Neues Bahnhofs-Blutbad in China: Verletzte in Guangzhou

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Zum Glück wurde niemand getötet: Gestern kam es in China wieder zu einem Gemetzel, diesmal in der südlichen Metropole Guangzhou.Foto: STR / AFP / Getty Images
Von und 7. Mai 2014

Es ist ein Muster, das sich wiederholt: Gestern wurde zum dritten Mal innerhalb weniger Wochen ein Terroranschlag gegen Zivilisten in China verübt. Die Nachrichtenlage ist undurchsichtig.

Fast alle chinesischen Staatsmedien berichteten das Gleiche: Am 6. Mai, morgens gegen 11.30 Uhr kam es zu einer blutigen Attacke im Hauptbahnhof der Millionenmetropole Guangzhou in Südchina. Ein weißbekleideter junger Mann mit Mütze habe mit einem rund einen halben Meter langen Schwert auf Passanten eingeschlagen, wodurch mindestens sechs Personen verletzt worden seien.

Polizeimeldungen widersprechen sich

Einige Medien zitierten jedoch Augenzeugen, wonach es mindestens vier Täter gab. Die „Volkszeitung“ berief sich dabei auf die Polizei von Guangzhou. Die Zeugen berichten von mehreren Angreifern mit Schwertern, die sich wie professionelle Killer verhalten hätten. Die Art und Weise, wie sie mit dem Schwert umgingen, habe ein hohes Maß an Erfahrung und Brutalität gezeigt. Die Täter hätten gezielt versucht, ihre Opfer an den Halsschlagadern zu verletzen. Panik und großes Chaos seien die Folge gewesen.

Am Abend des 6. Mai erklärte das Polizeiamt von Guangzhou dann durch seinen offiziellen Weibo-Account, es gebe nur einen Tatverdächtigen. Er sei von Polizisten angeschossen und verletzt worden und befände sich zur Behandlung im Krankenhaus.

Die „Volkszeitung“ hatte zuvor einen Bericht veröffentlicht, wonach das Polizeiamt von Guangzhou erklärte, dass es vier Attentäter gab: Einer sei ums Leben gekommen, einer festgenommen worden und zwei seien noch flüchtig.

Laut Xis Sprachrohr waren es vier Täter

Das Magazin Caixin, welches bekanntermaßen unter dem Einfluss von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping steht, berichtete: Bis gestern abend um 17 Uhr seien zwei Tatverdächtige festgenommen worden. Einer sei direkt am Bahnhof geschnappt worden, ein anderer sei nachmittags, auf der Straße in einem anderen Stadtteil, verhaftet worden.

Caixin zitierte Augenzeugen, wonach es vier Attentäter gewesen seien, unter ihnen mindestens zwei Frauen. Auch hätten die Attentäter hauptsächlich Frauen attackiert.

[–Der Wahnsinn hat Methode – doch wer steckt dahinter?–]

Das Bahnhofs-Blutbad von Guangzhou ist die dritte Attacke auf einen chinesischen Bahnhof seit dem 1. März. Damals hatte eine Gruppe von Attentätern am Hauptbahnhof von Kunming laut offiziellen Angaben 32 Menschen getötet und 113 Menschen verletzt. Da die Polizei damals viel zu spät eingriff, gingen Beobachter von einem “Inside-Job” der Regierung aus, der entweder inszeniert wurde, um Chinas Staatschef Xi unter Druck zu setzen oder womöglich von Xi selbst arrangiert wurde, um einen verschäften “Kampf gegen den Terror” zu rechtfertigen. Die Attentäter seien Angehörige der Bewaffneten Polizei gewesen, hieß es wenig später aus Insider-Kreisen.

Der zweite Anschlag hatte erst vor wenigen Tagen stattgefunden: Am 30. April explodierte eine Bombe am Bahnhof von Urumqi, der Hauptstadt von Chinas Uighuren-Provinz Xinjiang. Zwei Menschen sollen dabei getötet worden sein, allerdings war auch hier die Nachrichtenlage unklar und chaotisch – eine Informationssperre folgte. Der Anschlag kam kurz nach Ende des viertägigen Besuchs von Xi Jinping in der Uighuren-Provinz.

[–Bahnhofs-Blutbäder nicht im „Staatssicherheits-Bericht“ erwähnt …–]

Ironie des Schicksals: Gestern, am 6. Mai, erschien außerdem erstmals das „Blaue Buch der Staatsicherheit“. Die Zentrale der Kommunistischen Partei Chinas (KPCh) veröffentlicht ihren „Staatsicherheits-Forschungsbericht“ jährlich. 2014 tut sie es erstmals in Buchform.

„Die terroristischen Aktivitäten im Inland haben drei neue Besonderheiten“, hieß es im Bericht. Der Terror sei erstens dabei, sich regional auszuweiten. (Früher nannte das Regime das Wort "Terrorismus" meist in einem Atemzug mit der Uighuren-Provinz Xinjiang.) Zweitens seien das Hauptziel von Attacken vor allem Regierungsinstitutionen, Militär und Polizei. Drittens: Die Attentäter benutzten hauptsächlich „kalte Waffen“ – also keine modernen Schusswaffen, sondern Althergebrachtes wie Messer und Schwerter.

Die Anzahl der Terroranschläge habe zugenommen, konstatierte der Jahresbericht außerdem. „Der gewalttätige Terrorismus“ sei die größte Bedrohung der Inlandssicherheit, sagte Feng Zhongping darin, der Vizeleiter des Forschungsinstitutes für internationale Beziehungen.

Interessanterweise erwähnte der Bericht diesmal nichts über den „Separatismus“ der Uighuren. Der unterdrückten moslemischen Minderheit wurde bisher standardmäßig die Schuld an Gewaltakten aller Art zugeschoben. Diese Politik hat sich offenbar geändert.

Besonders merkwürdig ist jedoch, dass das Bahnhofsblutbad von Kunming und der Bombenanschlag von Urumqi keine Erwähnung fanden. Diese Attacken auf die Zivilbevölkerung zählen in den Augen des Regimes offenbar nicht zu den Schwerpunkt-Problemen der Staatsicherheit. Die KPCh interessiert sich demnach hauptsächlich für Angriffe auf sich selbst – und diese müssten in letzter Zeit besonders häufig stattgefunden haben, wenn man dem Bericht Glauben schenkt. Offizielle Berichte zu diesen Übergriffen gab es jedoch kaum.



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