Grenada
Wir wohnen im Südosten der Insel, auf einer Anhöhe in der Nähe des kleinen Hafens St. David’s, völlig abgelegen, wie uns die Reiseleitung mitteilt. Das „Belair Plantation“ mit insgesamt elf pastellfarben bemalten Cottages liegt in einer üppigen Gartenlandschaft. Von unserem Fenster aus blicken wir direkt auf die mit Kokosnusspalmen gesäumte Bucht, in der meist ein oder zwei Segelboote leicht im Wind schaukeln und sich anscheinend von der Reise durch die Karibik ausruhen. Für uns ist es genau das Richtige! Auf kleinen Wanderungen zu Fuß oder mit dem Kajak entdecken wir immer wieder neue Strände.
Gleichmäßig im Rhythmus des warmen Windes
Als wir in einer kleinen Bucht anlegten, beobachten wir, wie die Fischer ein großes Netz voller Fische aus dem Meer ziehen. Und ehe wir – uns versehen, stehen wir zwischen ihnen und helfen beim Herausziehen ihres Fangs. Es geht ganz gleichmäßig im Rhythmus des warmen Windes und des Wassers. Wenn sich unsere Blicke mit denen der Einheimischen treffen, blitzen ihre Augen auf und sie schenken uns ein ansteckendes Lachen.
Ein anderes Mal haben wir am Strand das Gefühl, seit Robinson Crusoe sei kein Mensch mehr an diesem Platz gewesen. Wir bewundern die angeschwemmten Holzstücke, die in lustigen und bizarren Formen den Strand für eine kurze Zeit schmücken. Mit dem nächsten stärkeren Wind geht es wieder zurück ins Meer und anderen Ufern entgegen. Als wir zurückpaddeln, begrüßt uns draußen vor der Bucht ein riesiger Schwarm fliegender Fische und zeigt uns seine Kunststücke.
Exotische Düfte und Aromen
Am Abend freuen wir uns auf die exotischen Düfte und Aromen der grenadischen Küche. Ob sie es ist, die unsere Sinne schärft? Jedenfalls bezaubert uns der Sternenhimmel jeden Abend aufs Neue mit unzähligen leuchtenden Punkten und Gebilden in der Dunkelheit.
Am Morgen werden wir von den ersten Sonnenstrahlen und dem Gezwitscher der Vögel geweckt. Manchmal auch vom Prasseln dicker Regentropfen, die – wie aus Eimern gegossen – hernieder donnern. Dieses Theater dauert jedoch nur fünf bis zehn Minuten; danach sieht es draußen noch schöner aus. Die Farben der Blumen und Sträucher leuchten in noch kräftigeren Farben. Auch die Vögel scheinen an diesem Morgen noch schöner und ausgelassener zu singen, und die kleinen Kolibris sind noch emsiger damit beschäftigt, aus den großen Blüten zu trinken.
Ich stehe da und schaue, umweht von einem leichten Wind, während die Wärme sanft meine feuchte Haut streichelt.
Neugierig auf die Gewürzinsel
Obwohl es uns außerordentlich gut in unserer Unterkunft gefällt, sind wir natürlich auch neugierig auf die Gewürzinsel und ihre Menschen.
Die Karibindianer – so erfahren wir aus unserem Reiseführer – die die Inseln spärlich besiedelten, wurden die ersten Opfer der rücksichtslosen Ausbeutung und Versklavung durch die Kolonialherren. Sie sind völlig ausgestorben. Heute leben auf Grenada Afrokariben, gemischt mit Indern und Europäern.
Wir machen uns mit der Landkarte vertraut. Gespannt auf die neuen Eindrücke mieten wir ein Auto. Dass man auf Grenada links fährt, das wissen wir. Doch das allein genügt nicht. Autofahren auf Grenada ist etwas ganz anderes, als was wir von Zuhause gewohnt sind.
Auf der Insel erleben wir einen karibisch temperamentvollen Fahrstil. Man fährt selten schneller als 40 Meilen pro Stunde, die engen und kurvigen Straßenverhältnisse lassen schlichtweg nichts anderes zu. Schnell lernen wir, dass man hier die Hupe und den aus dem Fenster heraushängenden rechten Arm benutzt, um anderen Verkehrsteilnehmern Zeichen zu geben. Und es funktioniert. Hält an einer uneinsehbaren Kurve plötzlich der Vordermann an, um ein Schwätzchen zu halten, wird er mit der Hand ein Zeichen geben und einen entweder zum Warten oder Weiterfahren auffordern. So erleben wir es im quirligen Fischerdorf Gouyave. Mitten im dicksten Verkehr parkt einer auf der Kreuzung und alle anderen rangieren – begleitet von Handzeichen und Hupen – um den Parksünder herum. Unglaublich, es geht, und zwar ohne auch nur einmal zu schimpfen. Ja, so begegnen uns diese freundlichen, selbstbewussten und aufgeschlossenen Menschen immer wieder: gesprächig, humorvoll und hilfsbereit.
