Neuester Image-Coup: Chinas Präsident isst im Straßenlokal

Von 6. Januar 2014

Um sein Image als Landesvater aufzupolieren, beschritt Chinas Präsident Xi Jinping um Neujahr herum ungewöhnliche Wege: Er hielt erstmals eine Neujahrsansprache im westlich-demokratischen Stil. Auch, dass im Rahmen seiner „Anti-Korruptions-Kampagne“ seit Januar 2013 schon 37.000 Funktionäre in 27.000 Fällen Ziel von Ermittlungen wurden – Xinhua berichtete – brachte Beliebtheitspunkte. Weit folgenschwerer wog jedoch ein einziger Besuch des Präsidenten in einem Pekinger Straßenlokal. Xis Überraschungsbesuch machte den Imbiss über Nacht berühmt – und zum Ort von Demonstrationen.

Mittagspause mit Präsident

Am 28. Dezember stand der Pekinger „Qingfeng Baozi Imbiss“ Kopf: Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping kam zum Essen. Mit einigen Mitarbeitern betrat er unauffällig den Laden, ging wie ein Normalbürger zur Verkaufstheke, stand Schlange, bestellte und zahlte. Dann nahm er mit seinen Mitarbeitern Platz und aß mit ihnen sechs Dampfnudeln („Baozi“) mit Fleischfüllung, eine Portion gebratene Schweineleber in Scheiben und grünes Blatt-Gemüse. Das Ganze kostete 21 Yuan (rund 2,60 Euro) und Xi verlangte keinen Beleg.

Das Erscheinen des Präsidenten begeisterte Mitarbeiter und Kunden. Viele kamen, um ihn zu begrüßen oder ein Foto zu machen, wobei er sich freundlich mit dem Publikum unterhielt. Die Bilder wurden ein Hit im chinesischen Internet und der kleine Imbiss rückte in den Fokus der Staatsmedien. Leute kamen extra, um Xis „Menü“ zu probieren und „Qingfeng Baozi“ wurde Pekings neueste Sehenswürdigkeit.

Versteckter Aufruf an Funktionäre?

Kein hoher Funktionär der Kommunistischen Partei Chinas hat sich bisher zu einem Besuch im Straßenimbiss herabgelassen. Was wollte Xi damit bezwecken?

Die populärste Analyse war, dass Xi mit seiner Bestellung ein Zeichen gesetzt habe: Der ausgewählte Imbiss heißt „Qingfeng“, was auf Chinesisch auch „ehrlich und bescheiden“ bedeutet. Auch die Speisen weisen sprachlich auf Ähnliches hin. Damit habe Xi die Beamten auffordern wollen, ehrlich und bescheiden zu leben und sich nicht an Korruption zu beteiligen – sonst würde man gefeuert, egal aus welcher Position. So vermutete das chinesische Internet.

Lokal wird Demonstrationsort

Doch das war erst der Anfang: Am 4. Januar versammelten sich vor dem Imbiss plötzlich mehrere Dutzend Leute mit Spruchbändern: “Sei ehrlich und bescheiden, schenke dem Leben der Bürger Deine Aufmerksamkeit“, war dort zu lesen – sowie von Vorfällen ungerechter Behandlung. Die Demonstranten waren Bittsteller aus Peking und anderen Städten, deren Demonstration von der Polizei schnell aufgelöst wurde.

China-Experte Shi Zangshan aus Washington D.C. sagte dazu der EPOCH TIMES: „Dass der Imbiss ein Petitionsbüro ersetzen musste, zeigt die extreme Enttäuschung der chinesischen Bürger. In China gibt es auf jeder Verwaltungsebene ein Petitionsamt – von der Kreisstadt bis zur Zentralregierung. Weil den Leuten dort nicht geholfen wird, bleibt ihnen nichts anderes übrig, als vor dem Lokal aufzukreuzen, das Chinas Führer besucht hat, um Aufmerksamkeit zu bekommen. Für das Pekinger Regime ist das Ironie des Schicksals.“

Beobachter vermuten, dass Xi Jinping mit seiner Anti-Korruptions-Kampagne vor allem darauf abzielt, Rückhalt in der Bevölkerung zu gewinnen, um die Lebensdauer des kommunistischen Regimes in China zu verlängern.



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion