Verfolgung in China – kein Asyl in Deutschland?

„Man sagte mir immer wieder, dass man mich freilassen würde, wenn ich nicht mehr Falun Gong praktizieren würde. Ich fand es nicht falsch, ein guter Mensch zu sein, deshalb gab ich nicht nach.“
Titelbild
Falun Gong-PraktizierendeFoto: David McNew/Newsmakers / Getty Images
Von 9. Dezember 2013

„Wegen harter Arbeit hatte ich eine verwachsene Schulter und einen Bandscheibenvorfall. Anfang September 2004 erzählte ich das meiner Nachbarin Fang Sun. Sie ist eine Falun Gong-Praktizierende. Sie sagte mir, dass Falun Gong Gesundheit bringen würde. So begann ich bei ihr zu Hause, Falun Gong zu praktizieren. Meine Schmerzen verschwanden dadurch und ich wurde gesünder. Danach praktizierte ich täglich Falun Gong und las das Buch von Falun Gong (Zhuan Falun). Da ich eine niedrige Ausbildung hatte, verstand ich die tiefgehenden Grundsätze im Buch nicht ganz. Jedoch verstand ich durch das Lesen den Sinn des Lebens, nämlich zum Ursprung zurückzukehren. Man ist nicht dazu da, nur auf der Welt alles zu genießen, sondern man muss ein guter Mensch werden, nur so ist es für die Gesellschaft und die anderen gut.“

Mit diesem schlichten Bekenntnis berichtet der Chinese Yanjun Wang, geboren am 11. Februar 1968 in Yantai/VR China, von seiner Begegnung mit der buddhistischen Meditationspraxis Falun Gong. Was er damals nicht ahnte, war der Leidensweg, der ihm bevorstand durch die illegalen Zwangsmaßnahmen des kommunistischen Regimes in China gegen Falun Gong-Praktizierende. Gutherzig hatte er durch das Verteilen von Informationsmaterial gegen die Verfolgung schon in China versucht, Menschen für eine Beendigung der Verfolgung zu gewinnen.

Der Leidensweg in China

Die chinesische Stasi verhaftete ihn und er wurde für eineinhalb Jahre in dem Zwangsarbeitslager der Stadt Ji-nan, Provinz Shandong, interniert. Solche „Administrativhaft“ kann in China einfach von der Polizei angeordnet werden. Er wurde gefoltert, aber er ließ nicht von seinem Glauben an die Prinzipien von Falun Gong ab. „Sie heißen Wahrhaftigkeit, Barmherzigkeit und Toleranz“, sagt er schlicht.  „Man sagte mir immer wieder hartnäckig, dass man mich freilassen würde, wenn ich nicht mehr Falun Gong praktizieren würde. Ich fand es nicht falsch, ein guter Mensch zu sein, deshalb gab ich nicht nach.“

So musste er nicht nur Schläge und Beschimpfungen ertragen, sondern auch täglich 13 Stunden Zwangsarbeit verrichten. Wir haben schon mehrfach darüber berichtet.

Am 5. Dez. 2008, zwei Jahre nach seiner Entlassung, demonstrierte er mutig öffentlich mit fünfzig anderen Falun Gong-Praktizierenden vor dem Verwaltungsgebäude der Stadt Yantai gegen die Verfolgung von Falun Gong in China.

Yanjun WangYanjun WangFoto: Epoch Times

Bei Ankunft der Polizei konnte er flüchten und durch die Hilfe eines Freundes am 18. 12. 2008 nach Deutschland ausreisen, wo er politisches Asyl beantragte. Traurig sagt Wang: „Meine Freunde Jianhong Bi und Yuanhua Sun, die mir am meisten geholfen haben, sind immer noch eingesperrt. Meine Familienmitglieder versuchten durch viele Methoden, sie frei zu bekommen, jedoch vergeblich. Ich bin noch sehr traurig darüber.“

Der Leidensweg in Deutschland

Inzwischen haben sowohl das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF), als auch das Verwaltungsgericht Augsburg seinen Asylantrag in erster und zweiter Instanz abgelehnt. Eine weitere Berufung wurde vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof am 27. 08. 2012 abgelehnt.

