Smog-Alarm in China: Wenn eine deutsche Chinesin zu Hause anruft..

Titelbild
"Geht´s euch gut?", wollte unsere Autorin von ihrer Familie in der nähe von Shanghai wissen: Ihre Schwester würde wegen des Smogs am liebsten sofort auswandern.Foto: China Foto Press / Getty Images
Von 7. Dezember 2013

Chinas schlimmer Smog ist seit drei Tagen das Dauerthema in den chinesischen Nachrichten – jeden Tag lese ich über die dicke Luft, und dass sie in Shanghai noch schlimmer ist, als in Peking. „Meine armen Eltern!“, denke ich: Sie leben südlich von Shanghai, nur eine Zugstunde entfernt. Wie geht es ihnen in der Heimat?

Wir leben hier jeden Tag im Giftgas!“

Zuerst rufe ich meine Schwester an, die im selben Stadtviertel wie meine Eltern wohnt. „Wir leben hier jeden Tag im Giftgas!“, beschwert sie sich, kaum das sie den Hörer abgenommen hat. „Hier ist es eigentlich noch schlimmer als in Shanghai.“ „Wie geht’s Mama und Papa?“, frage ich. „Noch gut, sie bleiben ja die meiste Zeit zu Hause. Aber wir müssen jeden Tag zur Arbeit fahren! Man weiß gar nicht, wann diese Smog-Tage aufhören!“

Wie wär´s mit Auswandern?

Ich erinnere sie vorsichtig an einen Vorschlag, den ich ihr schon öfter gemacht hatte. „Wie wäre es, wenn du nach Deutschland auswanderst? Dann könnten wir uns oft sehen. Und dein Sohn wird es hier auch nicht so schwer in der Schule haben …“

„Ja, gute Idee!“,ruft sie sofort – für mich eine völlig neue Reaktion. Früher hatte sie meinen Vorschlag immer kategorisch abgelehnt: „Also, nee, wir können doch die Sprache nicht und hier in China können wir schon gut verdienen und leben“, war bisher die Antwort gewesen. Aber auf einmal ist sie wie ausgewechselt:

„Kannst du mir bitte schnell Informationen besorgen?“ fragt sie. „Aber nach Deutschland auswandern ist nicht so einfach. Das ist ja kein Einwanderungsland.“

„Ich habe eine Idee für dich!“, ergreife ich sogleich die Chance, „du gehst zuerst nach Südeuropa. In Portugal zum Beispiel braucht man nur eine Villa im Wert von 500.000 Euro zu kaufen und bekommt sofort die unbefristete Aufenthaltsgenehmigung – nach einem halben Jahr bekommst du schon den Reisepass.“ (Das hatte ich in hier in einer chinesischen Zeitung gelesen.) „Weil Portugal ein EU-Land ist, kannst du mit dem Pass von dort auch in Deutschland leben und arbeiten. Dann sind wir ganz nah beieinander.“

Sie war sehr begeistert: „Ja, super! Schicke mir bitte die genauen Infos. Ich will das probieren.“ Sie scheint es gar nicht mehr erwarten zu können.

Der Wetterdienst sagt, da hilft nur abwarten …“

Dann rufe ich meine Mutter an. Selten habe ich sie am Telefon so ratlos gehört. „Was macht ihr gegen den Smog?“, frage ich. „Tragt ihr Mundschutz, wenn ihr spazieren geht?“

„Oh, ich mache schon gar keinen Spaziergang mehr“, seufzt sie. „Dein Papa geht mit Mundschutz zum Spaziergang.“

„Bleibst du ganzen Tag zu Hause? Dann lass doch alle Fenster zu.“

„Naja, das geht leider auch nicht, da kriegt man ja überhaupt keine Luft mehr. Aber wenn ich das Fenster aufmache, kommt gleich die schmutzige Luft rein. Dann wird es in der Wohnung so schlimm wie draußen.“

„Was könnt ihr da machen?“

„Nur abwarten. Wenn der Wind stärker und das Wetter noch kälter wird, löst sich der Smog von allein auf, sagt der Wetterdienst. Und dabei ist es hier noch nicht so schlimm wie in Nanjing, dort sind seit mehreren Tagen die Schulen geschlossen!“

Die Lösung: Ein Luftreiniger!

„Wie wäre es mit einem Luftreiniger? Kauft euch doch so ein Gerät!“

„Die Dinger sind momentan der Renner. Man kriegt die nicht so einfach. Außerdem traue ich der Qualität nicht, die in so einer Notsituation hergestellt wird.“ Mama ist erfahrene chinesische Verbraucherin …

Schweren Herzens lege ich das Telefon auf. Im Herbst hatte ich meinen Eltern schon einen teuren Wasserfilter aus Deutschland per Post geschickt. Zu Hause kochen sie meistens nur mit Gemüse, das mein Onkel selbst angebaut hat. Wegen der Schadstoffbelastung. Sicher ist sicher.

Am besten, ich besorge ihnen einen Luftreiniger „Made in Germany“ als Neujahrsgeschenk. Muss gleich mal googeln, wer das in Deutschland herstellt.



Kommentare
Liebe Leser,

vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.

Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.

Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.


Ihre Epoch Times - Redaktion