Über 90 Korruptions-Jäger starben seit September in China

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"Tiger" ist in China ein Spitzname für skrupellose und korrupte Partei-Funktionäre. Diese Tiger-Babys aus dem Zoo von Buenos Aires sind dagegen einfach nur niedlich.Foto: JUAN MABROMATA / AFP / Getty Images
Von und 23. April 2014

Chinas Korruptionsjäger haben einen lebensgefährlichen Job: Über 90 Ermittler und Staatsanwälte starben seit vergangenem September – sie wurden entweder ermordet oder verschwanden spurlos. Eine Honkonger Zeitung berichtete kürzlich diese etwas andere Opferzahl von Xi Jinpings Anti-Korruptions-Kampagne. Wegen der vielen Toten und Vermissten ließ Chinas Regierungschef Anfang April eine Spezialeinheit zum Schutz der Korruptions-Jäger einrichten.

Mit seinem Amtsantritt im November 2012 begann Chinas Staats-und Parteichef Xi Jinping seine Kampagne gegen Korruption in den eigenen Reihen: Die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) sollte von Schmarotzern befreit werden, die ihre Positionen zur Selbstbereicherung nutzen und durch Willkür und Bestechlichkeit den Volkszorn provozieren – soweit die Theorie. Es werde „die Tiger genauso treffen wie die Fliegen“ hatte Xi versprochen, in der Hoffnung, das angeschlagene Image der Einparteien-Diktatur noch einmal aufpolieren zu können.

Chinas meistgehasster Ermittler

Durchgeführt wird die Kampagne von der Disziplinar-Kontroll-Abteilung der KPCh, einer Kommission, die schon seit Jahrzehnten für die Sauberkeit innerhalb der Partei zuständig war. Deren Chef heißt aktuell Wang Qishan. Der enge Vertraute Xi Jinpings ist drittmächtigster Mann im Staat und bei seinen Feinden das mit Abstand unbeliebteste Regierungsmitglied: Seit seinem Amtsantritt im November 2012 wurden auf Wang bereits vier Mordanschläge verübt. Das Honkonger Politmagazin „Tendenz“ berichtet dies in seiner Mai-Ausgabe.

[–Die blutige Rache der Tiger–]

Besonders spektakulär war das Attentat, dem Wang im August 2013 entkam: Damals weilte er mit einem Untersuchungsteam in der Stadt Nanchang, Provinz Jiangxi, dem „Geburtsort“ der Partei. In Wangs Hotel kam es nachts zu einem knapp 50 minütigen Stromausfall, der auch die Telefonleitungen lahmlegte.

Ausgerechnet in diesem Moment schlichen sich zwei „Bittsteller“ ins Hotel unter dem Vorwand, mit Wang sprechen zu wollen. Die beiden wurden von Wangs Bodyguards kurzerhand festgenommen: Es waren Polizisten, die aus Führungspositionen gefeuert und von Unbekannten beauftragt worden waren, Wang zu ermorden. Als sie verhaftet wurden, versuchten sie noch vergeblich Selbstmord zu begehen, um ihr Geheimnis mit ins Grab zu nehmen.

Tödliche Neujahrsgrüße

Ein weiteres Attentat fand 2014 kurz vor dem chinesischen Jahreswechsel statt: Wang erhielt potenziell tödliche Neujahrsgrüße. Auch sein Stellvertreter Zhao Hongzhu und weitere Kollgegen der Disziplinar-Kontrolle bekamen die hochgiftigen Grußkarten eines unbekannten Absenders. Sie waren am Bahnhof von Shijiazhuang nahe Peking aufgegeben worden. Mehr wurde nicht herausgefunden.

[–Neue Spezial-Einheit soll das Mord-Problem lösen–]

Wie gefährlich die Arbeit an Chinas Korruptions-Front ist, verdeutlichte eine Statistik, die das Hongkonger Magazin „Tendenz“ in seiner April-Ausgabe veröffentlichte: Insgesamt wurden zwischen September 2013 und März 2014 fast 60 Ermittler der Disziplinar-Kontroll-Abteilung ermordet oder verschwanden spurlos. Über 30 Staatsanwälte ereilte zeitgleich dasselbe Schicksal.

Um die Korruptions-Jäger zu schützen, entschied sich Chinas KPCh-Zentrale gemeinsam mit dem Militär zur Einrichtung einer Spezialeinheit: Das “Leitende Sonderbüro gegen Gewalt und Mordversuche” untersteht direkt dem Politbüro und damit der Regierung. Es gliedert sich in zwei Abteilungen: Einheit Nr 1. hat den exklusiven Auftrag, alle Mordanschläge auf Wang Qishan zu untersuchen. Sondereinheit Nr. 2 kümmert sich um den Rest des gigantischen Staatsapparates: Sie ist spezialisiert auf alle Morddrohungen, die per Telefon oder auf anderen Wegen gegen KPCh-Beamte ausgesprochen werden, tödliche Päckchen und Briefe inbegriffen.



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