Was die KP Chinas aus dem Schicksal Gaddafis zu lernen hofft

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Die KPCh glaubte aus dem Schicksal von Gaddafi Lektionen ziehen zu können.Foto: AFP/Getty Images
Von 15. November 2012

 

„Die Geschichte ist wie ein Spiegel, in dem nicht nur die Vergangenheit, sondern auch die Zukunft klar erkannt werden kann“. Eine alte chinesische Weisheit, die heute immer noch so wahrhaftig ist, wie vor Tausenden von Jahren. Die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) verknüpfte diese Weisheit mit dem Schicksal des Diktators Muammar al-Gaddafi und glaubte, daraus Lektionen ziehen zu können, um ihre Zukunft neu zu gestalten. An sich ist das keine schlechte Idee, nur was die Partei daraus gelernt hat, wird die westlichen Länder wahrscheinlich überraschen.

Dass die KPCh besonders großes Interesse am Schicksal von Gaddafi hat, liegt vielleicht daran, dass sie vieles gemeinsam haben. Der bekannte Regierungskritiker Wei Jingsheng meinte, Parallelen zwischen beiden ziehen zu können. Seiner Meinung nach herrschten sowohl in Libyen zu der Zeit von Gaddafi als auch in China Diktaturen. Wie es in Libyen der Fall war, habe auch das chinesische Volk Angst vor seinen Herrschern. Er stellte die These auf, dass das chinesische Volk ebenfalls in der Lage sei, die Regierung in unerwartet kurzer Zeit zu stürzen, obwohl die KPCh wie Gaddafi über große militärische Macht verfüge. Daher sei der Tod von Gaddafi eine Warnung für die KPCh.

Dass das Schicksal von Gaddafi eine Warnung ist, darin stimmt die KPCh anscheind mit ihren Kritikern überein. Die Webseite tiexue.net, die nach eigenen Angaben hauptsächlich Informationen über das Militär verbreitet, veröffentlichte eine Analyse über den Krieg in Libyen in ihren Foren. Neben der Trauer um Gaddafi wurde die Meinung geäußert, dass er ein Lehrer für China sei. Die KPCh solle aus seinem Tod lernen, dass in der internationalen Gesellschaft Anarchie herrsche und dass die internationale Politik grausam und unmoralisch sei. Außerdem sei es ganz wichtig, die militärische Macht zu erweitern, da die westlichen Politiker nur nach dem Profit handeln und keinen moralischen Prinzipien folgen.

Auch innerhalb der KPCh soll der Tod von Gaddafi großes Aufsehen erregt haben. Der Artikel „The Children Devour the Revolution“ aus dem Magazin Foreign Policy gewährt einen seltenen Einblick in die Sichtweise einflussreicher Mitglieder der KPCh über den Untergang von Gaddafi. Der „Prinzling“ der KPCh, Liu Yuan, Sohn eines ehemaligen chinesischen Staatspräsidenten, soll analysiert haben, dass der Grund des Untergangs von Gaddafi nicht an der Diktatur liege, sondern an seinem zweiten Sohn. Er habe gesagt: „Saif (der zweite Sohn von Gaddafi) akzeptierte die westlichen sogenannten ´universellen Werte´ von Freiheit und Demokratie. Er übermittelte diese dann an seinen Vater, sodass dieser sich von den von ihm zuvor stark propagierten ´lybischen Werten´ abwandte und in Richtung Westen taumelte, bis er seinen Glauben verlor.“

Genau wie der zweite Sohn von Gaddafi soll der Nachwuchs vieler Parteifunktionäre in China, beispielsweise der des scheidenden Parteichefs Hu Jintao und von Premierminister Wen Jiabao, ebenfalls in westlichen Ländern studiert haben. Liu Yuan habe gewarnt, falls die Parteifunktionäre sich nicht von den westlichen Einflüssen abschirmen können, werden ihre Kinder die Revolution zunichtemachen. Da sein einziger Sohn Gerüchten zufolge aufgrund einer geistigen Behinderung keinen Universitätsabschluss hat, ist sein Interesse an den erfolgreichen Kindern anderer Parteimitglieder möglicherweise nicht nur von Sorge um die Zukunft der KPCh geprägt. Nach Berichten von topchinesenews.com habe seine Schwester jedoch einen Harvard-Abschluss.

 



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