Glückverheißende Planung – Unglückverheißende Zeichen

Die Olympischen Spiele in Peking zwischen Volks- und Aberglauben; oder warum die Entgleisung der „Liebe des Meeres" die Pekinger Führung entgegen aller Gewohnheiten zu eilfertigem Aufräumen veranlasste.
Titelbild
Schlechtes Omen für Olympia: Aufräumarbeiten nach dem Unfall des ersten Olympiazugs am 28. April 2008 in der ostchinesischen Provinz Shandong. (AP Photo/Kyodo News, Shinichiro Serita)
Von 11. Mai 2008

Flammen, Rauch und Schreie, als der Zug T195 mit dem romantischen Namen „Liebe des Meeres“ mit dem entgegenkommenden Zug kollidierte. Mehrere Waggons stürzten um, ein riesiger Riss klaffte im Boden des Zugs. Über 60 Menschen starben, etwa 400 wurden verletzt, 70 davon schwebten noch in Lebensgefahr. Erschreckende Bilder des Zugunglücks am 28. April im Osten Chinas. Alles Weitere ging dann blitzschnell: Parteiführer Hu Jintao und Premierminister Wen Jiabao gaben umgehend Anweisungen, Vizepremierminister Zhang Dejiang flog sofort zum Unfallort. Die Parteiführung sei erschüttert, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua berichtete. Über 1.000 Soldaten und Paramilitärs, sowie zahlreiche Bahnarbeiter kamen zum Einsatz. Nach nur 22 Stunden war die Strecke in fliegender Hast repariert. Die Ursache war schnell ermittelt, die Verantwortlichen wurden bestraft, drei Funktionäre entlassen. Ein bestens koordinierter Einsatz, auf den die Opfer des Schneeeinbruches zu Beginn des Jahres nur hatten hoffen können.

Warum das diesmal alles so gut funktionierte, darüber schwiegen die staatlichen Medien aus gutem Grund. Die „Liebe des Meeres“ war Verursacher des Unglücks, sie wurde erst am 15. Mai 2004 in Betrieb genommen. Und – das ist es, was die Öffentlichkeit nicht wissen darf – sie war der erste Olympia-Propagandazug Chinas. In dem Bordrestaurant des Vorzeige-Zuges gab es eine Olympia-Bilderausstellung, im Bordradio liefen olympische Sonderprogramme und Gewinnspiele mit Fragen zum olympischen Fachwissen der Fahrgäste, die Liegewagen nannten sich „Waggons der olympischen Kultur“. Alles drehte sich um die Spiele. Im März wurde im Zug sogar ein Olympischer Fackellauf veranstaltet.

Auch wenn diese Hintergründe nicht in den staatlichen Medien zu lesen waren, verbreiten sich die Nachrichten darüber auf eigenen Wegen. Und diese sind nach dem in China so mächtigen Volksglauben unzweideutig: Sie sind kein gutes Omen. Der Unfall des Olympia-Propagandazuges kann weiteres Unglück für die Olympischen Spiele in drei Monaten nach sich ziehen.

Achter Achter, acht Uhr acht

Die erfolgreiche Durchführung der Olympischen Spiele ist für den Machterhalt der Pekinger Führung enorm wichtig. So wichtig, dass sie ihre Hoffnung sogar auf den von ihr als Aberglaube bekämpften Volksglauben setzt. Weil zum Beispiel die Zahl Acht für die Chinesen eine Glückszahl ist, sollen die Spiele am 8.8.2008 um 8:08 Uhr beginnen. Die Ankunft der Olympiaflamme auf dem Mount Everest sollte genau auf den 8. Mai fallen. Umgekehrt fürchtet sie sich entsprechend vor allen „negativen“ Ereignissen im Zusammenhang mit den Olympischen Spielen. Und dieses Zugunglück war nicht das erste Ereignis, das nichts Gutes verheißt.

Kurz nach der Entzündung des Olympischen Feuers für die Pekinger Sommerspiele im vergangenen August im antiken Olympia, kam es zu verheerenden Bränden auf der griechischen Halbinsel Peloponnes. Schon dies war für viele Chinesen ein schlechtes Vorzeichen. Ebenso die immer wieder verlöschende Olympia-Fackel. Auch wenn die staatlichen chinesischen Medien vermeiden, über diese Dinge zu berichten und egal wie schnell die Parteiführung alles wieder in Ordnung zu bringen sucht, verbreitet sich doch unter dem Volk die schleichende Befürchtung von den „Unglücklichen Spielen in Peking“.



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