China zwischen Wachstumszwang und schwächelndem Immobilienmarkt
Es geht weiterhin abwärts auf Chinas Immobilienmarkt, das belegen die neuesten Zahlen aus Chinas staatlichem Statistikamt. Jüngst machte es die Zahlen vom Juni publik über Preisänderungen verglichen mit den Zahlen vom Mai 2014.
Bei 55 von 70 untersuchten Städten sanken die Preise im Juni im Vergleich zum Mai beim Kauf von Neubauten. Bei gebrauchten Wohnungen sank der Preis in 52 Städten. Sogar in den vier begehrtesten und teuersten Großstädten sanken die Preise, nämlich in Peking, Shanghai, Guangzhou und Shenzhen.
Mit Sorge betrachtet Gong Fangxiong, seit März der erste Volkswirt von JPMorgan China, die Szenerie. Er meint, dass die Preise weiter sinken werden und dass dieses der Normalzustand in den kommenden ein bis zwei Jahren sein wird. Er sagt voraus: „die Immobilienentwickler werden aussortiert. Von bisher 80.000 werden sich nur noch 10.000 am Markt halten können.“ Die Banken sieht er jedoch nicht in der Gefahrenzone.
Aufhebung der Kaufbeschränkungen – keine gute Lösung
Seit Anfang Juni haben einige Städte die Kaufbeschränkungen aufgehoben, die bisher in China üblich waren. In 49 Städten durfte man höchstens zwei Wohnungen als Eigentum erwerben. Jetzt haben die Behörden in acht Städten die Aufhebung der Beschränkung mitgeteilt, in weiteren Städten gibt es Gerüchte über bevorstehende Lockerungen.
Die Haushaltseinnahmen in den Städten werden bis zu einem Drittel aus Grundstücksverkäufen bestritten, sinken die Preise, dann sinken die Einnahmen. Wir berichteten darüber. China: Die goldenen Geldquellen der lokalen Regierungen sprudeln nicht mehr
Chinas Ministerpräsident Li Keqiang sagte kürzlich in einer Rede, dass die Wirtschaftsprobleme Chinas eng mit den Problemen der Immobilien- und Baubranche zusammenhingen. Das berichtete das Onlineportal www.winshang.com am 21. Juli. Sein Vorschlag war, die Investitionen in diesen Markt zu beschränken und den Wohnungskauf zu drosseln.
Fast zeitgleich verbreiteten sich die Nachrichten, dass weitere 30 Städte vorhaben, die Beschränkungen aufzuheben.
Düstere Prognosen der Wirtschaftsweisen
Der Wirtschaftswissenschaftler Ma Guangyuan schreibt in seinem Blog, dass die Blase riesig wäre, wenn die Regierung selbst sie zum Platzen bringen würde, wäre das wie Selbstmord. Denn, so argumentiert er, 15 Prozent des BIP kommen vom Immobilienmarkt, wenn es dort Probleme gibt, wird die ganze Wirtschaft in China zusammenbrechen.
Ins gleiche Horn stößt Zhu Baoliang, Leiter der Abteilung für Wirtschaftsprognosen im staatlichen Informationszentrum. Er spricht über die 60 Prozent in der Manufakturbranche, die mit der Baubranche zu tun haben. Auch in den Finanzierungsplattformen und bei Finanzprodukten ist der Anteil des Immobilienmarktes mit 60 Prozent sehr hoch und damit der Einfluss auf das gesamte Wirtschaftsgeschehen.
Und last but noch least erinnert der Amerikaner Carson Block von Muddy Waters Research daran, dass er schon immer gesagt hätte, dass Chinas Zahlen nicht wirklich stimmen. Er prophezeit, dass Chinas BIP – wenn die Blase platzt – um 25 Prozent niedriger sein wird und das jährliche Wachstum von den jetzt noch offiziell angegebenen 7,5 Prozent unter 2 (!) Prozent sinken werde.
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