Pekings Knigge für den Umgang mit Ausländern

Titelbild
Ein Mitarbeiter der Pekinger U-Bahn drückt Fahrgäste in einen U-Bahn-Zug. Solche Vorgehensweisen dürften bei den westlichen Touristen im kommenden Monat nicht gut ankommen. (Guang Niu/Getty Images)

Peking schreibt sich die Verbesserung der Manieren der Stadtbewohner auf die Fahnen. Im August wird die Stadt zum Gastgeber für zahllose Olympiabesucher aus dem Ausland. Zu den manchmal an unfreiwillige Komik grenzenden Maßnahmen der „Etikette-Kampagne” gehört ein festgelegter Tag im Monat, der zum Üben des korrekten Schlange-Stehens dient und an dem ermutigt werden soll, nicht mehr öffentlich zu spucken.

Hinter der jüngsten Kampagne mit dem Namen „Acht nicht zu stellende Fragen” könnte jedoch mehr stecken als die bloße Verbesserung der Manieren der lokalen Bevölkerung.

Chinas kommunistische Herrscher haben Peking mit Postern zugepflastert, auf denen acht Themen angeführt sind, die bei Ausländern nicht angesprochen werden sollen. Die Kampagne soll vordergründig die Bewohner Pekings über korrekte Konversations-Etikette informieren, mit Hinweisen wie: Fragen Sie einen Ausländer nicht nach seinem Gewicht und Einkommen.

„Für Chinesen ist es ganz normal, solche Fragen zu stellen, auch wenn man jemanden gerade erst kennen gelernt hat. Aber Ausländer reagieren negativ auf solche Fragen”, zitiert Associated Press die Sprecherin der Pekinger Stadtverwaltung, Wang Zhaoqian.

Die Liste der nicht zu stellenden Fragen beinhaltet jedoch auch Eigenartiges. So sollen chinesische Bürger Ausländer auch nicht nach ihren politischen oder religiösen Ansichten befragen, woher sie stammen oder nach „persönlichen Erfahrungen” befragen. Gott bewahre es würde jemand antworten, dass Falun Gong in seinem Land frei ausgeübt werden darf und dass ein Rechtsstaat in der persönlichen Erfahrung einer „Langnase” als sinnvoll erachtet werden könnte.

Die Entscheidung, Olympische Spiele auszurichten, muss so manchen in Pekings Führung an der eigenen Weisheit haben zweifeln lassen. Wie wird eine autoritäre Regierung mit einem Strom von Ausländern und Journalisten zurechtkommen, deren Weltanschauungen und Vorstellungen Peking im eigenen Land so verzweifelt zu unterdrücken versucht?

Peking hat bereits erhebliche Maßnahmen ergriffen, um problematische Ausländer von den Spielen fern zu halten. Bekannten Tibetern, Falun Gong-Anhängern, Christen oder anderen Dissidentengruppen werden regelmäßig Einreisevisa verweigert.

Auch Journalisten haben es schwer, ihre Reisedokumente zu bekommen, und sogar viele Westler, die bereits in China lebten, wurden vor den Spielen ausgewiesen. Pressemitarbeiter in China werden häufig Opfer von Schikanen und Einschüchterungsversuchen verschiedenster Art. Dabei wird auch vor den Reportern der größten westlichen Medien wie BBC, Reuters und Associated Press nicht Halt gemacht.

Wie erwartet ist China besonders wachsam bei der Kontrolle des Internet. Wenn man Protestbewegungen und die Presse einmal beiseite lässt, bleibt die große Frage, wie das totalitäre Regime mit dem beinahe unvermeidbaren Aufeinanderkrachen der Kulturen umgehen wird. Was passiert, wenn Pekings Bürger an einen Pulk von Ausländern geraten, die beispielsweise nicht glauben, dass der Dalai Lama ein Terrorist ist, oder dass auf dem Platz des Himmlischen Friedens im Jahr 1989 niemand gestorben ist?



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