Chef von Online-Gigant Alibaba will aus China auswandern

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Alibaba-Gründer Ma Yun-Foto: Peter Parks/AFP/Getty Images
Von 12. November 2013

Er könne sich vorstellen, in Hongkong alt zu werden. Mit dieser Bemerkung schockierte der Chef von Chinas Internet-Giganten Alibaba vergangene Woche die Chinesen. Dass Ma Yun ans Auswandern denkt, sorgte für Wirbel, da er als sehr regimekonform bekannt ist. Ma ist damit der nächste Prominente, der sich samt Vermögen ins Ausland bewegt.

Alibaba, das asiatische Ebay

Ma ist Gründer von Alibaba, der größten Online-Handelsplattform der Welt. Alibaba bietet Services ähnlich denen von Ebay und Paypal an und wird vor allem von kleineren und mittelständischen Unternehmen genutzt, um Waren aus asiatischen Ländern einzukaufen.

In den vergangenen Monaten hatte Ma bereits den Börsengang von Alibaba im Ausland geplant. Eine zeitlang sah es so aus, als würde es zum Börsengang in New York kommen. Nun wird es wohl doch die Hongkonger Börse werden, wie auch ein Artikel in Euromoney andeutete. Der Marktwert von Alibaba.com wird von Experten auf 70 bis 120 Milliarden Dollar geschätzt. Im Sommer sprachen Analysten bereits von einem möglichen Volumen von 100 Milliarden Hongkong-Dollar (rund 13 Mrd US-Dollar) für die Aktienplatzierung von Alibaba.

Ein plötzlicher Gesinnungswandel

Wirklich verstörend wirkten auf die chinesische Bevölkerung allerdings, was Ma bei seinem Treffen mit Hongkonger Medienvertretern am 6. November noch plauderte: Nicht nur dass er mit einer Hongkonger Greencard permanent dort leben wolle, sondern auch dass er Hongkong mögen würde und dort bereits Eigentum gekauft habe.

Nach allem, was man von ihm in China gewohnt ist, klingt das wie eine 180-Grad-Wende.

Noch am 13. Juli war Mas ostentative Begeisterung für das kommunistische Regime aufgefallen, als er der South China Morning Post gegenüber äußerte, Deng Xiaoping habe damals “die absolut korrekte Entscheidung” getroffen, als er 1989 den Befehl zum Massaker auf dem Platz des Himmlischen Friedens gab. Mas Pressereferent behauptete später, sein Chef wäre falsch zitiert worden. Die Zeitung stand jedoch zu ihrer Berichterstattung.

Wie auch immer man den Vorfall interepretiert, hat Ma regelmäßig seine Liebe zum Regime betont und auch zahlreiche Beziehungen zu hochrangigen Beamten.

Reiche Geschäftsleute auf der Abschussliste

Vielleicht wurde sein Gesinnungswandel durch die Schicksale verschiedener anderer Geschäftsgrößen motiviert, vermuten Beobachter. Besonders reiche Unternehmer wandern derzeit nicht nur wegen düsterer Wirtschaftsprognosen aus, die einen Crash Chinas im Jahr 2014 vorhersagen. Sie fürchten ganz einfach um ihr Leben.

Ein Beispiel aus dem Jahr 2012: Li Jun war einst der reichste Mann in der Mega-City Chongqing. Dann kam Bo Xilais „Kampagne gegen die Schwarzen“ und sein Eigentum wurde beschlagnahmt, acht seiner Familienmitglieder wurden verhaftet. Im Juli 2013 wurde der Immobilien-Mogul Zeng Chengjie hingerichtet, nachdem er wegen Betrugs verurteilt und sein Vermögen eingezogen worden war. Es ging um ein Firmenvermögen von 2 Milliarden Yuan (250 Milllionen Euro).

Im Oktober wurde der erfolgreiche Chef einer Investitionsfirma, Wang Gongquan, verhaftet. Dass er eine Gruppierung von Bürgerrechtlern unterstützt hatte, dürfte dabei auch eine Rolle gespielt haben. Zong Qinghou, der bis vor kurzem als Chinas reichster Mann galt, wurde im September bei einem Überfall vor seinem Haus verletzt. Auch wenn der Angriff nicht direkt mit Feindlichkeit vonseiten der Beamten zu tun zu haben scheint, könnte er doch dazu beigetragen haben, das Ma sich in seinem Heimatland nicht mehr ganz so sicher fühlt.

Internetnutzer finden´s unlogisch

Mas Emigrations-Pläne wurden im Internet hitzig diskutiert. “Viele talentierte Leute, Elitenangehörige, reiche Familien und Beamte sind auch am Auswandern. Die wollen ihr eigenes Land nicht verändern; die denken nur daran, an einen sicheren Ort zu fliehen,” schrieb ein Internetnutzer. Und ein anderer kommentierte: “Hat er nicht immer mit seinem Patriotismus und seiner Regierungstreue angegeben? Warum flüchtet er jetzt? In Hongkong gibt es Gedenkveranstaltungen für das Massaker vom 4. Juni 1989. Das passt nicht zu seiner Einstellung!” “Unlogisch!”schrieb noch ein anderer. “Warum flieht er zu den Kommunismushassern? Könnte es sein, dass dies seine wahre innere Einstellung ist?”



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