China: Immobilienblase platzt „noch vor 2022“
Auf der einen Seite boomende Metropolen, auf der anderen entvölkerte „Geisterstädte“: Chinas Immobilienmarkt dominieren konträre Szenarien. Die Bestrebungen des Regimes, die Urbanisierung voranzutreiben, wird in naher Zukunft weitere Geisterstädten produzieren, sagen Analysten. Eine Zeitbombe ist auch die Überalterung in Folge der Ein-Kind-Politik.
Gewinner sind die Boom-Metropolen
Während der Markt in den Städten 1. und 2. Klasse boomt, kriselt es in den dritt- und viertplatzierten Städten: Die Klassifizierung der Städte ergibt sich aus Wirtschaftskraft und Einwohnerzahl
Ein Bericht nahm kürzlich die Städte mit dem riskantesten Immoblienmarkt unter die Lupe und kam zu dem Schluss, dass die Top-50 Risiko-Städte alle zur Klasse 3 und 4 gehörten: Mit einem Überangebot an Immobilien bei gleichzeitigem Bevölkerungsschwund. Und Finanzforscher Guo Shiping von der Shenzhen University sorgte für Wirbel, als er veröffentlichte, dass im letzten Jahr von 648 Groß- und Mittelstädten lediglich 70 einen Immobilien-Preisanstieg erlebten, während der Preis in 364 Städten fiel.
Überalterung durch Ein-Kind-Politik
Nach dreißig Jahren Ein-Kind-Politik kämpft Chinas Bevölkerung mit dem Problem der Überalterung. Su Jian, Wirtschaftskoryphäe an der Universtität Peking, sagte neulich vorraus, das Chinas Einwohnerzahl im Jahr 2018 ihren Höhepunkt erreicht, wonach sie rasch fallen wird. Die Arbeitskraft wird schon ab 2015 schrumpfen; die Zahl der Rentner wird nach 2022 ihren Höhepunkt erreichen, dann wird die Zahl der Berufstätigen jährlich um 10 Millionen fallen.
Einen Effekt des Bevölkerungsrückgangs auf die Immobilienpreise werde man ab 2018 in Form von Preisrückgang zu spüren bekommen, sagt Su. Die Immobilienblase wird noch vor 2022 platzen, prophezeit er. “In Peking und Shanghai werden die Wohnungspreis noch einmal dramatisch steigen in den zwei, drei Jahren bevor die Blase platzt.“ Danach werde Chinas Wirtschaft in eine tiefe Depression geraten.”
Immobilienblase wie in Japan
Was aktuell in China passiert, gleicht den Vorgängen im Japan der 80er Jahre, sagte Experte Zhang Weili in der Chinese Financial Times. Viele Chinesen gingen davon aus, dass die Regierung die Immobilienblase weiter am Laufen halten wird, ähnlich wie die Japaner sich in den 80ern auf ein weiteres Anwachsen ihrer Immobilienpreise verließen. Laut Analysen hätte damals die Politik, die Interessentenraten niedrig zu halten (und dadurch die Wirschaft am Wachsen zu halten) bei gleichzeitig niedriger Grundbesitzsteuer den Crash von Japans Immobilienmarkt verursacht, der in den 90ern kam. In China läuft gerade das Gleiche ab.
Einige Wissenschaftler, die dem chinesischen Regime nahestehen, behaupten, dass ein vorzeitiges Platzen der japanischen Blase hätte verhinder werden können, wenn sie die Interessentenrate Anfang der 90er nicht so plötzlich angehoben worden wäre. “Es dominiert die Meinung, dass die Politik sich nicht aktiv am Zerstören der Blase beteiligen sollte, sondern lieber nach Möglichkeiten einer sanften Landung suchen sollte“, so Zhang.
Regierung im Dilemma
In den vergangenen Jahren habe China versucht, „das Wirtschaftswachstum am Laufen zu halten und eine Inflation zu verhindern, während man gleichzeitig die wirtschaftliche Restrukturierung vorantrieb.“ Jedoch habe sich die neue Regierung zum Ziel gesetzt, das Bruttoinlandsprodukt weiterhin bei 7 Prozent jährlichem Wachstum zu halten, was im direkten Konflikt mit der wirtschaftlichen Restrukturierung stünde, so Zhang. Die Regierung treibe die Restrukturierung aktiv voran, weil sie eine harte Landung fürchte.
Aber das bringt nichts, meint er. „Bei so einer riesigen, überproportionalen Blase wird die Landung hart sein.“
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