China: Pekings größte Wassersysteme gefährlich verseucht

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Ein chinesischer Arbeiter versucht einen Fluss in Peking von Müll zu befreien.Foto: Teh Eng Koon/AFP/Getty Images
Von 22. August 2013

Chinas Wasserquellen sind in einem Ausmaß belastet, das man schon lange nicht mehr als sicher bezeichnen kann. Zu diesem Schluss kommen die landeseigenen Behörden, wie jetzt in einem Bericht der chinesischen staatlichen Umweltschutzbehörde zu lesen ist.

Die Zeitung “The Beijing News” berichtete, dass das Umweltschutz-Überwachungszentrum von Nordchina, das dem Ministerium für Umweltschutz unterstellt ist, vor kurzem eine Untersuchung der Wasserqualität der Flüsse in fünf Landkreisen Pekings eingeleitet hat. Das gesamte 16.807 Quadratkilometer große (etwas größer als Schleswig-Holstein) Verwaltungsgebiet Pekings hat 20,69 Millionen Einwohner (Jahresende 2012).

Von den Wasserproben aus 37 verschiedenen Flüssen war jede mehr belastet, als es die bestehenden Sicherheitstandards erlauben. Einige waren in einem gefährlichen Ausmaß verschmutzt. Von den fünf größten Gewässernetzen war der Nord-Kanal am schlimmsten verschmutzt. Der Nord-Kanal wird für 90 Prozent der Entwässerung der Innenstadt Pekings verwendet und versorgt 70 Prozent der Einwohner mit Wasser. Dort im Ballungszentrum leben etwa 12 Millionen Einwohner.

Der Standardtest zur Beurteilung von Wasserqualität Chemical Oxygen Demand (COD) ergab, dass das Wasser im Nordkanal fast 95 mal höher belastet war, als das Ausmaß, das als sicher erachtet wird.

Gutachten zeigten außerdem große Ansammlungen von unbehandelten Abwässern in Peking. Anscheinend sind nur 60 bis 70 Prozent der stark bewohnten Gegenden in Peking an Kläranlagen angeschlossen. Ein großer Anteil von Abwässern wird direkt in die Flüsse geleitet. Der Umweltbericht von 2012 vom Pekinger Kommunalbüro für Umweltschutz zeigt, dass von den 88 Flüssen, die von Peking überwacht werden, 42,1 Prozent zu den am schlechtesten der momentan bewerteten Gewässern zählen.

Krebsdörfer

Gefährlich stark verschmutzte Gewässer finden sich aber nicht nur in Peking. Laut der staatlichen Umwelt-Beobachtungsstation, sind 90 Prozent der Wassersysteme im Umkreis aller chinesischen Städte ernsthaft verschmutzt. Mehr als 50 Prozent der Wasserquellen für Städte erreichen nicht den nötigen Trinkwasserstandard. Durch die Verschmutzung mit chemischem und industriellem Abfall wird das Wasser in vielen Gegenden als toxisch betrachtet.

Radio Free Asia berichtete, dass sich von Chinas 80.000 chemischen und pharmazeutischen Unternehmen mehr als 10.000 in der Nähe von Wohngegenden befinden. 23 Prozent befinden sich innerhalb eines Radius von fünf Kilometern zu Wasserquellen. Viele kleine und mittelgroße Chemieunternehmen lassen ihr Abwasser direkt in Flüsse und Bäche einlaufen.

Der Student Liu Li von der University of Central Missouri berichtete der Liberty Times, dass es laut offiziellen Angaben seit dem Jahr 2010 mehr als 241 “Krebsdörfer” in China gebe. Der Begriff Krebsdorf wird seit kurzem verwendet, um viele kleine Städte und Dörfer zu beschreiben, die sich in der Nähe von kontaminierten Wasserversorgungen befinden und bei denen die Anzahl der Krebsdiagnosen und Krebstoten weit über den durchschnittlichen Zahlen liegen.

Die Sterblichkeitsrate bei Krebserkrankungen in China hat sich in den letzten 30 Jahren um 80 Prozent erhöht. Zurzeit sterben 2,7 Millionen Menschen pro Jahr in China an Krebs. Somit stirbt jeder Vierte an einer Form von Krebs. Liu Li sagte der Liberty Times, dass “industriell verschmutztes Wasser der Hauptgrund für das Auftreten dieser Krebsdörfer ist.”



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