China: Eine besondere Sichtweise auf die mutmaßlichen Selbstmorde bei Foxconn
Die zehn Selbstmorde und drei Selbstmordversuche chinesischer Arbeiter beim Produktions-Giganten Foxconn in diesem Jahr haben zu internationaler Aufmerksamkeit und Verurteilung Foxconns geführt. Foxconn wird vorgeworfen, seine Arbeiter auszubeuten und zu misshandeln.
Während die meisten Berichte sich auf Anklagen gegen den Ausbeutungsbetrieb und die wirtschaftlichen Folgen konzentrieren, vermuten einige China-Experten, dass die weit verbreitete öffentliche Aufmerksamkeit das Resultat einer politischen Intervention ist, die Foxconns Konkurrenten begünstigen soll.
Alter Trick
„Es ist ein alter Trick des chinesischen kommunistischen Regimes, taiwanische Unternehmen zu berauben“, erklärte Kao Weipang, Vorsitzender der taiwanischen Vereinigung von Investmentopfern in China (VICA). „Als ich die einhellige Kritik in den staatlich kontrollierten Medien sah, wusste ich, dass es sich nicht nur um den Selbstmordskandal handelt. Sie versuchen, Terry Gou zu zerbrechen.“
Der sechzigjährige Terry Gou ist der Gründer und Generaldirektor der Gesellschaft Hon Hai Präzisionsinstrumente mit Sitz in Taiwan. Der taiwanische Magnat eröffnete seine erste chinesische Fabrik im Jahre 1988 in Shenzhen, einer besonderen Wirtschaftszone im Norden von Hongkong. Seitdem hat sich Foxconn sehr schnell zum weltgrößten Hersteller von Elektronik- und Computerkomponenten entwickelt. Foxconn hat feste Verträge mit Nokia, Sony, Apple, Dell und vielen anderen kleineren Unternehmen. Es gibt 800.000 Mitarbeiter, 300.000 davon in Shenzhen.
Foxconn geht gegen Peking vor
Im Jahr 2008 begann der Albtraum für Foxconn, als sich Gou bei den Behörden Pekings über seinen Hauptkonkurrenten BYD beklagte. BYD wird von Wang Chuanfu geleitet, einem Mitglied des Ständigen Komitees des Volkskongresses – der mächtigsten Abteilung der Kommunistischen Partei.
Laut Foxconn begannen die Spannungen zwischen Foxconn und BYD schon im Jahr 2003, als BYD mehr als 400 wichtige Mitarbeiter des Nokia-Teams abwarb. Mit ihnen wanderten interne Unternehmenspapiere und Informationen zu BYD. Foxconn klagte BYD außerdem an, sein Unternehmensmodell kopiert zu haben.
Im Jahre 2006 verklagte Terry Gou BYD wegen Diebstahls von Geschäftsgeheimnissen. BYD gewann den Prozess und verklagte nun seinerseits Foxconn, Beweismittel gefälscht und mit Bestechung gearbeitet zu haben. Im Endeffekt wurden einige Angestellte von Foxconn verhaftet.
Zur selben Zeit übernahm BYD einen beträchtlichen Geschäftsanteil von Foxconn, indem es seinen taiwanischen Konkurrenten unterbot. Im Jahr 2008 übertrafen Einkommen und Aktiengewinne bei BYD die von Foxconn. Im Jahre 2009 kaufte Warren Buffetts Berkshire Hathaway 10 Prozent von BYD für 230 Millionen Dollar.
Gefährliche Kommunikation
Gou entschloss sich, Hilfe bei Chinas Zentralregierung zu suchen. Das war, nach Aussagen eines früheren hochrangigen Managers von Foxconn, Gous tödlicher Fehler. „Seitdem“ sagte der pensionierte Manager, „ist es für Terry Gou sehr schwer, zu überleben.“
Kao Weipang von VICA erklärte, dass solche Kommunikationen mit der Zentralregierung oft Gefahren heraufbeschwören. „Meines Wissens hat noch kein taiwanisches Opfer in all den Jahren jemals Gerechtigkeit von den höheren Behörden erfahren.“
Verdächtige Selbstmorde
Einige Fakten, die mit den Selbstmorden bei Foxconn zusammenhängen, haben Fragen aufgeworfen, ob es sich tatsächlich um Selbstmord oder um Mord handelt. Das neunte Opfer zum Beispiel, das angeblich in den Tod sprang, hatte vier Messerstichwunden am Körper.
