Gedenkstatuen in Hongkong von der Polizei entfernt und später wieder frei gegeben

Statuen, die an das Massaker vom 4. Juni 1989 auf dem Tiananmen Platz erinnern, bringen Behörden auf den Plan
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Foto: The Epoch Times

HONGKONG – Seit 21 Jahren gedenkt man in Hongkong des Jahrestages des Massakers auf dem Tiananmen Platz. In diesem Jahr entfernte die Polizei zwei Gedenkstatuen, die an das Massaker erinnern und die Demokratieaktivisten warfen der Polizei vor, ungesetzlich gehandelt zu haben, um die Gedenkveranstaltung an die Ereignisse des 4. Juni 1989 zu unterdrücken.

Auf einer Massenkundgebung am 29. Mai wurden die große Statue „Göttin der Demokratie“ und ein anderes Kunstwerk „Säule der Scham“ von der Polizei entfernt und später wieder frei gegeben. Die „Göttin der Demokratie“ war einer ähnlichen Statue nachempfunden, die protestierende Studenten im Jahre 1989 auf dem Tiananmen Platz aufgestellt hatten. Mehrere prodemokratische Aktivisten wurden verhaftet, als sie versuchten, die Statue zu beschützen.

Die Organisatoren hatten geplant, die beiden Statuen sechs Tage lang bis zum 4. Juni auf dem Times Square, einem der belebtesten Plätze im Einkaufszentrum in Hongkong stehen zu lassen.

„Was für eine Regierung ist das?“

Als Aktivisten am Sonntag versuchten, eine Kopie der „Göttin der Demokratie“ aufzustellen, wurde auch diese konfisziert und es wurden wieder Demonstranten festgenommen.

Am 1. Juni gab die Polizei die „Göttin“ wieder frei, einen Tag früher als versprochen. Das war ein offensichtlicher Sieg für die Unterstützer der Demokratie in Hongkong.

Lee Cheuk-yan, ein prodemokratischer Abgeordneter, befand sich unter den Verhafteten. „Dieses stellt eine Eskalation der politischen Verfolgung dar. Sie können noch nicht einmal eine Statue „Göttin der Demokratie“ tolerieren. Was für eine Regierung ist das? Was für ein Hongkong?“ sagte Lee.

Die „Säule der Scham“ erinnert an die Studenten, die auf dem Tiananmen Platz getötet wurden. Die Konfiszierungen und die Verhaftungen am Samstag und Sonntag sind Teil einer Auseinandersetzung, in der es darum geht, ob das öffentliche Gedenken an die gewaltsame Unterdrückung der Studenten in Peking in Hongkong gestattet wird.

Ein Land – zwei Systeme

Hongkong ist der einzige Ort in China, an dem die Gedenkveranstaltungen für den 4. Juni erlaubt sind. Die besondere Verwaltungsregion Hongkong (SAR) war unter der britischen Jurisdiktion bis 1997 ein demokratisches System. Obwohl Hongkong an China zurückgegeben wurde, sollte es nach der Politik „Ein Land – zwei Systeme“ sein Regierungssystem beibehalten können, nach dem die zivilen Freiheiten seiner Bürger gewährleistet wurden.

Mit Ausnahme von Hongkong sind Erinnerungen an das Massaker überall in China unterdrückt worden bis zu dem Punkt, dass viele Menschen der jüngeren Generation noch nie davon gehört haben. Die jährlichen Demonstrationen am 4. Juni in Hongkong haben die Erinnerung daran, was an jenem Tage wirklich geschah, wach gehalten.

Keine Unterhaltungsveranstaltung

Das Aufstellen der Statue und der Säule wurden von den Behörden Hongkongs mit der Begründung verhindert, die Organisatoren hätten keine Erlaubnis vom Amt für öffentliche Unterhaltungsveranstaltungen erhalten.

James To, Abgeordneter im Stadtrat Hongkongs, erklärt, das Ereignis sei ein politischer Protest und keine Unterhaltungsveranstaltung gewesen.

