Chinas Große Grüne Mauer erweist sich als Fehlschlag

Ein großes, kostspieliges Programm gegen ein herausragendes ökologisches Problem Chinas macht alles noch schlimmer.
Titelbild
(Peter Parks/AFP/Getty Images)
Von 30. Juli 2009

Die Große Grüne Mauer, auch bekannt als „Drei-Norden-Schutzgürtel“ Programm, entstand im Jahre 1978. Sie hatte zum Ziel, 35,6 Millionen Hektar bewaldeten Gebietes über eine 4,5 Kilometer breite Spur im Nordosten, Norden und Nordwesten Chinas als Schutzgürtel zu schaffen. Das Programm war für 73 Jahre angelegt und sollte in Nordchina einen bewaldeten Schutzgürtel schaffen, der zwischen 5 und 15 Prozent des Gebietes abdeckt.

Mit Hilfe des Programms sollten die ökologischen Bedingungen in Nordchina verbessert und das Vordringen der Wüste verhindert werden. Zu dem Zeitpunkt, als das Programm zur Ausführung kam, verlor China durch Versteppung jährlich mehr als 1.500 Quadratkilometer an Grasland.

Nach Forschungsberichten ist das ehrgeizige Programm der Baumbepflanzung fehlgeschlagen. Jiang Gaoming, ein bekannter Umweltschutzexperte der Chinesischen Akademie der Wissenschaften, ist davon überzeugt, dass Nordchina für eine breit angelegte Baumbepflanzung nicht geeignet ist.

„Man könnte sagen, sie versuchen in einem baumlosen Gebiet Wälder entstehen zu lassen, in dem es seit Tausenden von Jahren keine gab,“ erklärte Jiang in seinem Blog am 17. Februar 2008. Der jährliche Niederschlag in diesen Gebieten liegt bei weniger als 380 Millimeter und sie bestehen aus Grasland oder Wüste.

„Eine Baumbepflanzung in trockenen oder wasserarmen Gebieten widerspricht ökologischen Prinzipien,“ sagte Jiang vor drei Jahren zu Reportern der „Chinese Flower News“. Er bezeichnet das Ziel, 15 Prozent von Chinas Norden mit Wald zu bedecken, als „Märchen“.

Geschichten über die Erfolglosigkeit der Baumbepflanzung gibt es in Nordchina reichlich. Bekannt geworden ist das Gebiet Minqin in der Provinz Gansu, eine trockene Wüste mit einem jährlichen Niederschlag von 114 Millimeter. Von den Bäumen, die auf 53.000 Hektar in den vergangenen Jahrzehnten gepflanzt wurden, ist ein Viertel abgestorben und der Rest besteht aus verkümmerten Bäumen, die den Boden nicht schützen können, lautet ein Bericht von Karen Bennett vom World Resource Institute.

Schlimmer noch – weil durch Baumbepflanzung und Bewässerung mehr Wasser in Minqin verbraucht wurde, ist der Grundwasserspiegel um 12 bis 19 Meter gesunken, in einigen Fällen sogar um 40 Meter. Das zeigt eine Studie Bennetts. Zehntausende von Menschen haben die Gegend verlassen und man erwartet, dass Minqin in den nächsten zehn Jahren von der Wüste verschluckt wird.

Die chinesischen Behörden jedoch berichten über Erfolge bei der Baumbepflanzung. Ende 2008 hat die staatliche Forstverwaltung, die für das Große-Grüne-Mauer-Programm verantwortlich ist, behauptet, sie habe mehr als vierundzwanzig Millionen Hektar aufgeforstet, 5 bis 10,5 Prozent in Nordchina.

Studien zeigen, dass die erfolgreiche Aufforstung auf bestimmte Gebiete beschränkt ist, wohingegen die Versteppung der meisten Gebiete unvermindert fortschreitet.

Nach Forschungsberichten der Chinesischen Akademie für Wissenschaften wuchs die jährliche Versteppung von 1.560 Quadratkilometern in den Jahren von 1950 bis 1970 auf 2.100 in den achtziger Jahren, auf 2.460 in den neunziger Jahren und schließlich auf 3.437 zu Beginn des einundzwanzigsten Jahrhunderts an. Der Bericht der staatlichen Forstverwaltung über ein Zurückgehen der Versteppung ist noch nicht durch unabhängige Untersuchungen bestätigt worden.

