„An die Bösartigkeit des Regimes erinnern”: Über 180 000 Hongkonger bei Mahnwache zum Tiananmen-Massaker

Vor 30 Jahren ließen die chinesischen Kommunisten auf dem Tiananmen-Platz in Peking Tausende friedliche Demokratie-Demonstranten umbringen. In Festlandchina wird das Thema totgeschwiegen, doch in Hongkong findet seit 30 Jahren eine große Mahnwache anlässlich dieses Massenmordes statt.
Titelbild
Victoria Park in Hongkong. An der nächtlichen Kerzen-Mahnwache anlässlich des 30. Jahrestages des Tianaman-Massakers, im Juni 2019, nahmen mehr als 180 000 Personen teil .Foto: Li Yi/The Epoch Times
Von 6. Juni 2019

Zehntausende Menschen versammelten sich am Abend des 4. Juni im Victoria-Park in Hongkong, um des 30. Jahrestages des Massakers am Tiananmen-Platz zu gedenken und das tyrannische kommunistische Regime Chinas zu verurteilen.

Einheimische, Studenten und sogar Chinesen vom Festland nahmen an der Mahnwache teil.

Im April 1989 versammelten sich Tausende von prodemokratischen Studenten auf den Straßen Pekings und forderten politische und wirtschaftliche Reformen und ein Ende der staatlichen Korruption.

In der Nacht vom 3. auf den 4. Juni stürmten chinesische Soldaten und Militärfahrzeuge den Tiananmenplatz und töteten Massen von Demonstranten und Schaulustigen. Das chinesische Regime hat die wahren Ereignisse im Zusammenhang mit dem Massaker von Tiananmen nie zugegeben. In China bleibt es ein Tabuthema, denn die Behörden verbieten bis heute alle Formen des Gedenkens im Land.

Laut dem Organisator, der „Hong Konger Allianz zur Unterstützung der patriotisch-demokratischen Bewegungen Chinas“, nahmen in diesem Jahr mehr als 180.000 Menschen an der Tiananmen-Massaker-Mahnwache teil. Viele Teilnehmer werden auch am 9. Juni an einer Kundgebung gegen das neue Auslieferungsgesetz Hongkongs teilnehmen.

Rednertribüne der 30. Mahnwache in Hongkong anlässlich des Tianamenmassakers in Peking 1989. Foto: Li Yi/The Epoch Times

Einige Leute kamen bereits um 17 Uhr an und die Menschenmassen füllten schnell den sechs Fußballfelder großen Victoria Park.

Die Mahnwache begann gegen 20.00 Uhr mit einem kurzen Video mit dem Titel „30. Jahrestag der Bewegung vom 4. Juni, 30 Jahre Standhaftigkeit der Bevölkerung Hongkongs“.

Eine Gruppe junger Menschen huldigte dann den Märtyrern, indem sie einen Kranz an einem symbolträchtigen Denkmal niederlegte.

„Wir müssen uns an die Bösartigkeit des Regimes erinnern und Nein zu einem Regime sagen, das Mord begangen hat“, sagte Richard Tsoi, stellvertretender Vorsitzender der „Hong Konger Allianz zur Unterstützung der patriotisch-demokratischen Bewegungen Chinas“, in seiner Ansprache.

Wir werden die Gräueltaten des chinesischen Regimes weiterhin verurteilen und Gerechtigkeit für Euch suchen.“

Chu Yiu-ming, ein 75 Jahre alter baptistischer Pastor und Veteran der chinesischen Demokratiebewegung, sprach auf der Bühne als Überlebender des Massakers am Platz des Himmlischen Friedens. Chu und seine demokratischen Aktivisten flohen kurz nach dem Massaker am Tiananmen-Platz nach Hongkong. Chu erzählte dem Publikum, dass der damalige stellvertretende Konsul Frankreichs in Hongkong und der diplomatische Berater des damaligen französischen Präsidenten ihre Karriere riskierten, indem sie vielen der chinesischen politischen Flüchtlinge Visa erteilten und so deren Leben retteten. Er war tief berührt von ihrem Mut und ihrem Gewissen.

Chu sagte, dass die Kerzenlichtwache im Victoria Park die Opfer daran erinnert, dass sie nicht allein sind und dass die Menschen in Hongkong sie nicht vergessen haben.

Wir müssen mit Zuversicht und Mut handeln. Liebe, Freundlichkeit und Gerechtigkeit sind unsere Waffe, wenn wir gegen ein unmoralisches Regime kämpfen“, sagte er.

Albert Ho, Vorsitzender der Allianz, hielt die Abschlussrede – die Mahnwachen-Erklärung: „Die diesjährige Kerzenlichtwache am 4. Juni in Hongkong hat einen weiteren Rekord für Massenbewegungen in Hongkong aufgestellt. Sie wird ein großes Vermächtnis in der Geschichte der menschlichen Zivilisation werden“, sagte Ho.

