Transplantationstourismus nach China birgt große Risiken für Patienten

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Ärzte ohne Moral machen niemanden gesund.Foto: AFP/Getty Images
Von 14. Dezember 2012

 

In China werden, abgesehen von den USA, die zweitmeisten Transplantationen weltweit durchgeführt. Die Operationen dort zeichnen sich durch besonders kurze Wartezeiten aus, ein wichtiger Grund für den Besuch vieler Transplantationspatienten aus aller Welt. Eine Sondersendung von NTD Television zeigte jedoch, dass nicht nur die Quelle der Organe in China sehr fraglich ist und sehr wahrscheinlich zum Teil im direkten Zusammenhang mit massiven Menschenrechtsverletzungen steht. Auch die Patienten können zu Opfern von geldgierigen Ärzten werden. Es ist an der Zeit, dass dieser Transplantationstourismus zu Ende geht.

In einer Sendung von NTD am 11. Dezember zum Thema Organraub wurde der Verwandte eines taiwanesischen Patienten interviewt, der Anfang September 2012 wegen einer Lebertransplantation das Tianjin First Central Hospital besuchte. Dieser Mann hat den Patienten mit dem Decknamen A bei seinem Arztbesuch in China begleitet.

Es geht zu wie auf einem Basar

Nach Beschreibung des Begleiters wirkte der Arzt des Krankenhauses fast wie ein Makler. Als A Taiwan verließ, wollte er sich eigentlich eine Leber transplantieren lassen, weil er unter Leberzirrhose litt. Dr. Li vom Tianjin First Central Hospital habe ihm aber empfohlen, zusätzlich noch eine Nierentransplantation durchführen zu lassen. Es ist unklar, ob diese zweite Transplantation wirklich erforderlich war und ob A und seinem Begleiter ein möglicherweise erhöhtes Risiko von multiplen Organtransplantationen bewusst gemacht worden war. Der Begleiter von A sagte gegenüber NTD, der Arzt habe erklärt, dass es für A sowieso nötig wäre, nach kurzer Zeit wieder zu kommen, um die Niere transplantieren zu lassen. Also solle er am besten alles auf einmal machen lassen. A habe zugestimmt und dafür mindestens 15 Millionen Taiwan-Dollar (etwa 400.000 Euro) bezahlt.

Nach nur einem Monat Wartezeit bekam A sowohl eine neue Leber und als auch eine neue Niere. Merkwürdig dabei ist, dass das Krankenhaus aus allem ein Geheimnis macht. Obwohl der interviewte Verwandte eine Begleitperson von A war, wusste er nicht einmal wo die Operation stattfand. Er meinte, dass alles streng geheim sei. Er könne nur vermuten, dass Operationen im obersten Stockwerk des Krankenhauses durchgeführt werden. Außerdem scheint die Informierung von Patienten überbewertet zu werden. Dr. Li habe ihm nur auf nebulöse Weise erklärt, wie gut A die neuen Organe vertrage.

Nicht nur die Risiken der Transplantation scheinen ein Geheimnis zu sein, bestimmte Patienten werden auch von der Außenwelt abgeschirmt. Nach Erklärung des Augenzeugen  gebe es in dem Krankenhaus auch einige ausländische Patienten. Er habe gehört, dass es im zehnten Stock des Krankenhauses einen Sonderbereich für internationale Patienten gebe, wo der Zutritt für Unbefugte streng verboten sei.

Nachdem A nach Taiwan zurückgekehrt war, ging es ihm zunächst eine Zeit lang gut. Dann hatte er plötzlich einen Schlaganfall und musste in der Intensivstation behandelt werden. Ärzte in Taiwan vermuten, dass der Schlaganfall mit einer bakteriellen Infektion, die von der Transplantation stammte, zusammenhängt. Mit 15 Millionen Taiwan-Dollar hat sich A also keine Gesundheit erkauft, ganz im Gegenteil, A starb am 4. Dezember.

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Die chinesischsprachige Epoch Times, Dajiyuan, erklärte, dass die kurze Wartezeit für Organe in China und das explosionsartige Anwachsen der Zahl von Transplantationsoperationen mit dem Organraub an Falun Gong-Praktizierenden in direktem Zusammenhang stehe. Falun Gong ist eine friedliche buddhistische Kultivierungsschule, deren Praktizierende seit 1999 unter grausamer Verfolgung durch die chinesische Regierung zu leiden haben. Der Menschenrechtsanwalt David Matas und der Politiker David Kilgour aus Kanada veröffentlichten gemeinsam einen Bericht über den Organraub an Falun Gong-Praktizierenden in China mit dem Titel „Bloody Harvest“ (Blutige Ernte). Darin steht, dass es in den Jahren 2000 bis 2005 etwa 60.000 Organtransplantationen in China gegeben hat. Die Herkunft von 41.500 der verwendeten Organe sei ungeklärt. Außerdem gebe es zahlreiche Hinweise, dass die Organe von Falun Gong-Praktizierenden in China illegal entnommen und zur Transplantation verwendet worden seien.

Nicht nur Falun Gong-Praktizierende sind Opfer des Organraubs, einige Ärzte in China wurden faktisch zu Vollstreckern von Hinrichtungen. Möglicherweise pflanzen die gleichen Ärzte die entnommenen Organe dann hoffnungsvollen Patienten ein. Yang Xianhong, Vorsitzender der Taiwan Association for China Human Rights, äußerte gegenüber NTD, dass mit der Verfolgung von Falun Gong, insbesondere mit dem Organraub, die Ärzte in großen Krankenhäusern in China verdorben worden seien. Ein Arzt, der Organe eines unfreiwilligen „Spenders“ für den Verkauf entnehmen könne, habe bereits jede moralische Grenze überschritten. Bei einem solchen Arzt sei nicht daran zu denken, dass er Interesse an der Gesundheit der Patienten habe. Beim Fall von A zweifele Yang daran, ob der Dr. Li sorgfältig Test zur Verträglichkeit der Organe gemacht habe. Schließlich habe dieser Arzt gewusst, dass er für A keine Verantwortung übernehmen müsse, wenn er später in Taiwan unter Nachwirkungen zu leiden habe.

Yang Xianhong ist der Meinung, dass mit dem Sittenverfall in den großen Krankenhäusern der gesamte medizinische Bereich in China „infiziert“ worden sei. Huang Shiwei, Sprecher von International Care Association of Organ Transplants, stimmte ihm zu und meinte, dass die Ärzte in China inzwischen einen so schlechten Ruf haben, dass viele taiwanesische Geschäftsleute den Arztbesuch dort vermeiden. Es sei ihnen lieber, selbst mitgebrachte Medikamente zu nehmen und ansonsten nach Taiwan zurückzufliegen, als sich von einem Arzt in China behandeln zu lassen. Nach Meinung von Huang sei es auch deshalb wichtig, den Organraub in China und Fälle wie den von A in Taiwan publik zu machen, damit die Menschen über die Gefahren einer Organtransplantation in China  informiert sind und nicht weiterhin nach China reisen, um ein Spenderorgan zu bekommen.

 



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