China: Kreative Verkehrspolitik bremst den Absatz von Autos
China gilt als einer der wichtigsten Absatzmärkte für Autos weltweit. Während nach Angaben des Verbands der Automobilindustrie (VDA) die Zahl der Neuzulassungen im September 2012 in Deutschland bei etwa 250.000 lag, wurden in China nach Angaben der China Association of Automobile Manufactuers (CAAM) im gleichen Zeitraum etwa 1,62 Millionen Fahrzeuge verkauft. Trotz der glänzenden Verkaufszahlen gibt es inzwischen Anzeichen eines Konjunkturrückgangs auf dem weltweit größten Autoabsatzmarkt. Dabei spielen die Regulierungsmaßnahmen der chinesischen Regierung eine beträchtliche Rolle.
Der weltweit größte Autoabsatzmarkt zeigt Anzeichen von Schwäche
Für deutsche Automobilhersteller wie VW und Mercedes-Benz lief das Geschäft in China bis jetzt recht gut. Nach Ankündigung der Peking Benz Automotive Co. habe das Unternehmen im Jahr 2011 93.000 Autos verkauft. Das sei im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg um 86,2 Prozent. Im Mai und Juni 2012 habe es das Unternehmen sogar geschafft, mehr als 10.000 Autos innerhalb eines Monats zu verkaufen. Zahlen auf focus.de zufolge sei der Absatz von VW auf dem chinesischen Markt seit Beginn des Jahres um 18,3 Prozent gestiegen. Daraufhin habe der VW-Chef für China Jochem Heizmann das Ziel definiert „mindestens so stark zu wachsen wie der Markt – aber besser noch mehr“.
Beim Konjunkturrückgang auf dem Automobilmarkt in China könnte das Ziel von VW weniger ehrgeizig sein, als es derzeit den Anschein erweckt. Die Webseite von sohu.com veröffentlichte eine Statistik der CAAM, der zufolge das Wachstum des Autoabsatzes im Jahr 2011 und in der ersten Jahreshälfte 2012 jeweils 2,45 und 2,9 Prozent betragen habe. Nach Analysen der Webseite sohu.com verlangsame sich das Wachstum des Autoabsatzes in China seit 2009. Die Menge der an den Großhandel ausgelieferten Fahrzeuge habe im Jahr 2009 einen Anstieg von 46 Prozent, im Jahr 2010 von 32 Prozent, im Jahr 2011 von 3 Prozent und von Januar bis August 2012 von 4,1 Prozent erlebt. Luo Lei, der Vize-Vorsitzende der CAAM, kommentierte, dass der chinesische Automarkt bereits in eine Periode reduzierten Wachstums gekommen sei.
Dieses geringe Wachstum änderte im September sein Vorzeichen, es sei im Vergleich mit dem Vorjahr um 1,75 Prozent gesunken. Nach Angaben der CAAM haben die zehn meistverkauften Automarken ihre Zielsetzung für die erste Jahreshälfte 2012 nicht erreicht. Beispielsweise habe FAW Toyata Motor Co. nur 35,57 Prozent, Changan Ford Mazda Automobile Co. 40,18 Prozent und Dongfeng Yueda Kia Motor Co. 46,04 Prozent ihrer Verkaufsziele umsetzen können. Nach Einschätzung der CAAM und des statistischen Amtes befinde sich die Automobilbranche in China zurzeit in einer Phase des Abbaus von Lagerbeständen und der Gewinn sei daher zurückgegangen.
Ähnlich wie in Deutschland werden in China inzwischen auch Rabatte beim Autokauf angeboten. Nach Recherchen der Webseite auto.sohu.com werden beispielsweise für einen Mercedes S600 Rabatte in Höhe von 26.000 bis 40.000 Yuan (etwa 3.200 bis 5.000 Euro) angeboten. Im letzten Jahr mussten die Käufer solcher Luxusautos in China noch zuzahlen, um ihre Chance zu erhöhen, überhaupt eines zu bekommen.
Kreative Verkehrspolitik bremst Autoabsatz
Natürlich spielt die Rezession für den Absatzrückgang auf dem Automobilmarkt eine wichtige Rolle. Die Methoden, mit denen die chinesische Regierung gegen überfüllte Straßen, Verkehrschaos und Staus vorzugehen versucht, tragen jedoch ebenfalls dazu bei. So wird zurzeit in Peking, Guangzhou und Shanghai der Kauf von Privatautos von der Regierung eingeschränkt. Das äußert sich darin, dass Personen, die den Wunsch und das Kapital haben, sich ein Auto zu kaufen, möglicherweise keines bekommen können. In mehreren großen Städten in China wird gegenwärtig ebenfalls über die Einführung solcher Kaufeinschränkungen diskutiert.
In Peking werden beispielsweise seit mehr als einem Jahr wie beim Lottospiel Nummern vergeben. Inzwischen betrage die Quote 1:47. Gerüchten zufolge werden in Peking nur 20.000 Privatautos pro Monat zugelassen. In Shanghai werden seit mehr als zehn Jahren Autokennzeichen versteigert. In der ersten Jahreshälfte 2012 wurde mit 64.000 Yuan (etwa 8.000 Euro) ein Rekordergebnis bei der Versteigerung eines Autokennzeichens erzielt. Die Einwohner von Shanghai bezeichnen die Nummernschilder in einer Art Galgenhumor als effektive Geldanlage.
Grund für solche Maßnahme ist der Verkehr in vielen großen Städten. Die chinesische Hauptstadt Peking wird in einem Wortspiel als „Hauptstau“ bezeichnet. Nach Angaben der Webseite finance.jrj.com.cn habe IBM im Jahr 2010 den Verkehr der 20 wirtschaftlich wichtigsten Städte der Welt bewertet und Peking habe die Negativliste angeführt. Im Jahr 2011 sei das Verkehrschaos in Peking schlimmer als das in Mexiko City, obwohl durch die Einführung der Kaufeinschränkungen der Autoabsatz zur Hälfte gesunken sei.
Der Wirtschaftsspezialist, Professor Lang Xianping ist der Meinung, dass Kaufeinschränkungen nicht der richtige Weg zur Verbesserung der Verkehrslage seien. Er verglich die beiden Großstädte Peking und Hongkong. In Hongkong gebe es pro 1.000 Einwohner nur 0,29 km Straße, während es in Peking 1 km gebe. Allerdings betrage die Verkehrsdichte im Stadtzentrum von Peking 680 Autos pro Kilometer und in Hongkong nur 133 Autos pro Kilometer.
Nach der Meinung von Lang Xianping sei die schlechte Stadtplanung verantwortlich für den Stau. In fast allen Städten in China werde die U-Bahn erst nach der Entwicklung eines Stadtteils gebaut, während in Hongkong die U-Bahn-Linie als erstes definiert worden sei, um die wirtschaftliche Entwicklung zu fördern. Daher sei das Benutzen der U-Bahn in Hongkong viel einfacher als in Peking und die Einwohner müssen nicht mit dem Privatauto zur Arbeit fahren. Außerdem habe die Regierung in Peking wichtige Gebäude im Stadtzentrum immer weiter ausgebaut, anstatt zu dezentralisieren. Infolgedessen sei das Stadtzentrum extrem überlastet.
Bisher sind keine wirksamen Patentmethoden in Sicht, um dem Dilemma zwischen Wachstum und Ersticken am Wachstum zu entkommen.
Weitere Informationen: Chinesische Statistik
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