Medienaufstand in China – Öffentlicher Protest gegen Zensur

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China gilt nicht als Vorbild für Pressefreiheit.Foto: AFP/Getty Images
Von 5. Januar 2013

 

Über 50 ehemalige Redakteure der chinesischen Zeitung Southern Weekly protestierten öffentlich gegen die Manipulation einer Sonderausgabe durch Zensoren der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh). Dieser Protest wird inzwischen von vielen Journalisten und Universitäten in China unterstützt. In einem Land, das nicht unbedingt als Vorbild für Pressefreiheit gilt, erregt ein solcher Widerstand gegen die Einflussnahme der Regierung erhöhte Aufmerksamkeit.

Zensur mit dem Fehlergenerator

Nach Berichten von secretchina.com ging es bei den Protesten um eine Neujahrssonderausgabe der Zeitung Southern Weekly, deren Hauptsitz in der Provinz Guangdong liegt. Als die Sonderausgabe am 2. Januar bereits fertiggestellt gewesen sei und alle Redakteure im Urlaub waren, habe Tuo Zhen, der Propagandachef von Guangdong, mehrere Änderungen hinzufügen lassen. Nach Berichten der chinesischsprachigen Epoch Times, Dajiyuan, seien hauptsächlich die Titel und eine Aufforderung zur Mäßigung bezüglich der Anti-Japan-Proteste geändert beziehungsweise gestrichen worden. Außerdem haben sich die Zensoren durch mangelnde historische Sachkenntnis disqualifiziert. Eine ihrer Änderungen war, die Legende von Dayu, der vor etwa 4000 Jahren gegen eine Flutkatastrophe angekämpft haben soll, um 2000 Jahre in Richtung Neuzeit zu verschieben.

In einem öffentlichen Brief erklärten die Redakteure, dass derartige Änderungen die Befugnisse von Propagandaminister Tuo Zhen überschritten haben und dass die ganze Aktion dumm und überflüssig gewesen sei. Des Weiteren forderten sie ihn auf, zurückzutreten und sich öffentlich zu entschuldigen. Sie forderten außerdem, die protestierenden Journalisten nicht zu bestrafen und die Redaktion von Southern Weekly wieder normal arbeiten zu lassen. Nach Berichten von secretchina.com sei dieser Brief bis zum 4. Januar von 51 ehemaligen Redakteuren dieser Zeitung unterschrieben worden.

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Reaktionen auf Protest ebenfalls zensiert

Die Proteste der Redakteure von Southern Weekly erhielten Unterstützung von vielen Journalisten und Universitäten in China und erregten großes Aufsehen im chinesischen Internet. Dajiyuan veröffentlichte eine Erklärung der journalistischen Fakultät der Nanjing Universität. Dort hieß es, dass sie nicht nur journalistisches Wissen vermitteln sondern auch unabhängiges Denken und Meinungsfreiheit fördern. Sie kritisierten solche reaktionären Handlungsweisen und forderten von allen beteiligten Beamten eine öffentliche Entschuldigung.

Der langjährige Medienmitarbeiter Zhu Xiaoxiao nutzte die Gunst der Stunde und schickte dem Propagandaminister ein Exemplar der chinesischen Verfassung mit der Empfehlung, es gründlich zu lesen und ein guter Diener des Volkes zu sein. Professor Xu Xin von der Peking Universität erklärte seine Unterstützung für die Redakteure von Southern Weekly und forderte, dass die Pressefreiheit gewahrt werden müsse.

Nicht alle unterstützten die Southern Weekly. Die Claqueure der Global Times, einer der KPCh nahestehenden Zeitung, redeten der Zensur das Wort, indem sie eine Berichterstattung unabhängig von der Meinung der Politik als romantische Vorstellung bezeichneten und sich dabei auf das politische System in China beriefen. Eine eher traurige Einstellung zur Pressefreiheit für ein Medienorgan. Der Bericht erntete im chinesischen Internet viel Kritik und bekam schließlich etwas von der eigenen Medizin zu kosten. Nach Berichten von Dajiyuan sei Global Times von der Regierung aufgefordert worden, den Artikel zu löschen.

Dajiyuan erklärte, dass viele Unterstützungsbekundungen inzwischen auch im Internet zensiert seien. Bei Feng, ein Journalist aus Hongkong, twitterte, dass das Propagandaministerium alle Journalisten und Redakteure in der Provinz Guangdong aufgefordert habe, auf einen Bericht über diesen Fall um Southern Weekly zu verzichten. Gerüchten zufolge seien inzwischen die Mikroblogs von mehr als 25 Journalisten der Southern Weekly gesperrt worden.

Als auf einer Pressekonferenz im Außenministerium die Frage gestellt wurde, ob dieser Fall im Widerspruch zur Pressefreiheit stehe, antwortete die Sprecherin, dass sie den Fall nicht genau kenne und dass er auch nicht in ihren Bereich falle.

Nach Berichten von Dajiyuan ist dies nicht der erste Fall, in dem Berichte von Southern Weekly verfälscht oder zensiert worden seien. Während der Überschwemmung in Peking im Juli 2012 habe die Zeitung mehr als 10 Journalisten dorthin geschickt. Ursprünglich sei ein achtseitiger Bericht geplant gewesen. Nachdem die Todesanzeigen von mehr als 20 Opfern der Katastrophe zensiert und durch fünf Berichte über den heldenhaften Tod von Regierungsbeamten ersetzt worden waren, habe die Zeitung acht Seiten weniger gehabt, da sich die Redaktion weigerte, die Änderungen drucken zu lassen.



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