Ines Geipel schreibt über unbegrenzte Möglichkeiten für Jedermann und Jedefrau

Wer in diesen Tagen staunend vor den Olympia-Bildern sitzt und neue Rekorde erwartet und bejubelt, kennt offensichtlich immer noch nicht den Preis, den die meisten Sportler dafür zahlen müssen. Ines Geipel, einst selber Weltklassesprinterin in der ehemaligen DDR, ist seit Jahren auf der Spur des Dopings. Am eigenen Körper erlebt sie immer noch die Spätfolgen des damaligen Zwangsdopings und weiß nur zu gut, dass die neuen Methoden zwar schwerer nachzuweisen sind, aber die Folgen nicht weniger fatal sind.

No Limit – unbegrenzte Möglichkeiten für Sportler, No Limit – unbegrenzte Möglichkeiten für Jedermann und Jedefrau? Doping ist längst nicht mehr nur ein Problem des Spitzensports, sondern mitten in der Gesellschaft angekommen. In den Fitnessstudios, den Büros, an der Börse, in der Politik und in den Schulen. Leistungssteigerung lautet das Gebot der Stunde. Der Traum vom optimierten Menschen in effizienten Zeiten geht um. In ihrem Buch „No Limit. Wieviel Doping verträgt die Gesellschaft“ listet Ines Geipel die Risiken und Nebenwirkungen auf – und deren alptraumhafte Folgen.

Sie nimmt den Leser an der Hand mitten hinein in die Chatrooms der jungen Generation, die sich im Internet offen austauscht über Testosteron und Nandrolon-Spritzen, die in die Schultermuskeln gesetzt werden, als vermeintlich harmlosen Einstieg in die Fitness und den gestylten Körper. Und sie lässt einem keine Ruhe. Punkt für Punkt zieht sie ans Licht, was sich hinter Bestleistungen heutzutage versteckt bis hin zum Gendoping.

Auch Leser, die sich nie mit der Materie näher befasst haben, können und sollten sich einlesen in einen flüssig und drängend geschriebenen Text. Im Glossar am Ende werden alle Begriffe verständlich erklärt, denn wer kennt sich schon auf Anhieb aus in der Welt der im Anmarsch befindlichen Zombies, die sich mit EPO, IGF-1, Ritalin, Myostatin-Blockern, Repoxygen und Neuroceuticals voll stopfen?

Sie scheute sich nicht, bis in die Testlabors und Dopingküchen Chinas vorzudringen. Antrieb ist immer das Schicksal von Menschen, die sich in Unkenntnis über die Folgeschäden dem Doping aussetzen, oder die dem Doping ungeschützt ausgesetzt sind, wie etwa die kindlichen Turnerinnen Chinas. Sie führt Gespräche mit Experten weltweit, sie treibt die Fragen voran nach Verantwortlichen, sie lässt nicht locker.

Mit Entsetzen erkennt der Laie – und der Fachmann wird sich auch nicht langweilen, dass die Zukunft der gedopten Gesellschaft schon längst begonnen hat. Unbedingt kaufen und mehrmals lesen.

(Verlag Klett-Cotta)

Geipel, Ines; No Limit. Wie viel Doping verträgt die Gesellschaft

2. Aufl. 2008, Breitklappenbroschur, 182 Seiten, ISBN: 978-3-608-94458-7

Preis EUR [D] 17.90* / SFr 34.70*