Einige der Opfer, wie auch andere Foxconn Mitarbeiter, sind von Foxconns Sicherheitsleuten mit grober Gewalt misshandelt und gequält worden. Das Foxconn-Imperium hat den Ruf, sehr strenge und schlagkräftige Sicherheitsleute zu besitzen.
Zahlreiche Blogger, die sich als ehemalige Arbeiter bei Foxconn vorstellten, haben bestätigt, dass das Sicherheitspersonal des Unternehmens Mitarbeiter oft festgenommen und misshandelt habe. Doch nie wurden sie dafür zur Verantwortung gezogen.
Vergangenen Januar fotografierte ein Reporter von „Reuters“ von der Hauptstraße aus einen Fabrikkomplex und wurde daraufhin von Sicherheitsleuten grob behandelt. Der Reporter rief die Polizei, die auch intervenierte. Aber die Sicherheitsleute wurden weder befragt noch festgenommen.
Die Polizei sagte dem Reporter, er könne sich schriftlich beklagen. Laut „Reuters“ Bericht erklärte man ihm: „Sie sind frei zu tun, was sie tun wollen… Aber hier handelt es sich um Foxconn. Sie haben einen besonderen Status. Bitte, verstehen Sie.“
Industriespionage im Spiel
Winifred Tung, ein taiwanischer Anwalt, beschrieb kürzlich in einem Interview mit „Radio Taiwan International“, wie viele taiwanische Unternehmen von Spionen ausgeplündert wurden, die von chinesischen Behörden geschickt wurden, um an Spitzentechnologie heranzukommen. Bei dieser Industriespionage spielt das Sicherheitspersonal oft eine wichtige Rolle.
Tung erklärte, es sei schwer zu sagen, für wen die Sicherheitsleute tatsächlich arbeiten: „Wenn sie sich um einen Job bewerben, weiß man nicht, wer sie sonst noch bezahlt.“
Was bei den Selbstmorden auch verdächtig ist, ist die große Anzahl der Berichterstattungen darüber in den staatlichen Medien im April und Mai. Die Kritik von „Xinhua“, dem Sprachrohr der Partei, war besonders scharf.
Tung erklärte, dieses sei eine klare Botschaft. „Von Zeit zu Zeit berichten chinesische Medien über negative Dinge“, bemerkte Tung. „Doch eine solch‘ scharfe Kritik erscheint für gewöhnlich in den Medien der Regionen, in denen der fragliche Vorfall sich ereignet hat. Doch dieses Mal findet die Berichterstattung im ganzen Land statt.“
Die Berichte konzentrierten sich hauptsächlich auf die gesellschaftlichen Angelegenheiten, die mit diesen Selbstmorden zusammenhängen, wie geringe Bezahlung, hohe Selbstmordraten, das System der staatlichen Haushaltsregistrierung und die Unterdrückung der Arbeitergewerkschaften. Diese Themen erschienen auch vorrangig in den internationalen Medien.
Plötzliche Medienzensur
Aber dann plötzlich wurden Berichte und Diskussionen über Foxconn aus den chinesischen Medien und von den wichtigsten Webseiten verbannt. Das geschah, als Kommentatoren damit begannen, die Probleme des Foxconn-Managements richtig einzuordnen und sie mit den politischen, administrativen Systemen und dem Rechtssystem der Nation zu verknüpfen.
Für Terry Gou mag die Attacke unerwartet gewesen sein in Anbetracht des hohen Beitrags, den Foxconn für Chinas Bruttoinlandsprodukts geleistet hat. Aber für das Regime ist das taiwanische Unternehmen nicht mehr von Nutzen. Es wird vielleicht als nichts anderes angesehen, als ein Hindernis für den von der Regierung unterstützten Konkurrenten. Wie eine chinesische Redensart sagt: „wenn das Kaninchen gefangen ist, kann der Hund gekocht werden.“
Originalartikel auf Englisch: Foxconn Suicide Scandal: Deeper in the Fox Hole
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