Blogger kartografieren Chinas Umweltverschmutzung
Hongkong – Eine Karte, die die genaue Lage einiger der am schlimmsten verschmutzten Gebiete Chinas exakt bestimmt, macht ihre Runde im chinesischen Internet, nachdem die Ausstellung eines preisgekrönten Fotos viele Stadtbewohner dazu veranlasst hat, der Umweltzerstörung entgegenzutreten, die durch das halsbrecherische Tempo des Wirtschaftswachstums in drei Jahrzehnten verursacht wurde. Vor kurzem erfolgte eine Online-Veröffentlichung einer Serie von preisgekrönten Fotos des chinesischen Fotografen Lu Guang, die ein Bild des Grauens von der Umweltverschmutzung durch die Industrie bietet. Daraufhin haben Online-Aktivisten eine Google-Karte der am schlimmsten verschmutzten Gebiete in China erstellt.
„Ich habe Lu Guangs Fotos gesehen und sie haben mich sehr beeindruckt. Diese Fotos gewannen den W. Eugene Smith Preis für humanistische Fotografie und haben mich wirklich schockiert;“ erklärte Peter Guo Baofeng, ein Fujian Netzbürger und Kartenhersteller.
„Sodann hatte ich die Idee, alle diese Fotos in einer Art und Weise zusammenzustellen, die die Lage aufzeigten, ihre aktuelle Lage auf der Karte, sodass man sie erkennen konnte“, berichtete Guo, der auf der Mikroblog-Plattform Twitter als „Amoiist“ bekannt ist und zu Beginn dieses Jahres wegen seiner Online-Aktivitäten von der Polizei verhaftet wurde.
Viele Krebserkrankungen
Er erklärte, dass er teilweise auf diese Idee gekommen sei, weil eine ähnliche Karte ihn inspiriert habe, die Gegenden in China mit der höchsten Rate von Krebserkrankungen zeigt. Ein Netzbürger namens Shuang Ye hatte sie erstellt.
„Wenn ich die Karten übereinanderlegte, so waren die Schauplätze auf den Fotos ganz in der Nähe der Dörfer mit der hohen Krebsrate. Es gab eine Anhäufung von Krebserkrankungen an den Orten, wo die Umweltverschmutzung besonders hoch war“, fügte Guo hinzu.
Zu den Orten, die Guo und seine Freunde auf der Karte markierten, gehörten auch die Chemiefabrik in Taixing an den Ufern des Jangtse in der östlichen Provinz Jiangsu, einem Dorf in der Nähe der Fanjiazhuang Stahlwerke in Henans Stadt Anyang und die Xiaoshan Chemiefabrik in der östlichen Provinz Zhejiang, wo die Abwässer direkt in den Fluss Qiantang gepumpt werden.
Auch wurden Lus Fotos von der Anyang Stahlfabrik in Henan kartografiert, die mit ihren Abwässern den Fluss Anyang verschmutzt, ebenso die verseuchten Fischfarmen von Guiyu in der südlichen Provinz Guangdong, dieAnlage für chemische Industrie Ma’anshan, die verseuchte Abwässer in den Jangtse pumpt und die Industrieanlage Laseng Temple in der Inneren Mongolei, die Abwässer in den Gelben Fluss leitet.
In einigen der ärmsten Regionen Chinas gibt es in jüngster Zeit eine Welle von Demonstrationen. Vor den Fabriken für Zink und Mangan, die in der Nähe ihrer Wohnungen liegen, demonstrierten Hunderte von Eltern, bei deren Kindern eine Bleivergiftung diagnostiziert worden war.
Unzureichende Durchsetzung
China hat eine imponierende Menge an Gesetzen für den Umweltschutz, aber die staatliche Umweltschutzbehörde hat nur wenig Einfluss angesichts der wild wuchernden Korruption der Beamten und durch den Zwang, wirtschaftliches Wachstum in ärmeren Gegenden besonders herauszustellen.
Umweltaktivisten erklärten, die meisten Leute seien davon überzeugt, dass die Zerstörung der Umwelt durch wirtschaftliches Wachstum unvermeidlich sei.
„Die offiziellen Erklärungen für all‘ dieses, die sie gewöhnlich abgeben, besagen, dass man mit einem gewissen Maß an Schäden rechnen muss, wenn man wirtschaftliche Entwicklung will“, sagte Tiger Sprout, ein Blogger und Umweltaktivist.
„Viele Menschen glauben dieses irrtümlicherweise auch. Die Realität aber sieht ganz anders aus“, erklärte er.
Vorwürfe wegen ‚Arroganz‘
Ran Yunfei, ein Online-Schreiber aus Sichuan, warf den örtlichen Beamten ‚Arroganz‘ vor.
„Worum sie sich nur kümmern, ist das Ansteigen des örtlichen Bruttoinlandsproduktes, mit dem sie sich schmücken können und das ihre Beförderungschancen erhöht“, sagte er.
„Und darum ist diese Situation aus ihrer Arroganz entstanden.“
Lu Guang, der freiberufliche Fotojournalist gewann zu Anfang des Monats den mit 30 000 Dollar dotierten W. Eugene Smith Preis für humanistische Fotografie für sein Projekt „Umweltverschmutzung in China“
Lu, 45, wurde als Gewinner bei den W. Eugene Smith Gedächtnisfonds bei einem Ereignis zum 30. Jahrestag der Gruppe bekannt gegeben.
Chinas Führer haben zugegeben, dass es ihnen schwer fallen wird, einen höheren Wirkungsgrad an Energie und die Emissionsvorschriften bis 2010 in Einklang zu bringen trotz des landesweiten Plans, die massiven Umweltschäden zu begrenzen.
In seinem Arbeitsbericht auf der jährlichen Sitzung des Nationalkongresses im März erklärte Premierminister Wen Jiabao, dass China im Jahre 2008 seinen Energieverbrauch pro Einheit des Bruttoinlandsproduktes um 4,59 Prozent gesenkt habe.
Im Jahre 2006 setzte Wen im 11. Fünfjahresplan das Ziel fest, den Energieverbrauch um 20 Prozent bis Ende 2010 zu reduzieren. Das war Teil einer Kampagne, um den Folgen von Chinas Bauboom und der stark fortschreitenden Industrialisierung des vergangenen Jahrzehnts zu begegnen.
Die Karte der „Krebsdörfer“ in China ist auf der Grundlage des Artikels „Hunderte katastrophale krebserregende Orte in China“ von dem Autor Deng Fei in der Ausgabe 11 vom April 2009 des chinesischsprachigen Magazins „Phonix-Weeking“ gezeichnet.
Originalartikel auf Englisch: Bloggers Map China’s Pollution
vielen Dank, dass Sie unseren Kommentar-Bereich nutzen.
Bitte verzichten Sie auf Unterstellungen, Schimpfworte, aggressive Formulierungen und Werbe-Links. Solche Kommentare werden wir nicht veröffentlichen. Dies umfasst ebenso abschweifende Kommentare, die keinen konkreten Bezug zum jeweiligen Artikel haben. Viele Kommentare waren bisher schon anregend und auf die Themen bezogen. Wir bitten Sie um eine Qualität, die den Artikeln entspricht, so haben wir alle etwas davon.
Da wir die Verantwortung für jeden veröffentlichten Kommentar tragen, geben wir Kommentare erst nach einer Prüfung frei. Je nach Aufkommen kann es deswegen zu zeitlichen Verzögerungen kommen.
Ihre Epoch Times - Redaktion