Hilferuf der Tochter eines Menschenrechtsanwalts

Dreizehnjähriges Mädchen unter Psychoterror von chinesischer Polizei
Titelbild
Die 13-jährige Gege mit ihren Eltern und ihrem kleinen Bruder, ein Bild aus der Zeit vor der Festnahme ihres Vaters. (Foto: Epoch Times)
Von 6. November 2006

„Onkel, die Polizisten haben uns so furchtbar bedrängt, ich will am Montag nicht mehr in die Schule zurück!“, das hörte am 21. Oktober Hu Jia, ein guter Freund des inhaftierten chinesischen Rechtsanwalts Gao Zhisheng, in einem kurzen Anruf von dessen Tochter Gege.

Diese Nachricht ist schon zwei Wochen alt. Sie sollte auf Bitten von Freunden in China nicht veröffentlicht werden, um ein kleines Mädchen nicht zusätzlichem Druck auszusetzen. Es handelt sich um Gege, die 13-jährige Tochter des bekannten Menschenrechtsanwalts Gao Zhisheng, der am 15. August unter mysteriösen Umstanden aus der Wohnung seiner Schwester entführt wurde und dessen Festnahme Tage später offiziell bestätigt wurde. Da die Situation von Gege, ihrer Mutter und ihrem dreijährigen Bruder zunehmend ernster wird, veröffentlichen wir den Telefonmitschnitt und die damit in Zusammenhang stehenden näheren Umstände.

Seit der Festnahme von Anwalt Gao, der in drei Offenen Briefen an die chinesische Führung mutig deren Umkehr zu einer menschenachtenden Politik gefordert hatte, steht dessen Familie unter strengem Hausarrest. Die Tochter Gege wird auf Schritt und Tritt verfolgt, selbst in der Schule findet sie seit fast drei Monaten vor den Polizisten keine Ruhe. Unter den Klassenkameraden von Gege und der Lehrerschaft haben die Polizisten verbreitet, ihr Vater sei politischer Gefangener, ein Vorwurf, der in der kommunistischen Volksrepublik China jeden gesellschaftsunfähig macht.

Familie unter strengem Hausarrest

In der ersten Zeit haben sich die Mitschüler deutlich von Gege abgewandt. Je länger sie aber die unmenschliche Überwachung selbst hautnah erleben, desto mehr wollen sie Gege helfen, zu entkommen. Bisher sind ihre Fluchtversuche gescheitert, der erste am 26. August, der zweite am 20. Oktober, wo sie bei einem Mitschüler Unterschlupf fand, aber von der Polizei gefangen wurde. Es war auch die Mithilfe ihrer Klassenkameraden, die den kurzen Anruf ermöglichte. Seitdem wird die Dreizehnjährige noch strenger überwacht.

Die Situation der Familie spitzt sich dramatisch zu. Obwohl die kleine Gege schon ähnliche Standfestigkeit wie ihr Vater zu haben scheint, ist sie dem enormen psychischen Druck kaum noch gewachsen. In ihrem Telefonanruf äußerte sie den Wunsch, in die amerikanische Botschaft zu fliehen. Gaos Ehefrau und Mutter von Gege darf nur gelegentlich zu Einkäufen aus dem Haus und um den kleinen Bruder in den Kindergarten zu bringen. Niemand weiß, wie es dem verhafteten Rechtsanwalt und Familienvater geht, auch sein Anwalt darf ihn nicht besuchen. Der Fall zähle als Staatsgeheimnis, heißt es lapidar vom Büro für Öffentliche Sicherheit in Peking.

Mutter kündigt Selbstmord an

Die Großmutter der kleinen Gege war zu der Familie nach Peking gekommen und hatte durch ihre Anwesenheit moralische Unterstützung geleistet, aber am 1. November kam die Order, dass sie Peking zu verlassen habe. Die Mutter von Gege, unter ihren Freunden bekannt als eine Frau, die so schnell nichts umwirft, ist an der Grenze ihrer nervlichen Belastbarkeit angelangt und hat mehrmals Selbstmordversuche angekündigt. Hu Jia, ein Freund der Familie und Menschenrechtsaktivist, der den kurzen Hilferuf der Dreizehnjährigen erhielt, steht selbst seit mehr als hundert Tagen unter Hausarrest und begibt sich mit der Vermittlung dieses Hilferufs in unmittelbare Gefahr.

Die erfolglosen Fluchtversuche, die fehlende Hilfe, die verbalen Attacken und Verleumdungen der Polizisten, Gege kann sie kaum noch ertragen, oft bricht sie hilflos weinend in der Klasse zusammen. Keine Unterrichtsstunde, ohne ständig bewacht zu werden; kein Mittagessen, bei dem sie das Handy eines Klassenkameraden unbeobachtet benutzen könnte, um Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen. Mehr und mehr rebellieren auch die Mitschüler gegen das Vorgehen der Sicherheitsbeamten.

Verzweifelter Hilferuf, heftiges Weinen

Der Telefonanruf der kleinen Gege am 21. Oktober dauerte nur 50 Sekunden, aber er war deutlich: „Onkel, mehrere Klassenkameraden haben mir geholfen. Sie haben die vier Polizisten um die Schule herum geführt, sodass ich entwischen konnte. Sie haben so getan, als ob sie der Polizei helfen und haben ihnen erzählt, ich wäre zur amerikanischen Botschaft abgehauen. Onkel, ich möchte wirklich in die amerikanische Botschaft fliehen. Aber ich weiß ja, das ist unmöglich. Onkel, die Polizistinnen haben mich „Prostituierte“ genannt (Gege fängt an, heftig zu weinen).“ und weiter: „ Sie erlauben meinen Klassenkameraden nicht zu glauben, dass mein Daddy unschuldig und ein aufrichtiger Anwalt ist (sie weint wieder). Onkel, ich will wirklich am Montag nicht mehr in die Schule gehen.“ Dann nur noch das Wispern der Mitschüler, aus dem Hu Jia deren Befürchtung entnimmt, das Handy werde Gege weggenommen.



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