Er forderte die Teilnehmer und die Einwohner Hongkongs auf, sich am 9. Juni einem Protestzug gegen das neue Auslieferungsgesetz anzuschließen.

Es wird die Rechtsstaatlichkeit in Hongkong untergraben und die Freiheit und Sicherheit der Menschen in Hongkong beeinträchtigen. Für die Zukunft Hongkongs müssen wir bis zum Äußersten kämpfen“, sagte er.

Im Februar diesen Jahres schlug die Regierung von Hongkong ein neues Gesetz zur Änderung der Auslieferungsregeln vor, das es ermöglichen würde, Verdächtige aus Hongkong zur Verhandlung nach Festlandchina zu schicken. Zehntausende Einwohner Hongkongs marschierten im April zum Legislativrat, um gegen das Änderungsgesetz zur Auslieferungsverordnung für flüchtige Straftäter (Fugitive Offenders Ordinance) zu protestieren. Es war die größte Demonstration in der Stadt seit der prodemokratischen Regenschirmbewegung im Jahr 2014.

[Nach derzeitigem Informationsstand würde das Gesetz nicht nur gewöhnliche Kriminelle betreffen, sondern insbesondere auch „politische Angeklagte“ also Oppositionelle oder wegen ihres Glaubens in Festlandchina Verfolgte. Außerdem würden dem kommunistischen China dadurch auch Mittel zur Verfügung stehen, um politisch missliebige Bürger Hongkongs ausliefern zu lassen. Redaktion Epoch Times]

Studentische Teilnehmer

Viele Studenten und Oberschüler nahmen in diesem Jahr an der Mahnwache teil.

Die College-Studentinnen Winky und Emily erzählten der Epoch Times, dass es das erste Mal sei, dass sie an der Mahnwache für das Massaker von Tiananmen teilnahmen, weil sie sich anderen anschließen wollten, um das chinesische Regime zu missbilligen.

Das Vorgehen auf dem Platz des Himmlischen Friedens war offensichtlich falsch und das chinesische Regime setzt sein Fehlverhalten fort, indem es darüber lügt“, sagte Winky.

Beide sind besorgt über das vorgeschlagene Auslieferungsgesetz. „Es wird unsere Freiheit ernsthaft beeinträchtigen, insbesondere die Meinungsfreiheit. Und das chinesische Regime wird in der Lage sein, in die inneren Angelegenheiten Hongkongs einzugreifen. Das wäre wirklich schlimm“, sagte Winky.

Emily fügte hinzu, dass viele ausländische Investoren wahrscheinlich ihre Investitionen in Hongkong zurückziehen werden, wenn das neue Gesetz in Kraft tritt. Sie befürchtet, dass es der Wirtschaft Hongkongs sehr schaden wird.

Ein Oberschüler namens Zhang kam zum dritten Mal zur Mahnwache. Er sagte der Epoch Times, dass er der Meinung sei, dass die diesjährige Mahnwache wichtiger sei als die der vergangenen Jahre, und das aus zwei Gründen:

Weil es der 30. Jahrestag des Massakers am Platz des Himmlischen Friedens ist und das neue Auslieferungsgesetz es dem chinesischen Regime ermöglichen wird, Einwohner Hongkongs mit Hilfe der chinesischen Gesetze zu bestrafen.“

Oberschüler Zhang aus Hongkong nimmt inzwischen zum dritten Mal an der Mahnwache teil. Foto: Liang Zhen/The Epoch Times

Festlandchinesen schließen sich Tiananmen-Mahnwache an

Einige Festlandchinesen kamen den ganzen Weg nach Hongkong, um an der Kundgebung und der Kerzenlichtwache im Victoria Park teilzunehmen, darunter auch junge Menschen in ihren Dreißigern.

Ein junger Mann mit dem Nachnamen Xiao aus Mianyang, Provinz Sichuan, kam am Nachmittag an, Stunden vor der Kerzenlichtwache. Xiao erzählte der Epoch Times, dass dies das erste Mal war, dass er zur Teilnahme an der Tiananmen-Mahnwache nach Hongkong kam. Er war erst ein Jahr alt, als das Massaker von 1989 auf dem Tiananmen stattfand. Im Jahr 2013 erfuhr er erst von der wahren Geschichte des Massakers auf dem Platz des Himmlischen Friedens und anderer Gräueltaten, die das kommunistische Regime Chinas begangen hatte, indem er eine spezielle Software einsetzte, um Chinas Internetblockade zu umgehen.

Xiao verurteilte das kommunistische Regime Chinas und sagte, dass das Vorgehen zu unmenschlich war. „Fang Zheng, einem studentischen Demonstranten, wurden seine Beine von einem Panzer zerquetscht. Er ist für den Rest seines Lebens verkrüppelt.“ Xiao sagte:

Es ist eine große Ungerechtigkeit für alle, die gestorben sind oder dauerhaft geschädigt wurden.“

Durch den Zugang zu Informationen von außerhalb Chinas erfuhr Xiao auch von der Verfolgung von Falun Gong-Praktizierenden. Er offenbarte, dass einer seiner Nachbarn ein Falun Gong-Praktizierender ist.

