In friedlicher Mission über die Meere
Szczecin – Alle Segel gehisst, über die Toppen geflaggt, die Crew in voller Montur dekorativ auf den Rahen stehend (die Kleinsten der Mannschaft ganz oben, wie uns später einer der Kadetten verrät), so lief die Cuauhtémoc am 1. August im Rahmen der diesjährigen Tall Ships‘ Races im Hafen von Szczecin (Stettin) ein. Für dieses prächtige Bild gewann das Segelschulschiff der mexikanischen Marine viel Applaus von den Zuschauern und einen besonderen Preis bei dem internationalen Wettbewerb der Großsegler, der in der ersten Augustwoche im polnischen Stettin endete. Die ehemalige Hansestadt war die Endstation der zweiten und damit letzten Etappe der Regatta, die in diesem Jahr wieder auf der Ostsee stattfand. Der erste Abschnitt ging vom dänischen Arhus nach Kotka in Finnland und von dort ohne Wettbewerb nach Stockholm. Die zweite Regattastrecke dauerte vier Tage und ging von Stockholm nach Szczecin.
Der Stolz von Besatzung und Kapitän
„Die Cuauhtémoc ist zwar ein Schiff der mexikanischen Marine, aber sie ist kein Kriegsschiff.” Diese Feststellung ist Mario Carbajal Ramírez, Kapitän zur See und Kommandant des insgesamt mehr als 90 Meter langen Dreimasters, wichtig. „Aus den zwei kleinen Kanonen an Bord kommt nur der Salut zur Begrüßung beim Einlaufen in den Hafen.“ sagt Ramírez verschmitzt. „In Mexiko ist die Marine im Einsatz bei der Küstenwacht.“
Das mexikanische Segelschulschiff ist an der Westküste Mexikos in Acapulco beheimatet und lief vor 25 Jahren in Bilbao/Spanien vom Stapel. Die Segel sind dekorativ gerefft und erinnern an die Bilder der Segelschiffe der spanischen und portugiesischen Konquistadoren. „Cuauhtémoc“ heißt das Schiff nach dem letzten Aztekenherrscher, der 1525 von dem spanischen Eroberer Hernán Cortés gefoltert und getötet wurde.
Neben der Stamm-Mannschaft sind 98 Kadetten an Bord auf der 8-monatigen Tour von Acapulco durch den Panama-Kanal über Miami, New York, Bordeaux und London nach Arhus, dem Ausgangsort der Tall Ships‘ Races 2007, und wieder zurück. Im Hafen von Stettin ist die Cuauhtémoc in diesen Tagen die große Attraktion. Für einen Besuch des Schiffes muss man 1-2 Stunden Anstehen in Kauf nehmen, aber Hunderte Schaulustiger, zumeist Polen, haben diese Zeit täglich investiert.
Ein liebenswürdiger Botschafter Mexikos
Sie haben jede Menge Fotos von der Besatzung gemacht, die geduldig zur Verfügung steht, um sich freundlich lächelnd mit Ehefrau, Kind oder sonstigen Verwandten der Besucher ablichten zu lassen. Wer erst einmal auf dem Schiff ist, kann in aller Ruhe die Gediegenheit der Holzarbeit von Türen, Treppen, Bänken und mancher der Aufbauten bewundern. Ein Duft von Sandelholz ist überall präsent. Die vielen Messingteile glänzen. Alles darf angefasst und bewegt werden. Vorwitzige, die ein wenig höher hinauf wollen, werden freundlich gebeten, sich nicht in diese Gefahr zu begeben. Das Hochklettern auf den Masten ist den Matrosen und Kadetten vorbehalten, mit Sicherheitsgurten, versteht sich. Keiner der 253 Männer, die mit dem Schiff unterwegs sind, hat Bedenken, dass die Besucher Schaden anrichten könnten. Jeden Abend wird das Schiff von ihnen wieder geputzt und in Ordnung gebracht.
Auf die Frage nach dem Umgang mit den vielen Besuchern des Schiffes klingt beim Kommandanten die liebenswürdige Art der Mexikaner durch: „Wir sind es gewohnt, viele Gäste zu empfangen, es ist genauso wie bei uns zu Hause in Mexiko, so ist eben das mexikanische Volk. Wenn Sie zu uns zu Besuch kommen, dann wünschen wir uns, dass Sie sich wie zu Hause fühlen. Unsere Türen stehen offen für Sie; wenn die Menschen das Schiff sehen und uns besuchen möchten, sind sie zu einem Besuch herzlich eingeladen, auch hier fern von Mexiko.”
Keine Lust auf Ernstfall Krieg
Das ganze Schiff und seine Crew strahlt diese Liebenswürdigkeit aus, und in der Tat kann man sich schwer vorstellen, dass die 98 Kadetten große Lust auf den Ernstfall Krieg hätten. Hinter jedem von ihnen liegt eine 6-jährige Ausbildung an der Marineschule, die meisten sind sehr jung, zwischen 22 und 24 Jahre alt. Mit der achtmonatigen Fahrt auf der Cuauhtémoc beenden sie ihre Grundausbildung bei der Marine. Danach wird jeder sich noch spezialisieren und eine weitere Ausbildung machen, wie zum Beispiel Carlos Enrique Zamora, seines Zeichens schon jetzt Guardiamarina C.G., wie er für uns aufschreibt. Carlos möchte noch die einjährige Ausbildung zum Helikopterpiloten in der Marine absolvieren. In Stettin sieht man viele von ihnen in ihrer Freizeit von Bord gehen, die angehenden Offiziere der Marine stolz in Uniform, die Besatzung mischt sich unerkannt in T-Shirt und Jeans unter die brodelnde Menge.
Ferne Länder sehen, Ängste überwinden
Warum haben sich diese jungen Menschen zu einem Leben auf See im Dienst der Marine entschlossen? Die Antwort ist immer wieder sehr ähnlich: Die Sonne, die Weite und die Stille des Meeres ziehen sie an, sie möchten fremde Länder und Städte besuchen, andere Menschen kennen lernen. Sie möchten auch lernen, ihre Ängste zu überwinden, was man ihnen gerne glaubt. Denn angesichts 50 Meter hoher Masten, die auch bei stürmischem Wetter zu erklimmen sind, wird es jedem normalen Sterblichen mehr als mulmig im Magen. Und… seine Mutter sei sehr stolz auf ihn, ist von Carlos zu hören.
Was denken die Kadetten über ihren Kapitän? Gleich mehrere nicken mit dem Kopf. Er kümmere sich sehr gut um sie und achte darauf, dass sie in ihrer Zeit an Bord viel lernen. Ihnen ist es recht, wenn die Ehefrau des Kommandanten in den Häfen an Bord ist. In fast alle Häfen, die die Cuauhtémoc seit ihrem Ablegen in Acapulco anlief, sei sie auch gekommen, in die meisten per Flugzeug, denn die Anwesenheit von Frauen auf Schiffen der mexikanischen Marine ist nur während des Aufenthaltes im Hafen gestattet.
Als die Cuauhtémoc am 7. August wieder auslief, begleiteten sie Tausende vom Ufer her. Sie nahm Kurs auf Rostock, wo sie vom 9. – 12. August an der „Hanse Sail 2007“ teilnimmt.
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