Ein Folgeantrag wurde am 2. 10. 2013 vom BAMF abgelehnt: „…kann nicht davon ausgegangen werden, dass eine Wiederholung der behaupteten Festnahme und des Gefängnisaufenthaltes gegeben sein könnte.

Eine Klage dagegen wurde am 18. Okt. 2013 beim Bayerischen Verwaltungsgericht Augsburg eingereicht. Yanjun Wang wartet nun auf eine erneute Gerichtsverhandlung.

In München und Nürnberg haben sich Gruppen von Falun Gong-Praktizierenden des Falles angenommen und mit neuem Hintergrundmaterial die Argumentationen für seinen Verbleib in Deutschland unterstützt.

Auch die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) fordert ein sofortiges Abschiebeverbot für Herrn Wang, weil ihm bei der Einreise in die VR China schwerwiegende Gefahren für Freiheit, Leib und Leben drohen.

Wir berichteten am 19. November: 

Chinas Regime ruft zum „Endkampf“ gegen Falun Gong auf

EPOCH TIMES: Während in China viel Wind um Reformen gemacht wird, hat die Partei still und heimlich zum „Endkampf“ gegen Falun Gong aufgerufen. Ganz China soll mobilisiert werden, um die hartnäckigen Anhänger der buddhistischen Qigong-Bewegung „geistig zu transformieren“. Geht es nach den Anordnungen, die auf dutzenden Regierungs- und Partei-Websites aufgetaucht sind, soll die Kampagne jeden Winkel der Gesellschaft umfassen. Sogar Schulen und Krankenhäusern wurde befohlen, am „Endkampf zur Erziehung und Umerziehung 2013 -2015“ teilzunehmen.

Lesen manche amtlichen Stellen in Deutschland keine einschlägigen Presseberichte? Erinnert man sich nicht an den Fall von Jiang Renzheng, der am 7. März 2005 mit seiner Frau und zwei kleinen Kindern auch aus Bayern trotz eindeutiger Warnungen und Protesten nach China abgeschoben wurde und dort vier Wochen später zu drei Jahren Zwangsarbeit in ein Lager eingewiesen wurde? Seine Familie konnte rechtzeitig untertauchen, ihre Spur hat sich verständlicherweise verloren.

EPOCH TIMES: Auf die Einrichtungen, welche die Umerziehungs-Kampagne durchführen sollen, wird massiver Druck ausgeübt. Wenn die „Erfolgsquote“ nicht stimmt oder sich ein Bezirk nicht aktiv an den Aktivitäten beteiligt, bekommen die Zuständigen Ärger von oben.

Aktuell kursieren Ziele wie „20 Prozent aller sturen Zielpersonen müssen jährlich einer Umerziehung unterworfen werden, die Rückfall-Quote darf maximal 3 Prozent betragen“ (KP-Nachbarschaftsbüro Dunren Straße in Chongqing). Der Bezirk Yunyang möchte in über 90 Prozent aller Nachbarschaften eine „Bekehrungsrate“ von 90 Prozent erreichen. In der Stadt Xintunzi, Provinz Jilin, möchte man „bis 2015 alle nicht bekehrten Falun Gong-Anhänger umerziehen“.

Am 10. Dezember wird weltweit der Tag der Menschenrechte begangen. Schon etlichen chinesischen Falun Gong-Praktizierenden wurde in Deutschland Asyl gewährt und sie haben sich unauffällig in die hiesige Gesellschaft integriert. Yanjun Wang möchte lieber bei seiner Familie in China leben und arbeiten, aber wer kann es verantworten, ihn in ein Land abzuschieben, in dem ihm Internierung, Folter und womöglich auch Tod durch Organraub droht?   



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