Dieser Nachbar erzählte mir, dass 1999 ein anderer Falun Gong-Praktizierender zu Tode geprügelt wurde und die Polizei seinen Körper in einen Wald warf. Seine Familie wagte es nicht, seinen Körper zu identifizieren und zu beanspruchen. Sie hatten Angst, dass die Polizei auch sie ins Visier nehmen würde“, sagte er.

Während viele von der KPCh fordern, die Studentenbewegung des Tiananmen und Falun Gong zu rehabilitieren, sowie ihre Fehler einzugestehen und zu korrigieren, hat Xiao nicht viel Vertrauen in die KPCh. „Die einzige Sache, die der KPCh bleibt, ist, sich ihrem eigenen Untergang zu stellen. Es gibt keine anderen Möglichkeiten.“

Xiao betonte, dass das chinesische Regime so böse ist, dass es beendet werden muss.

Ich glaube, die KPCh ist im Begriff zu sterben und ihre Tage sind gezählt“, sagte er.

Xiao war auch sehr besorgt wegen des neuen Auslieferungsgesetzes von Hongkong, das es ermöglichen würde, Verdächtige aus Hongkong zur Verhandlung nach China zu schicken. Er erzählte der Epoch Times kurz eine schmerzhafte Erinnerung an seine Mutter. Xiaos Mutter wurde von den chinesischen Behörden hereingelegt und fälschlicherweise angeklagt, sie starb in der Haft. Als die Familie ihren Tod der Polizei meldete, bestand sie auf einem „Unfalltod“ und ließ den Fall fallen.

„In China gibt es keine Rechtsstaatlichkeit“, sagte er. „Wir müssen alles in unserer Macht stehende tun, um das Auslieferungsgesetz zu stoppen.“

Die KPCh ist wie ein Krebspatient

Drei weitere Festlandchinesen kamen gemeinsam nach Hongkong, um an der Mahnwache teilzunehmen.

Einer von ihnen ist ein Journalist aus der Provinz Jiangsu. Es war das dritte Mal, dass er an der Mahnwache in Hongkong teilnahm. Er sprach mit The Epoch Times unter der Bedingung der Anonymität.

Er enthüllte, dass, als der ehemalige chinesische Führer Jiang Zemin mit der Verfolgung von Falun Gong begann, er ein frischer Hochschulabsolvent war und gerade seine journalistische Karriere begann.

„Wir waren gezwungen, gefälschte Nachrichten zu produzieren, um Falun Gong zu diffamieren. Wir konnten uns Geschichten ausdenken, wie wir wollten, solange es negative Nachrichten über Falun Gong waren. Es gibt keine wirklichen Nachrichten in China, nur Propaganda“, sagte er.

Er kritisierte auch die chinesischen Behörden dafür, dass sie Gesichtserkennung und KI-Technologien zur Überwachung ihrer Mitarbeiter einsetzen.

Sie wollen die Leute erschrecken. High-Tech in den Händen der KPCh ist wie ein böser Mensch, der mit einem scharfen Schwert bewaffnet ist.“

Ein anderer Teilnehmer vom Festland, Zhang, erzählte der Epoch Times, dass er, obwohl er 1989 ein kleiner Junge war, noch einige Erinnerungen an das Geschehen hatte. Vor zehn Jahren untersuchte er das Massaker von Tiananmen und die Kulturrevolution, um mehr über die Geschichte Chinas zu erfahren.

Die jährliche Mahnwache in Hongkong wegen des Tiananmen-Massakers in den letzten 30 Jahren ist ein Symbol des Gewissens“, sagte Zhang.

Er war traurig, dass die Demokratie in Hongkong im Laufe der Jahre stark zurückgegangen ist. „Das chinesische kommunistische Regime unterdrückt die Demokratie in Hongkong. Die Situation in Hongkong ist heute ganz anders als noch vor einigen Jahren. Der Kontrast ist im Vergleich zur Situation von vor zehn Jahren noch ausgeprägter“, sagte er.

Zhang fügte hinzu, dass die Kommunistische Partei Chinas wie ein welkender Baum oder eine Person ist, die an Krebs stirbt.

Es gibt keine Heilung. Die KPCh macht einfach ihren letzten Kampf durch, bevor sie stirbt.“

Die Reporter der Epoch Times Lin Yi und Liang Zhen haben zu diesem Bericht beigetragen.

Das Original erschien in The Epoch Times (USA) (deutsche Bearbeitung von al)
Originalartikel: Over 180,000 Attend Hong Kong’s Tiananmen Square Massacre Vigil



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