Bei den bestehenden Wäldern weisen die Forscher auf viele Probleme hin, vor allem auf die einzelner Baumarten. In Ninxia zum Beispiel sind 70 Prozent der gepflanzten Bäume Pappeln und Weiden. Im Jahr 2000 starb eine Milliarde davon durch eine Krankheit (Anoplophora) und machte die Bemühungen von zwanzig Jahren zunichte. Die Anfälligkeit für Krankheiten verbunden mit der rasch voranschreitenden Erschöpfung der Boden- und Wasserreserven verwandelt die Wälder mit bestimmten Baumarten in „grüne Wüsten“. Das berichtet der Agro-Botaniker Zhang Yan. Die Aufforstung mit bestimmten Baumarten hilft, die offizielle Liste an Bäumen zu erhöhen, aber sie versagt bei der Verbesserung der Umwelt.

Übertreibungen in Berichten über Baumbepflanzung führen zu weiteren Problemen. Jiang Gaoming hat nachgefragt, ob Sträucher als Bäume angeben werden und ob eine Zählung sterbender oder verkümmerter Bäume durchgeführt worden sei.

Das Pflanzen von Bäumen ist teuer und die Überlebenschancen sind gering. Der Journalist Weng Bao hat berichtet, dass eine Baumbepflanzung von einem Hektar 330 bis 2.000 US-Dollar kostet, je nachdem, wie trocken das Gebiet ist. Diese Kosten berücksichtigen nicht das Baumsterben und die anschließende Neubepflanzung.

„Wir können nicht mit absoluter Sicherheit garantieren, dass die gepflanzten Bäume überleben und müssen sie in drei bis vier Jahren neu pflanzen,“ erklärte Wang Man, Leiter des Forstamtes in Zhangbei in der Provinz Hebei. Cao Shixiong von der China Agricultural University schätzte, dass von allen seit 1949 in den Trockengebieten gepflanzten Bäumen nur 15 Prozent überlebt haben.

Natürlich ist die Problematik der Baumbepflanzung nicht auf China beschränkt. Stalins „Großer Plan zur Veränderung der Natur“ im Jahr 1948 führte zu einem großen Misserfolg. Nur zwei Prozent der in einer trockenen Steppe gepflanzten Bäume überlebten. Das ging als Beispiel in das Lehrbuch über die Plünderung der Umwelt ein. Interessanterweise hat Chinas Große-Grüne-Mauer-Programm auf ähnliche Art versucht, Bäume in trockenen Steppengebieten zu pflanzen, ein Programm, das aggressives Vorgehen gegen die Umwelt beinhaltet.

Das Große-Grüne-Mauer-Programm scheint die Aktionen der Mao-Ära umzukehren, als Bäume gefällt und Grasland vernichtet wurde. Doch seine fundamentalen Eingriffe in die ökologischen Bedingungen scheinen Maos Ethos „Kampf gegen Himmel und Erde“ zu wiederholen. Das beschrieb die chinesische Wissenschaftlerin Shapiro in ihrem Buch „Maos Kampf gegen die Natur“.

Gibt es brauchbare Alternativen zur Baumbepflanzung, um die Umwelt in Trockengebieten zu verbessern? Eine Antwort: „Es dem Land selbst überlassen, etwas wachsen zu lassen“ wie Jiang Gaoming es nennt. Jiang und sein Team von Wissenschaftlern haben das Grasland auf dem sandigen Land von Hunshandke in der Inneren Mongolei erfolgreich wieder hergestellt, indem sie das betroffene Gelände eingezäunt und zwei Jahre lang vor der Nutzung durch den Menschen geschützt haben. Dieser Versuch hat Jiang davon überzeugt, dass die Natur in der Lage ist, sich zu regenerieren.

„Keine weitere unüberlegte Baumbepflanzung!“ sagt auch Gao Yuchua als Antwort auf Jiangs Aufruf. Gao Yuchuan ist der Amtsleiter des Forstamtes von Jingbian, Shaanxi. Er erklärte auch auf Grund seiner Erfahrungen: „Zehn Jahre lang zu pflanzen ist nicht so gut wie ein Jahr lang brach liegen zu lassen.“

Aber die chinesischen Behörden bleiben weiterhin taub. In der offiziellen Politik wird der natürliche Regenerationsprozess als unbedeutend angesehen und darum werden dafür auch nur wenige Mittel zur Verfügung gestellt. Stattdessen handelt die Zentralregierung weiter nach ihrem auf 73 Jahre angelegten Plan, eine bewaldete „Große Grüne Mauer“ zu bauen.

Hong Jiang, Ph.D., lehrt Geographie an der Universität von Hawaii. Seine Spezialgebiete sind die Kulturgeographie der Umwelt, Umweltpolitik und Nutzung der Ressourcen in China.

Originalartikel (englisch): http://www.theepochtimes.com/n2/content/view/20291/

(Peter Parks/AFP/Getty Images)
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