Yang Peiyi; Du bist nicht hässlich; sie sind es

Yangs Erscheinungsbild auf der Bühne hätte dem Ansehen der Nation geschadet
Titelbild
Dieses Bild, von einem Fernsehbild fotografiert, zeigt die siebenjährige Yang Peiyi bei einem Interview in Peking. (AFP/AFP/Getty Images)
Von 19. August 2008

Diese Geschichte kennen wir nun alle. Yang Peiyi war bereit für den Auftritt ihres jungen Lebens. Da geschah es: Fünfzehn Minuten, bevor sie die „Ode an die Nation“ singen sollte, und während die vier Milliarden Zuschauer auf der ganzen Welt sich einschalteten, um die Eröffnungszeremonie der Olympischen Spiele in Peking anzuschauen, da sagte man Yang Peiyi, dass sie ersetzt werden sollte.

Aber als die neunjährige Ersatz-Sängerin auf der Bühne erschien und zu singen begann, da hörte Yang, wie ihre eigene Stimme aus den Lautsprechern tönte. Das Ersatz-Mädchen bewegte nur die Lippen. Aber es war dieses Mädchen, Lin Miaoke, das sofort in China zum Star wurde.

Tage später erst bekannte der musikalische Leiter für die Eröffnungsfeier, Chen Qigang, dass es ein synchronisiertes Singen war und fügte hinzu „wir mussten uns so entscheiden.“

„Wir mussten die Interessen unseres Landes an die erste Stelle stellen,“ sagte Chen. Kurz gesagt, Yangs Erscheinungsbild auf der Bühne hätte dem Ansehen der Nation geschadet. Sicherlich, Yang hat ein paar schiefe Zähne. Aber sie ist sieben Jahre alt.

Aber obwohl man annehmen konnte, dass dieser Vorfall die kleine Yang geradezu zerstört hat, sah man, wie anmutig sie in einem Interview der staatlichen chinesischen Medien war. Sie sagte, dass sie glücklich wäre, dass gerade ihre Stimme für die Show genommen wurde.

Das klingt gekünstelt – zu gekünstelt – für eine Siebenjährige, nicht wahr?

In China geboren und in China aufgewachsen, da kann ich mir das Leben von Yang ein bisschen vorstellen. Als ich neun Jahre alt war, knüpfte meine Schule Beziehungen zu einer Schule in Kanada. Einige Schüler durften Brieffreunde für kanadische Schüler werden. Ich habe damals auch darum gebeten, eine Brieffreundin zu werden, aber man sagte mir, ich sähe nicht gut genug aus, um die Schule zu repräsentieren.

Das war herzzerreißend für eine Neunjährige. Eine Woche lang habe ich jeden Tag geweint, wenn ich aus der Schule kam. Meine Mama versuchte mich zu trösten und meinte, dass das kluge Köpfchen eines Mädchens viel wichtiger wäre als ihr Gesicht (wovon ich nicht glaube, dass das stimmt, zumindest nicht in China). Trotz der Bemühungen meiner Mutter war mein Selbstvertrauen wirklich erschüttert.

Dann wurde ich überraschend doch als Brieffreundin zugelassen, als einer von den stellvertretenden Schulleitern die Entscheidung umstieß, dass ich nicht attraktiv genug wäre. Ich erinnere mich genau daran, wie der stellvertretende Leiter und ein Lehrer vor meinen Ohren über die Vorzüge meines Aussehens debattierten, als wenn einer dem anderen ein Pferd verkaufe wollte. Obwohl ich schließlich zu den Auserwählten zählte, verfolgte mich doch innerlich der Gedanke, dass ich sicherlich die hässlichste von allen Auserwählten war.

Ein Mädchen namens Candice hat mir dann aus Kanada viele Briefe geschickt. Jeder Brief, den ich erhielt, war schon von der Schule geöffnet und kontrolliert worden, was niemand von uns als merkwürdig ansah. Die Schule war eben die Autorität.

Ich erinnere mich noch, was Candice in ihrem ersten Brief schrieb. Sie erzählte mir, dass sie einen Bruder hatte und dass sie zuhause Goldfische aufzog. Ich antwortete, wie man es mich gelehrt hatte: „Lass uns einen Beitrag leisten zur Freundschaft zwischen China und Kanada.“

Wenn ich auf meine Erfahrungen zurückblicke, dann frage ich mich, was ich wohl zu den Medien gesagt hätte, wenn man mich so zurückgewiesen hätte wie Yang Peiyi. Ich bin sicher, ich würde auch sehr gekünstelt klingen, etwa so: „Ich bin nicht traurig, weil ich glaube, dass die nationalen Interessen höher stehen als alles andere.“ Tatsächlich können viele Kids in China leicht lernen, in dieser Weise zu sprechen, von den Medien, den Lehrern und sogar von den Eltern.

Aber was sind die nationalen Interessen? Ein Einzelner, sei es ein Erwachsener oder ein Kind, ist in den Augen des kommunistischen Regimes nichts weiter als der Zahn eine Zahnrädchens in der gigantischen Staatsmaschinerie, den man gedankenlos ersetzen oder wegwerfen kann, und dessen einzige Aufgabe es ist, der Welt und der Nation ein Bild der Perfektion zu zeichnen. Das Regime hat immer versucht, die Menschen diese Theorie glauben zu machen.

Yang Peiyi, du bist nicht hässlich. Das Regime, das seinen Menschen den Respekt versagt, ist hässlich.

Masha Ma hat studiert an der Peking Universität in Peking und hat einen M.A. von dem Munk Centre for International Studies an der University of Toronto. Sie beendet gerade ihre Promotion für den Doktor des Rechts an der University of Toronto und schreibt eine wöchentliche Kolumne über Kultur für die chinesische Ausgabe der Epoch Times.



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