„Es gibt in der Tat keine rechtliche Grundlage für die Polizei, die Statuen zu entfernen. Aus der Vergangenheit wird deutlich, dass solche Ausstellungen keine Erlaubnis vom Amt für öffentliche Veranstaltungen brauchen.“

Einer der Organisatoren, Richard Tsoi von der ‚Hongkong Allianz zur Unterstützung der patriotischen Demokratiebewegung in China‘ sagt: „Der Druck der politischen Kontrolle der Gedenkveranstaltungen zum Massaker des 4. Juni wird immer stärker.“

Tsoi erklärte, das würde sie jedoch nicht davon abhalten, des 4. Juni öffentlich zu gedenken. „Die Allianz wird sich nie auf einen Kompromiss einlassen. Wird werden um 20.00 Uhr am 4. Juni im Victoria Park unsere Kerzen–Mahnwache halten.“

Tsoi ist davon überzeugt, dass das Eingreifen der Polizei auf direkte Befehle der Behörden Pekings zurückgeht.

Unvergängliche Göttin der Demokratie

Albert Ho, Sekretär der Allianz, erklärte: „Offensichtlich war die Aktion dazu bestimmt, den Marsch und die öffentliche Kundgebung zum Gedenken an das Töten des 4. Juni zu unterdrücken.“

Die ursprüngliche Statue „Göttin der Demokratie“, die von den Studenten der Akademie der Künste in Peking angefertigt worden war, war zum mächtigsten Symbol der Studenten geworden, die sich auf dem Tiananmen Platz versammelt hatten.

Als die Statue enthüllt wurde, soll Berichten zufolge einer der Studenten gesagt haben: „In diesem schweren Moment ist es das Wichtigste für uns, Ruhe zu bewahren und zu einem einzigen Zweck versammelt zu sein. Wir brauchen etwas Machtvolles, das uns in unserem Entschluss bestärkt: Das ist die „Göttin der Demokratie“. Demokratie…du bist das Symbol für jeden Studenten hier auf dem Platz, das Herzstück von Millionen von Menschen… Sie ist das Symbol für die Herzen der Menschen, sie ist göttlich und unberührt.“

Berichten zufolge fuhr der Student fort: „An dem Tag, wenn wahre Demokratie und Freiheit in China Einzug halten, müssen wir eine andere „Göttin der Demokratie“ hier auf dem Platz errichten: monumental, alles überragend und unvergänglich. Wir glauben fest daran, dass dieser Tag kommen wird. Wir haben aber auch noch eine andere Hoffnung: Chinesisches Volk – steh auf! Errichte die Statue der „Göttin der Demokratie“ in Millionen von Herzen! Lang lebe das Volk! Lang lebe die Freiheit! Lang lebe die Demokratie!“

Kompromiss

Die Hongkong Version der „Göttin der Demokratie“ wird nun im Victoria Park aufgestellt, einem Ort, der nicht so prominent wie der Times Square ist.

Die Freigabe der Statue am 1. Juni und ihre Ausstellung im Victoria Park deuten auf Konzessionen der Polizei hin. Im Jahre 2009 war die „Göttin der Demokratie“ drei Tage lang auf dem Times Square ausgestellt, ohne dass eine besondere Erlaubnis notwendig war.

Der Abgeordnete Lee hat geschworen, rechtliche Schritte zu unternehmen.

„Wir werden durch eine richterliche Überprüfung die unangemessenen Verhaftungen durch die Polizei und ihr ungesetzliches Vorgehen offen legen und werden bis zum Schluss alle rechtlichen Mittel einsetzen, um die Namen der Aktivisten reinzuwaschen,“ erklärte er.

Ein ähnlicher Fall ereignete sich im Jahre 2003 in Hongkong. Falun Gong-Praktizierende reichten Klage ein, nachdem man sie beschuldigt hatte, ein öffentliches Gebiet zu blockieren. Die Klage wurde letztendlich vom Appellationsgericht von Hongkong abgewiesen. Es entschied, dass die Anschuldigungen gegen die Polizei unbegründet und nichts rechtens seien.

Originalartikel auf Englisch: A Goddess Embattled

Foto: The Epoch Times

 



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