderer Name für Dazheng, das von IACAS eingeführt wurde.

Eine Unterhaltung mit einem der Wissenschaftler bei dem IACAS, der bei der Entwicklung der Software beteiligt war, vermittelt den Eindruck, dass dieses Programm auf einer Theorie basierte, die von einer realen Anwendung weit entfernt war. Dieses Programm sollte mit der Propaganda zusammen arbeiten, die Falun Gong angreift. Der Entwickler benutzte es für den Versuch, Geld vom Regime zu bekommen oder ein vom Regime angewiesenen Auftrag zu erfüllen, was, nach dem derzeitigen Stand unserer Erkenntnisse, unmöglich zu sein scheint.

Dazheng etablierte sich im Dezember 2000, genau auf dem Höhepunkt der Verfolgung von Falun Gong und in der frühen Phase des Golden Shield Projects, der offizielle Name für die Great Firewall Chinas. Chen Xiaomeng, der später Direktor des Gremiums Dazheng wurde, war zu der Zeit ein erfolgreicher Geschäftsmann in Shenzhen. Er wurde von seinem Mentor, Xu Jialu, dem früheren stellvertretenden Vorsitzenden des Ständigen Komitees des Volkskongresses, nach Peking zurückgerufen, um die Gesellschaft Dazheng zu gründen.

Das „Falun Gong concept censorship system“ wurde zuerst als Produkt von Dazheng veröffentlicht. Obwohl Dazheng als private Gesellschaft eingetragen war, hat sie doch mit dem MIIT, der Nationalen Kommission für Reform und Entwicklung. dem Ministerium für Wissenschaft und Technologie und dem Komitee für Wissenschaft und Technologie Pekings zusammengearbeitet.

Sechs Jahre vergingen und vom „Falun Gong concept censorship system“ hörte man nichts mehr – bis jetzt – weil es nicht sehr gut arbeitete, wenn überhaupt. HNC basiert auf einer vollkommen anderen Theorie als alle anderen Filterprogramme. Es filtert die Informationen nicht mit Hilfe von Schlüsselwörtern heraus, sondern durch Benennung oder Meinung. Es analysiert den Inhalt eines Artikels. Wenn der Inhalt sich gegen Falun Gong richtet, lässt das Programm ihn passieren. Wenn der Inhalt Pro-Falun Gong ist, dann wird der Artikel blockiert, gleichgültig, ob er den Begriff „Falun Gong“ enthält oder nicht.

Bei dieser Vorgehensweise werden enorme Computerkapazitäten beansprucht und der Computer braucht mehr Zeit. Hinzu kommt noch, dass die Komponente der Bilderkennung von Green Dam noch weitere Computerkapazitäten in Anspruch nimmt. Wenn die Leute das kostenlose Herunterladen von Green Dam durchführten, stellten sie fest, dass der Computer verlangsamt wurde und dass die Inanspruchnahme von CPU auf 100 Prozent hoch schnellte. Das ist ein weiterer Grund, warum das „Falun Gong concept censorship system“ nicht verwendet werden konnte. Wenn es eingesetzt wurde, um im Internet zu filtern, löste es im Internet einen Stau aus. Jetzt transferiert Green Dam den Stau in den individuellen Computer.

Konfliktsysteme

Als das Team der Universität Michigan heraus fand, dass die FalunWord Datei eine Wortliste für differenziertere Satzbearbeitungsalgorithmen darstellte, entdeckte es tatsächlich eine aktualisierte „Falun Gong concept censorship system“ Word Library.

Der Entwurf von Green Dam macht die Einbeziehung dieses Zensursystems jedoch nutzlos, weil es zu Konflikten mit dem Schlüsselwortfilter führt. Wenn ein Artikel mit sensiblen Schlüsselwörtern herausgefiltert wird, dann wird die Webseite mit dem Artikel gesperrt und für eine Analyse bleibt nichts mehr übrig. Es besteht kein Bedarf, den Inhalt eines Artikels zu analysieren, weil kein Artikel mehr vorhanden ist.

Während des Erdbebens in Sichuan im Jahre 2008 wurde die ganze Welt Zeuge dafür, wie schlecht die Schulgebäude gebaut worden waren und zusammenstürzten. Das chinesische Volk begann damit, die Konstruktion dieser Schulgebäude in Sichuan als „Tofu-Abschaum“ zu bezeichnen. Diese Art von „Tofu-Abschaum-Projekten“ gibt es überall, bei fast allen „made-in-China“ Produkten. Es besteht kein Grund dafür, dass die Hochtechnologie eine Ausnahme bildet. Green Dam ist der „Tofu-Abschaum“ des Great Firewall.

Ob nun Green Dam die Toptechnologie von Chinas Internetzensur repräsentiert oder ob dieses bei weitem nicht das beste Produkt eine Ausschreibung nur bei einem zurechtgebastelten Wettbewerb gewinnen kann, so wäre in beiden Fällen die Great Firewall of China nicht so leistungsstark wie sie jetzt ist, gäbe es nicht die direkte Einbindung in die ausländische Technologie.

Seit ihrem Beginn erfuhr das Golden Shield Hilfe von vielen westlichen Gesellschaften. Diese lange Reihe beginnt mit Nortel, der das Golden Shield mit der Kernausrüstung versorgte und Klage dagegen erhob, dass seine Produkte gegen Falun Gong-Praktizierende eingesetzt wurden. Nach Berichten des kanadischen Nachforschers Greg Walton sind auf der Liste der Gesellschaften, die dabei halfen das Golden Shield aufzubauen, auch die großen Gesellschaften wie Intel, Yahoo, Cisco, Sun Microsystems und Motorola.

Originalartikel (englisch): http://www.theepochtimes.com/n2/content/view/18208/

 



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