Chinas Börsenstürze systembedingt – „Nur Rechtsstaatlichkeit hilft“

Die Probleme mit Chinas Börse sind systemimmanent. Nur Rechtsstaatlichkeit könne langfristig helfen. Ein prominenter Finanzkommentator rechnet mit einer Wachstums-Prognose von nur noch 5 Prozent für 2016.
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Alles in grün heißt an Chinas Börsen "alles im Minus". So sah es gestern in Hangzhou aus.Foto: STR/AFP/Getty Images
Epoch Times12. Januar 2016

Vorübergehendes Aufatmen an der Shanghaier Börse: Der Shanghai Composite schloss heute mit 0,2 Prozent im Plus, nachdem er innerhalb der vergangenen Woche drei spektakuläre Kurseinbrüche verzeichnet hatte, die auch internationale Börsen verunsicherten.

Zuletzt verlor der SSE gestern über 5 Prozent, einzelne Papiere wurden aus dem Handel genommen. Am 8. Januar hatte China bekanntgegeben, die erst zu Jahresbeginn eingeführte „Börsen-Notbremse“ wieder abzuschaffen, die Handelspausen oder komplette Schließungen bei zu großen Kursstürzen vorsah. Vergangene Woche war zweimal die Notbremse gezogen worden und machte psychologisch die Sache nur noch schlimmer.

Dass der SSE heute nicht weiter gefallen ist, wurde in Deutschland als positive Nachricht aufgenommen. Doch hinter seiner Talfahrt stecken schwerwiegende Langzeitprobleme, auf die Finanzexperte Gong Shengli gegenüber EPOCH TIMES hinwies.

Experten-Analyse

Aus seiner Sicht zeigen die Börsenturbulenzen folgende Probleme:

1.) Eine Yuan-Abwertung im großen Umfang wird nicht zu verhindern sein;

2.) die Erwartungen für das gesamtchinesische Bruttoinlandsprodukt werden für 2016 wahrscheinlich noch weiter heruntergeschraubt – auf bis zu 5 Prozent (bisher legte man die Latte auf 7 Prozent);

3.) Das dritte Problem ist die Aufnahme des Yuan beim IWF und die damit verbundenen Sonderziehungsrechte: Nun ist der Bewegungsfluss des Yuan noch größer, der früher hauptsächlich auf das Inland beschränkt war, was dazu führt, dass der Yuan nun leichter in andere Länder fließen oder dort gelagert werden kann. Die Abwärtstendenz des Yuan kann damit noch weiter verstärkt werden und dieser Trend spiegelt sich auch an der Börse wieder. Und für Investoren gilt natürlich: Wenn der Yuan an Wert verliert, wird man versuchen, in Yuan notiertes Vermögen zu verkaufen. Die Kapitalflucht wird also angeheizt.

Gong wies auch auf die Wechselwirkung zwischen Yuan und Börse hin: Ein relativ hoher Yuan wirkt stützend auf die Börse, während ein sinkender Yuan zum Abfluss von Kapital und zum Kursrückgang an der Börse führt. Ein Rückgang des BIP schließlich zieht den Kapitalmarkt weiter nach unten.

Die Wurzel aller dieser Probleme sieht er im politischen System und im ständigen Eingreifen der Regierung und Behörden. Laut Gong hat eine politisch geregelte Börse keine Zukunft. Nur Rechtsstaatlichkeit könne die Börse langfristig retten.

Gong Shengli ist ein bekannter Finanzkommentator und Mitglied des chinesischen Think Tanks „Forschungsnetzwerk Internationale Strategie“. (yz / rf)



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