‚Unter Chinas gegenwärtigem Regime ist eine Klärung des Massakers unmöglich‘

Titelbild
Frau Dings Sohn Jioang Jielian wurde am 4. Juni 1989 in dem Massaker getötet. Frau Ding gehört zu den Organisatoren der Tiananmen-Mütter. (Peter Parks/AFP/Getty Images)
Epoch Times3. Juni 2009

„Als mein Sohn aus der Wohnung stürzte, versuchte ich ihm abzuraten und ihn daran zu hindern. Ich sagte zu ihm: ‚Du bist nur ein Schüler in der Mittelschule, selbst wenn Du hingehst, wird es auch nichts nützen. Verschenkst du nicht nur dein Leben?‘ Er antwortete mir sehr ernst: ‚Wichtig ist nicht das Ergebnis, sondern unsere Teilnahme‘.“

Als die Gründerin der Bewegung ‚Tiananmen-Mütter‘, die frühere Philosophie-Professorin der Universität des Volkes von China, Prof. Ding Zilin, am 7. April ein Interview mit dem Sender „Voice of America“ führte, erwähnte sie zum ersten Mal, dass die Tragödie des Massakers vom 4. Juni eine Tragödie des Systems gewesen sei, das durch ein autoritäres Regime verursacht wurde.

„Ich denke, dass wir Eltern die von unseren Kindern hinterlassenen Worte nicht vergessen dürfen und dass wir das Leben unserer Kinder bei uns fortsetzten sollen. Wir haben uns innerlich auch darauf vorbereitet, dass wir während unserer Lebenszeit vielleicht kein Ergebnis sehen werden. Aber wir legen Wert auf den Prozess, wobei wir jede der Tiananmen-Mütter mit vollem Herzen und Kräften die Gerechtigkeit wieder herstellen wird“, sagte Prof. Ding.

„Zwanzig Jahre sind seit dem ‚Tiananmen Massaker von 1989 vergangen. Im Laufe der Zeit ging die Erinnerung an diesen Vorfall nach und nach im Gedächtnis vieler Menschen verloren. Aber einige von denen, die ihre Lieben in dem Massaker verloren, kämpfen noch immer um Gerechtigkeit.“ [Die Beteiligten der Demokratiebewegung wurden seitens des Regimes als Konterrevolutionäre bezeichnet und vor der Bevölkerung diffamiert, sieben wurden exekutiert, es sitzen bis heute noch etwa 200 sogenannte Anführer im Gefängnis. Anm. d. Red.]

Die Beteiligten der Demokratiebewegung wurden seitens des Regimes als Konterrevolutionäre bezeichnet und vor der Bevölkerung diffamiert, sieben wurden exekutiert. Amnesty International teilte mit, dass sich nach Schätzungen chinesischer Organisationen bis zu 200 Menschen wegen ihrer Beteiligung weiterhin in Haft befinden. (64memo.com)
Die Beteiligten der Demokratiebewegung wurden seitens des Regimes als Konterrevolutionäre bezeichnet und vor der Bevölkerung diffamiert, sieben wurden exekutiert. Amnesty International teilte mit, dass sich nach Schätzungen chinesischer Organisationen bis zu 200 Menschen wegen ihrer Beteiligung weiterhin in Haft befinden. (64memo.com)

Dass Menschen in der gleichen Situation sich gegenseitig ermutigen, helfen und trösten, das, so sagt Prof. Ding, verleihe ihr die Kraft weiterzumachen.

Chinas Ministerium für Staatssicherheit behauptete nach der Ausstrahlung des Interviews, dass Prof. Ding sich habe benutzen lassen, als sie sich auf ein Gespräch mit westlichen Medien einließ. Frau Ding ist nicht der Meinung, dass sie in irgendeiner Form ‚benutzt‘ worden sei. Im Gegenteil – sie dankt den Medien, dass sie ihr eine Gelegenheit gegeben haben, sich auszusprechen.

Frau Ding sprach auch zum ersten Male aus, dass die Tragödie vom 4. Juni eine Tragödie des autoritären Systems war, und dass Deng Xiaoping nur unter einem solchen System 300.000 Soldaten befehlen konnte, zu töten. Wenn es dieses System nicht gegeben hätte, wäre das nicht möglich gewesen. Frau Ding gab auch ihrer Überzeugung Ausdruck, dass es nicht möglich sein würde, den Sachverhalt des 4. Juni unter dem gegenwärtigen totalitären System zu klären.

Sie sagte: „Wenn die Wahrheit zu Tage tritt werden Reaktionen folgen. Ich fürchte, dass man deren Kraft unmöglich einschätzen kann.“

Man hörte Frau Ding schluchzen, als sie von ihrem toten Sohn erzählte und sie sagte: „Es ist der Tod meines Sohnes, der mir half, aus der Dummheit und Ignoranz, in die die kommunistische Partei mich eingebunden hatte, heraus zu treten. Das erlaubte mir, meine Selbstachtung und mein Gewissen als menschliches Wesen zurück zu gewinnen. Wann immer ich darüber nachdenke, dass ich diese Werte nur im Austausch gegen das Blut und Leben meines Sohnes erhalten habe, bin ich von Reue und Schmerz erfüllt. Das einzige, was ich tun kann, um es etwas auszugleichen, ist mein Versuch, das Bestmögliche zu tun und den Schwierigkeiten zu trotzen.“

Frau Ding ist seit vielen Jahren unterwegs, um für ihren Sohn um Gerechtigkeit zu kämpfen, was angesichts des Schweigens und der Verleumdungen seitens des Staates ein schwieriger und gefährlicher Weg ist. Agenten der Staatssicherheit haben sie verhaftet, verfolgt und sie beschimpft. Sie sagt, das Einzige, was ihr am Herzen läge, wäre, ihr Bestes zu versuchen, solange sie lebe, zu einer Aussöhnung zu finden. Das sei das Wichtigste.

Originalartikel (englisch): http://www.theepochtimes.com/n2/content/view/17512/

Originalartikel (Chinesisch): http://epochtimes.com/gb/9/5/29/n2541090.htm mit Videos

 



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