„Liming“
Wir lernen schnell, dass es zum täglichen Leben gehört und dass es sogar ein Wort dafür gibt. Man nennt es „liming“. Das bedeutet so viel wie Menschen treffen und beobachten, reden, ein Carib (Bier) trinken, lachen, genießen und einfach die Zeit verstreichen lassen. Es ist dieses Nichtstun, welches in unserem europäischen Alltag keinen Platz mehr zu haben scheint und das wir gänzlich verlernt haben.
Wir erforschen die 305 Quadratkilometer große Insel Grenada, die im Süden den vulkanischen Antillenbogen beendet. Doch der aktive Vulkanismus, dem die Insel ihr Dasein verdankt, gehört der Vergangenheit an. Im Norden der Insel thront der alte Vulkan Mount St. Catherine, der mit 841 Metern die höchste Erhebung der Insel darstellt. Weiter südlich bewundern wir die herrliche immergrüne Gebirgskulisse. Die zerklüftete Südküste wird geprägt von idyllischen Naturhäfen und kleinen Sandstränden.
Die Spuren des Hurrikan Ivan sind immer noch zu sehen
Im Südwesten der Insel liegt die Hauptstadt St. George’s. Eine quirlige Stadt mit einem sehenswerten bunten Markt und der „Grand Anse Beach“, Es wird gesagt, dies soll der schönste Sandstrand Grenadas sein. dem schönsten Sandstrand Grenadas. Da ist es ja kein Wunder, dass hier die meisten Hotels der Insel zu finden sind.
Über Land geht es quer durch den Regenwald. Baumriesen, überwuchert mit Philodendren, mannshohen Gräsern und Sträuchern, fallen uns auf. Doch in all der Üppigkeit machen wir überall tote Baumstämme und Äste aus. Wir erfahren, dass dies Zeitzeugen der schrecklichen Verwüstungen sind, die der Hurrikan „Ivan“ im September 2004 angerichtet hat.
Eine Grenadierin beim Aussortieren von Muskatnüssen. (Foto: Inka Ehrbar)
Ein Duft von frischen Gewürzen liegt in der Luft
Unsere Fahrt auf der Küstenstrasse führt uns vorbei an Stränden, gesäumt von hohen Kokospalmen, Kakao- und immergrünen Kalebassenbäumen, Avocado-, Mango- und Papayabäumen. Es ist eine wahre Freude, diesen Gewächsen, deren Früchte wir sonst nur aus Delikatessläden kennen, in der Natur zu begegnen. Ein Duft von frischen Gewürzen liegt in der Luft, ganz besonders derjenige der Muskatnuss. Während der Kolonialzeit brachten die Menschen unzählige Nutz- und Zierpflanzen mit auf die Insel, die dank des fruchtbaren Bodens prächtig gediehen. So fand auch der Muskatnussbaum, der im Wildwuchs etwa 15 bis 20 Meter hoch wird, unter der Kolonialherrschaft Mitte des 19. Jahrhunderts seinen Weg hierher. Heute ist Grenada neben Indonesien weltweit zweitgrößter Lieferant dieses Gewürzes. Grenada besucht zu haben, ohne regelrecht über die Früchte zu fallen oder sie zu riechen, ist eigentlich unmöglich. Es wird nahezu alles verwertet, von der Muskatnussblüte bis zum Kern: Überall auf Grenada läuft man über die Schalen, die als Straßenbelag benutzt werden. Das Geflecht der Muskatblüte wird je nach Qualität als Gewürz, als Farbstoff in der Kosmetikindustrie oder als Konservierungsstoff verarbeitet. So wird behauptet, dass sie Bestandteil aller Würste der Welt sei. Die Grenadier schwören nicht zuletzt auf die Heilkräfte der Muskatnuss. So stand für uns fest, dass wir eine Muskatnussfabrik besuchen. Unzählige Muskatnüsse liegen auf meterlangen Regalen zum Trocknen aus. Frauen und Mädchen sortieren die Blätter der Blüte, andere waschen die verschiedenen Schalen der Nüsse. Ein geschäftiges Treiben über mehrere Stockwerke.
Schulkinder lachend und schwatzend auf den Straßen. (Foto: Inka Ehrbar)
Schulkinder strömen lachend und schwatzend auf die Straße
Noch etwas fällt uns auf unseren Inseltouren immer wieder ins Auge. Das sind die Schulkinder. Sie strömen lachend und schwatzend in ihren bunten Schuluniformen auf die Straße. Worte und Musik dringen zu unseren Ohren und wir hören immer wieder etwas von Cricketspielen, dem Nationalsport der Grenadier oder die pulsierenden Klänge des Calypso.
Wunderbare Urlaubstage verlebten wir auf dieser paradiesischen Insel mit der großartigen Pflanzenwelt. Aber die schönsten Erinnerungen verdanken wir ihren freundlichen und lebensfrohen Bewohnern.
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