Merkel spricht in China mit Autoren eines der Zensur zum Opfer gefallenen Buches über die Lage der Bauern

Chen Guidi: "Das Treffen mit Bundeskanzlerin Merkel war sehr herzergreifend"
Von 23. Mai 2006

Um 17 Uhr 30 am Montag abend (Pekinger Zeit) traf Bundeskanzlerin Merkel in der deutschen Botschaft in Peking vier Bürgerrechtler – das Autorenpaar Chen Guidi und Wu Chuntao, Verfasser des Buches: „Untersuchung zur Lage der chinesischen Bauern“, sowie die Bürgerrechtler Han Huimi und Wei Wei. Das auf 30 Minuten geplante Gespräch wurde auf 40 Minuten verlängert, obwohl für die Bundeskanzlerin in der Botschaft noch ein anderer Empfang stattfand.

Chen Guidi war nach dem Gespräch noch sehr aufgeregt: „Das Treffen war sehr herzergreifend, weil die Bundeskanzlerin sich so locker mit uns über das Alltagsleben unterhalten hat. Sie war sehr vertraut mit uns, so als lebte sie bei uns auf dem Land.“ Merkel habe genau nach ihrer aktuellen Lebenssituation gefragt und wollte wissen, ob das Treffen den beiden Autoren Schwierigkeiten und Druck bringen würde. Chen fühlte sich nicht unter Druck.

Chen sagte im Interview mit der Zentralen Nachrichtenagentur Taiwan, dass Merkel sehr viel über Menschenrechte gesprochen hätte und dass sie besonders viel nach den Problemen auf dem Land gefragt hätte. Sie wollte wirklich erfahren, was für Probleme es auf dem Land in China gäbe und wie die chinesische Regierung diese Probleme behandle. Sie fragte, ob die Bauern in den Städten einen Job fänden und ob ihre Interessen geschützt und gewährleistet würden.

Merkel habe das Verbot des Buches „Untersuchung zur Lage der chinesischen Bauern“ des Ehepaares angesprochen, aber keine Stellungnahme gegeben, ob diese Maßnahme seitens der chinesischen Regierung richtig oder falsch sei.

Warum Merkel ihn und seine Frau treffen wollte, könnte nach Chens Meinung folgende Gründe haben: das von ihm und seiner Frau geschriebene Buch hat den  ersten Preis des Lettre Ulysses Weltpreises, den Deutschland initiiert hat, gewonnen. Nach Herausgabe des Buches wurden die Autoren von vielen Menschen als Vertreter und Sprecher der chinesischen Bauern angesehen. Sie repräsentierten das Gewissen der Gesellschaft, welches die Menschen ermutigt, auch die Wahrheit auszusprechen. Merkel wolle nicht nur etwas von den offiziellen Beamten hören sondern auch etwas von der allgemeinen Meinung der chinesischen Gesellschaft. Und auf diese Weise wolle sie der chinesischen Regierung ein Signal senden, die Menschenrechte zu respektieren, meint Chen.

Für ihn ist das so genannte „San Nong-Problem“, übersetzt: Problem des Landes, Problem der Landwirtschaft, Problem der Bauern,  eins der derzeit schlimmsten Probleme der chinesischen Gesellschaft überhaupt. Wird dieses nicht gelöst, dann könne China überhaupt nicht von Modernisierung oder einer wohlwollenden Gesellschaft reden. Die chinesische Regierung habe dieses Problem, sowie das Problem der extremen Kluft zwischen Reichen und Armen gleichwohl schon erkannt, daher rede sie ja nun von einer harmonischen Gesellschaft.  

Die zwei anderen von Merkel empfangenen Bürgerrechtler, Frau Han Huimin und Herr Wei, sind die Gründer des Vereins von Wanderarbeitsmädchen und Gründer der „Kleinen- Vögel-Vereinigung“ für Bauerarbeiter.



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