Chinas Immobilien-Markt in schwerer Krise

Chinas Immobilien-Markt erlebt seine schlimmste Krise, seitdem das chinesische Regime eine Reihe von Maßnahmen durchführte, um den Preisanstieg bei Wohnungen einzudämmen. Analysten warnen vor nahendem Ende der Immobilien-Luftblase in China.
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Baustelle an der belebten Nanjing-Einkaufsstraße in Shanghai. China investierte viel in Immobilien – etwa 750 Milliarden US-Dollar allein im Jahr 2010, seitdem es den Markt gegen Ende der 1990er Jahre privatisierte hatte.Foto: Mark Ralston/AFP/Getty Images
Von 30. November 2011

Am 11. November sagte der Wirtschaftswissenschaftler Andy Xie (Xie Guozhong) aus Shanghai seinen Zuhörern auf dem Caixin Gipfel, Chinas Immobilien-Luftblase sei jetzt geplatzt. Denn die Immobilien-Entwickler hätten alle Möglichkeiten erschöpft, sich Geld zu leihen.

Er sagte voraus, viele chinesische Immobilien-Gesellschaften müssten in den kommenden Monaten schließen und die Immobilien-Krise sei die Hauptursache für viele Probleme in Chinas Wirtschaft. Der verdrehte Immobilien-Markt zog viele Industrieunternehmer an, die ihre Geschäfte auf die Hoffnung ausrichteten, auf dem Immobilien-Sektor Gewinne zu erzielen.

Preisverfall bei Immobilien

Im Oktober fielen Chinas Immobilien-Preise in 34 von 70 Städten im Vergleich zu 17 Städten im September. Wie Chinas staatliches Statistik-Büro am 18. November mitteilte, lag der durchschnittliche monatliche Rückgang bei 0,15 Prozent. Das ist der schlimmste Niedergang, seitdem die Behörden Anfang des Jahres einige „eindämmende“ Maßnahmen durchführten, um die steigenden Immobilien-Preise kontrollieren zu können.

Im Produktionszentrum in der Küstenregion der Stadt Wenzhou in der Provinz Zhejiang fielen die Immobilien-Preise am stärksten, nämlich um 4,6 Prozent seit September und damit um mehr als das Zehnfache des Landesdurchschnitts.

In den vier „erstklassigen“ Städten – Peking, Shanghai, Guangzhou und Shenzhen – fielen die Immobilien-Preise nach drei Monaten der Stagnation.

Die Hälfte von Chinas neuen Immobilien-Magnaten in Shanghai schafften ihren Aufstieg während des Immobilien-Höhenflugs 2009. Jetzt sind sie in einer Krise.

„Sales“ bei Immobilien

Laut der chinesischen Tageszeitung 21st Century Business Herald startete einer der Entwickler-Magnaten gerade eine Verkaufsförderung von Immobilien mit einer Preissenkung von 7.000 Yuan (1.000 US-Dollar) pro Quadratmeter, der zuvor bei 26.000 Yuan lag, was den größten Preisverfall in der chinesischen Immobilien-Geschichte bedeutet. Aber die Verkäufe erfolgten trotzdem langsamer als erwartet.

Der Artikel zitierte Shanghais leitenden Immobilien-Experten Chai Yifeng, der sagt, die vier größten Immobilien-Magnaten in Shanghai hätten alle Probleme mit Verkauf und Finanzierung.

Der Immobilien-Analytiker Shen Jianguang, von der in Hongkong ansässigen Gesellschaft Mizuho Securities Asia, sagte gegenüber dem amerikanischen Auslandssender Voice of America (VOA): „Der Preisverfall in China betrifft nicht nur neu gebaute Häuser in Großstädten, sondern auch vorhandene Immobilien in „zweitklassigen Städten“.“

Die Wende kommt am Immobilien-Markt

Deshalb glaube er, dass die „Trendwende“ Chinas Immobilien-Markt erreicht hat.

Die Pekinger Gesellschaft Centaline Agency und Yang Hongxu, Forschungsleiter am Shanghaier E-House Real Estate Institute, stimmten ihm zu.

Cheng Xu, ein leitender Wirtschaftswissenschaftler bei Moody, sagte zu VOA (Voice of America), Chinas Immobilien-Luftblase habe sich bereits ausgebildet und das Platzen sei nur eine Frage der Zeit.

„Als wir vor einem Jahr vorhersagten, Chinas Immobilien-Luftblase würde platzen, analysierten wir die Kosten einer normalen 100 Quadratmeter-Wohnung in Peking und das Familieneinkommen eines Angestellten. Auf der Basis von Moodys Berechnung war das Verhältnis 40:1 für Lagen innerhalb des Vierten Rings in Peking und 25:1 für Lagen zwischen dem Vierten Ring und dem Fünften Ring. Kurz bevor die Immobilien-Luftblase in den Vereinigten Staaten platzte, erreichten San Francisco und New York City die höchsten Werte der Nation mit einem Verhältnis von etwa 10:1. Wie wäre das in China möglich?”

Der alte Weg der „Entlastungsmaßnahmen“

Andy Xie äußerte sich über die „Entlastungsmaßnahmen“ des Regimes, bzw. das Ankurbelungspaket von 2008, um der Wirtschaft zu helfen. Er sagte, die chinesischen Behörden sollten nicht den alten Weg einschlagen und wieder Entlastungsmaßnahmen durchführen. Denn sie würden sich langfristig negativ auswirken. Es würde wieder beweisen, dass ohne Sicherheitsleistungen der Regierung oder der Banken Chinas gewinnbringendes Modell zusammenbrechen wird. Ohne von diesem Modell abzurücken, gebe es keine Hoffnung für Chinas Wirtschaft.

Im März sagte Larry Lang, Professor für Geldwirtschaft an der Chinese University of Hong Kong und berühmter Fernsehmoderator, die Immobilien-Industrie sei die letzte Stütze der chinesischen Wirtschaft. Überall in China gebe es mit Ausnahme des Immobilien-Markts große Überkapazitäten in der Wirtschaft, die sich noch in starker Nachfrage ausdrücke. Das Bändigen des Immobilien-Marktes ähnele jedoch dem Versuch, einen Vulkan davon abzuhalten, auszubrechen; es werde schließlich zu einer „ernsten Inflation kommen, die wieder zu einem Niedergang der Wirtschaft führe oder sogar zum Ausbruch des Vulkans und schließlich zum Zusammenbruch der letzten Säule, die Chinas Wirtschaft stützt“.



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