8 knallharte Fakten, warum Investoren China untreu werden

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Crash-Prophet Lang Xianping im Jahr 2006, kurz nachdem sein beliebter Wirtschafts-Talk im Shanghaier Fernsehen abgesetzt worden war.Foto: MARK RALSTON / AFP / Getty Images
Von und 13. November 2014

„China ist nicht mehr das billige Investitions-Traumland von einst, sondern teuer und kompliziert. Ein paar Beispiele gefällig?“

Lang Xianping, Professor für Wirtschaftswissenschaften der Chinese University of Hongkong ist bekannt für seine provokanten Thesen, die er schlicht „die Wahrheit“ nennt.

Lang ist einer der bekanntesten Crash-Propheten Chinas und sagt gerne Sätze wie: „Jede chinesische Provinz ist ein Griechenland“.

In einem Artikel für das Wirtschafts- und Finanzportal BW Chinese lieferte Lang acht erstaunliche Fakten auf die Frage, warum immer weniger ausländische Investoren Lust haben, in China zu investieren. Seine Analyse erschien am 7. November 2014 – passend zum APEC-Treffen, das ebenfalls gedämpfte Stimmung bei ausländischen CEOs offenbarte.

China bietet keinen Vorteil mehr“

„China hat seine Kernkompetenz, die Investoren und Unternehmer ins Festland zog, bereits eingebüßt. Früher galten billige Arbeitskräfte als größter Vorteil der chinesischen Manufakturen. Mittlerweile sind die Personalkosten in China fast schon so hoch wie in den USA. Und auch bei Energie- und Mietpreisen gibt es in China keinen Vorteil mehr: 1 Kilowattstunde Strom für die Industrie kosten in China rund 1 Yuan (0,13 Euro), in den USA jedoch nur die Hälfte. Gas für die Industrie ist in China siebenmal so teuer wie in den USA. Auch die Logistik-Kosten für Transport, Lagerung und Verwaltung liegen 1,5 bis 2 mal so hoch wie in den USA. Industrie-Grundstücke kosten in China 102 US-Dollar pro Quadratmeter, in Mitte und Westen der USA nur 13-20 US-Dollar.“

Auch das chinesische Geschäftsklima nahm Lang unter die Lupe und konstatierte: Wen die Energiepreise nicht abschrecken, dem gibt die Bürokratie den Rest. Ein ganzer Berg an juristischen und politischen Fragen ist zu klären, bevor ein Unternehmen an den Start gehen kann – und was man hier an Zeit und Geld verpulvert, gibt dicke Abzüge beim Geschäftsklima.

108 Stempel für eine Firma

Im Geschäftsklima-Bericht der Weltbank "Doing Business 2014", der im Oktober 2013 herauskam, schaffte es China nur auf Platz 96 der Rangliste von 189 Ländern. Untersucht werden für diese Studie zehn – teilweise auch politische – Aspekte.

Wie schwierig eine Gründung in China ist, zeigt der Fall eines Unternehmers aus Guangzhou, der 2013 beklagte, für ein Investitionsprojekt vom Start bis zur offiziellen Genehmigung 53 Behördenbesuche und 108 Stempel gebraucht zu haben. Sein Behördenmarathon dauerte ganze 799 (!) Arbeitstage …

Paragraphen-Dschungel aus 10.000 Gesetzen

Hinzu kommt die Willkür von Justiz und Verwaltung: Bis Ende 2011 bestanden in China neben der Verfassung 239 Gesetze und 714 „administrative Regelungen“ , also fast 1000 Richtlinien, die eingehalten werden wollen. Und das sind nur die Gesetze der Zentralregierung! Hinzu kommen

8921 regionale Gesetze der Provinzen, Bezirke und Kreisstädte, da in China jede Verwaltungsebene eigene Gesetze erlassen und Bußgelder für Verstöße verlangen kann.

Auch vor Überraschungen ist man nicht gefeit: Zum Beispiel bittet das Finanzamt schon mal um Steuerzahlungen im Voraus, falls die Behörde Einnahme-Löcher im laufenden Jahr hat.

Horrende Finanzierungskosten

Und dann noch die Finanzierungskosten: Für Chinas kleinere und mittlere Betrieben sind sie mit 20-50 Prozent ziemlich hoch, in den USA darf man mit 10 Prozent rechnen. Für Großunternehmen ist der Prozentsatz mit 6,5 noch relativ niedrig, in den USA liegt er jedoch nur bei 2 Prozent. Allein bei den Finanzierungskosten gewinnt die USA gegen China, egal ob es um die Gründung eines großen oder kleinen Unternehmens geht. Absolut ungelöst ist auch Chinas Langzeitproblem „Schutz des geistigen Eigentums“.

„Welche Gründe gibt es also noch für ausländische Unternehmen, in China zu investieren oder dort zu bleiben?“ fragte Lang Xianping am Ende seiner Bestandsaufnahme.

Kartell-Keule gegen ausländische Player?

In eine ähnliche Kerbe schlug auch ein Reuters-Bericht vom 12. November über das

U.S-China Business Council (USCBC) am Rande des Pekinger APEC-Treffens. „Ganz klar, der Optimismus mäßigt sich“, sagte darin USCBC-Präsident John Frisbie. „In der Geschäftswelt gibt´s auch eine Menge strategischer Unsicherheit.“

Besonders Kartellverfahren gegen große ausländische Unternehmen, die in China in den vergangenen Jahren liefen, machen den Investoren zu schaffen. Mehrfach wurden Autobauer, Lebensmittelhersteller und Hightech-Firmen mit Bußgeldern belegt, darunter der Chip-Hersteller Qualcomm und Microsoft. China möchte in manchen Branchen seine eigenen Player voranbringen, heißt es, und verursache deshalb die Probleme. Das chinesische Kartellamt verneint dies natürlich.

US-Konzerne schrauben Erwartungen zurück

Bei verschiedenen Foren im Rahmen des APEC-Gipfels hörte man in Reden wichtiger Konzern-CEOs vermehrt die Botschaft, die großen Investoren wollten nicht mehr weiter in China investieren – auf der jetzigen Basis weitermachen, das ja. Aber bitte nichts Neues mehr anfangen…

„Es gibt hier mittlerweile einen neuen Maßstab“, sagt laut Reuters Myron Brilliant, Vize-Präsident der U.S. Chamber of Commerce über Geschäftsaktivitäten in China. „Wir alle gewöhnen uns an niedrigere Profite und Margen. Und so lange fairer Wettbewerb, Transparenz und Gesetzmäßigkeit bestehen, ist das für uns ok.“



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