Kanadier bestätigen: Smartphone-App Line in China zensiert

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Der App-Anbieter Line zensiert Sms seiner chinesischen User.Foto: Lintao Zhang / Getty Images News
Von 19. November 2013

Die Kommunikations-App LINE von Naver Japan steht eigentlich für kostenfreie Sms und unbeschränkte Telefongespräche. Nun haben kanadische Forscher festgestellt, das LINE seine chinesischen Nutzer zensiert.

Kanadische Forscher entdecken den Haken

Neulich hat „The Citizen Lab“, eine interdisziplinäre Einrichtng der Universität Toronto, das Thema „Zensur von Kommunikationssoftwares durch totalitäre Machthaber“ erforscht. Das Forschungsteam nahm die drei Apps WeChat aus China, LINE aus Japan und KakaoTalk aus Korea unter der Lupe. Die ersten Ergebnisse gab es zu Chinas Umgang mit LINE. LINE kam im Juni 2011 auf den Markt und hat zur Zeit 280 Millionen Benutzer weltweit. Neben seinem Ursprungsland Japan wohnen die meisten LINE-Benutzer in Thailand, Taiwan und Indonesien.

LINE zensiert 150 brisante Begriffe

In Dezember 2012 veröffentlichte LINE seine chinesische Version LIANWO – mit dem Ziel, nach WeChat die meistbenutzte App Chinas zu werden.

Im Mai 2013 entdeckte der Twitter-Nutzer @hirakujira, dass die iPhone-Version von LINE mehr als 150 chinesische Wörter zensierte, darunter zum Beispiel den 04.Juni, Bo Xilai, Falun Gong, Organraub und ähnliche für Chinas Regime brisante Themen.

Die Forscher von „The Citizen Lab“ stellten nun fest, wie die Zensur funktioniert: Wenn ein User die App auf seinem Handy installiert und „China“ als Benutzerland einstellt, startet automatisch der Zensur-Mechanismus. Sobald der Nutzer Sms mit den unerwünschten Kennwörtern sendet, werden die Nachrichten blockiert.

Laut Forschungsergebnis war die Zensur beim Marktstart der chinesischen Version bereits integriert. Vermutlich handelte es sich um eine Vereinbarung zwischen LINE-Anbieter Naver Japan und Chinas kommunistischer Führung.

Zensurfunktion siebt je nach Anbieter unterschiedliche Informationen aus

Ähnliche Zensur-Funktionen besitzt auch die chinesische Version von Skype, genannt TOM-Skype. Die Kennwort-Liste, welche die Zensur auslöst, ist jedoch bei beiden Softwares unterschiedlich. Insgesamt überschneiden sich nur 27 Wörter, darunter die absoluten Tabu-Themen „04.Juni“ und Falun Gong. Die Liste unerwünschter Themen wurde demnach je nach Anbieter unterschiedlich definiert.

Zuerst funktionierte die Zensur bei LINE nur, wenn man China als Benutzerland definierte. Sobald man ein anderes Land eingab, war der freie Informationsfluss wieder hergestellt. Bei einem späteren Upgrade von LINE wurde die Änderungsmöglichkeit für das Benutzerland China blockiert, um dem User daran zu hindern, einfach ein anderes Land zu wählen.

Anti-Zensur-Software für Line im Internet erhältlich

Um chinesischen LINE-Usern zu helfen, die Zensur außer Kraft zu setzten, entwickelte das kanadische Team den „LINE Region Code Encrypter“, womit das Benutzerland beliebig geändert werden kann. Die Softwaren kann online heruntergeladen werden.



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