Journalisten in Gefahr: Epoch Times Reporter in Hongkong verfolgt

Die Pressefreiheit in Hongkong existiert praktisch nicht mehr. Journalisten, die für pro-demokratische Zeitungen schreiben, sind der Willkür der Hongkonger Polizei ausgesetzt. Zwei Reporter der Epoch Times beschreiben, wie sie verfolgt werden.
Titelbild
Das Foto zeigt den Sitz der Zeitung „Apple Daily“ am 10. August 2020. 200 Polizisten sind ins Büro gestürmt und haben alles durchsucht. Den Besitzer, Jimmy Lai, haben sie abgeführt.Foto: Handout/Getty Images
Von 13. August 2020

Zwei Reporter der Hongkong-Ausgabe der Epoch Times berichteten, dass sie von verdächtigen Sicherheitsbeamten verfolgt wurden. Die Epoch Times verurteilte die Schikanen von Journalisten. Der Vorfall stellt eine ernsthafte Einschränkung der Medienfreiheit dar, so die Hongkonger Zeitung. Sie forderte auch mehr internationale Aufmerksamkeit für Hongkongs Pressefreiheit und die persönliche Sicherheit von Journalisten.

Reporterin wird von einem verdächtigen Mann verfolgt

Die lokale Epoch Times ist eines von nur einer Handvoll unabhängiger Medien in Hongkong, wobei die meisten Medien eine pekingfreundliche Haltung einnehmen oder teilweise von Peking finanziert werden.

Sarah Liang, eine Reporterin der Epoch Times und Moderatorin einer beliebten lokalen YouTube-Show, entdeckte, dass sie am 10. August an einer Straßenkreuzung in der Nähe des geschäftigen Stadtteils Cheung Sha Wan von einem Mann mittleren Alters in einem schwarzen Anzug beobachtet wurde.

Es geschah gegen 14.00 Uhr, als Liang mit einem Freund essen gehen wollte. Der Mann, der zu dieser Zeit einer der wenigen Menschen auf der Straße war, sprach am Telefon in Kantonesisch, während er in Liangs Richtung blickte. Liang sagte, sie sei alarmiert gewesen, als sie bemerkte, dass der Mann ihr in Armlänge folgte. Er hat sie auch weiter beschattet, nachdem sie in eine Straße nach rechts abgebogen war.

Liang betrat ein nahe gelegenes Einkaufszentrum, um ihn abzuschütteln, und gab vor, einkaufen zu gehen. Durch das Fenster sah sie von innen, dass er ein paar Schritte vorwärtsging und dachte, er sei gegangen. Als Liang wenige Augenblicke später wieder hinausging, stand der Mann an der Tür und wartete anscheinend auf sie. Nachdem Liang Augenkontakt mit ihm hergestellt hatte, drehte sich der Mann sofort um und ging eilig weg.

Liang hat ein Foto von seinem Rücken aufnehmen können, als er ging.

Sarah Liang, Reporterin der Epoch Times, hat ihren Verfolger, einen Mann in Schwarz am 12. August im Gebiet Kowloon in Hongkong fotografiert. Foto: Sarah Liang/The Epoch Times

Eine andere Reporterin, die in Hongkong lebt, entdeckte am selben Tag ebenfalls ein Polizeiauto, das in der Nähe ihres Wohnhauses geparkt hatte.

Vorfälle laufen Parallel zu den Verhaftungen von Jimmy Lai und Agnes Chow

Die Vorfälle ereigneten sich, nachdem die Hongkonger Polizei den 71-jährigen Jimmy Lai, einen Medienmagnaten, wegen des Verdachts der Zusammenarbeit mit ausländischen Mächten verhaftet hatte. 

Peking verschärfte die Kontrolle in Hongkong und erließ das Nationale Sicherheitsgesetz, welches Sezession, Subversion, terroristische Aktivitäten und ausländische Kollaboration mit bis zu lebenslanger Haft kriminalisiert.

Viele besorgte Freunde, die von Jimmy Lais Verhaftung gehört hatten, nahmen sofort Kontakt mit Liang auf, um sie zu ermahnen, vorsichtig zu sein, sagte Liang.

Die Aktivistin Agnes Chow schrieb auf Facebook, dass in den letzten Tagen mehrere Gruppen von drei bis vier Männern in Schichten von morgens bis abends vor ihrem Haus patrouillierten. Dies ist besonders auffällig, da sie in einer ländlichen Gegend lebt. Chow wurde am Montag verhaftet. Sie wird mittlerweile in der internationalen Medienlandschaft als die „neue Mulan“ für ihr Engagement für die Pressefreiheit und Hongkongs Zukunft gefeiert.

„Es ist schockierend, aber ich kann nur das tun, woran ich glaube“, schrieb Chow am 9. August. Joshua Wong, ein weiterer wichtiger Aktivist in der Protestbewegung in Hongkong, schrieb kürzlich ebenfalls über verdächtige Autos und Fahrzeuge, die ihm folgten.

Sarah Liang sagte zwar, sie sei aufgrund des derzeitigen politischen Klimas wachsamer als sonst, aber sie sei immer noch schockiert, dass ihr jemand folgen würde.

Hongkongs Pressefreiheit ist von Platz 18 auf Platz 80 auf der Presseindex gerutscht

Hongkongs Position im Index der Pressefreiheit ist bereits von Platz 18 im Jahr 2002 auf Platz 80 im Jahr 2020 abgerutscht, so der World Press Freedom Index von Reporter ohne Grenzen, einem internationalen Medienbeobachter. Festlandchina rangiert auf Platz 177 von 180.

Das nationale Sicherheitsgesetz, das am Vorabend des 1. Juli in Kraft trat, enthält „eine Reihe von Bestimmungen, die Journalisten ein Bein stellen könnten“, sagte Steven Butler, der Asien-Programmkoordinator der in New York ansässigen Interessenvertretung Committee to Protect Journalists (CPJ), in einer Erklärung am 11. August.

Das Gesetz ist sehr vage in der Beschreibung der einzelnen Delikte. Die Regierung von Hongkong hat eine Woche später detaillierte Durchführungsbestimmungen erlassen, die besagen, dass das Gesetz der Polizei erlaubt, alle Räumlichkeiten oder elektronischen Geräte nach Beweisen zu durchsuchen und Personen ohne Gerichtsbeschluss abzuhören.

CPJ zitierte aus einer Umfrage, die sie kürzlich mit lokalen Journalisten durchgeführt hatte. Ein Redakteur einer chinesischen Nachrichtenwebsite gegenüber dem CPJ sagt:

Es ist absurd, wenn man versucht zu erraten, wo die rote Linie ist. Wenn wir das täten, könnten wir buchstäblich nichts tun. Sie können das Gesetz so auslegen, wie sie wollen, in jeder Weise, die ihrem Zweck entspricht.“

Die Hongkong-Ausgabe der Epoch Times verurteilte die Schikanen von Journalisten in einer Erklärung vom 11. August, in der es hieß, der Vorfall von Liang stelle eine ernsthafte Einschränkung der Medienfreiheit dar. Sie forderte auch mehr internationale Aufmerksamkeit für Hongkongs Pressefreiheit und die persönliche Sicherheit von Journalisten.

Der Originalartikel erschien in The Epoch Times USA (deutsche Bearbeitung von sza)
Originalfassung: Epoch Times Reporters Describe Being Followed Amid Hong Kong Clampdown



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